Der Begriff der Parapsychologie wurde 1889 von Max Dessoir eingeführt. Er benutzte ihn erstmals in dem okkultistischen Magazin „Sphinx“ und setzte ihn aus dem griechischen „para“, das „neben“ bedeutet, und „psychologia“, also der „Seelenkunde“, zusammen. Mit der Parapsychologie begründete er einen völlig neuen wissenschaftlichen Forschungszweig, der sich mit psychischen Fähigkeiten befassen sollte, die über das bekannte normale Wachbewusstsein hinausgehen, also „daneben“ liegen. Gegenstand der Parapsychologie sollten die Ursachen dieser Fähigkeiten, aber auch die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, sein. Zu den Phänomenen, die die Parapsychologie erforscht, gehören Telepathie, Präkognition, Psychokinese, Hellsehen, Reinkarnation, Spuk und Geistererscheinungen.
Parapsychologie: Echte Forschung oder Pseudowissenschaft?
In der Welt der Wissenschaft ist die Parapsychologie allerdings nicht besonders hoch angesehen: Die meisten Forscher halten sie für eine Pseudowissenschaft. Das liegt zum einen daran, dass es nicht besonders viele methodisch abgesicherte Untersuchungen gibt, zum anderen aber auch daran, dass es in den Bereichen, die die Parapsychologie erforscht, viele Betrugsfälle gibt. Eine modernere Form der Parapsychologie ist die Anomalistik, die versucht, diese Bereiche mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Bisher von der Parapsychologie angewandte Methoden sind zum Beispiel sensorische Deprivation (dabei wird der Geist von allen äußeren Reizen abgeschirmt) oder Ganzfeld-Versuche, um außersinnliche Wahrnehmung wie zum Beispiel Telepathie nachzuweisen. Experimente dieser Art wurden vor allem von den amerikanischen Geheimdiensten eingesetzt, mit dem Ziel, ganz neue Formen der Spionage möglich zu machen. Früher zählte man übrigens auch Hypnose zur Parapsychologie, die inzwischen aber längst anerkannt ist und auf verschiedene Weise im medizinischen Bereich zum Einsatz kommt. Daher wird sie nun der regulären, anerkannten Psychologie zugerechnet.
Wer geht zum Parapsychologen?
Fragen an die Parapsychologie haben natürlich vor allem Menschen, die überzeugt sind, übersinnliche Kräfte zu haben, die Stimmen hören, unheimliche Erscheinungen sehen oder sich von Geistern verfolgt fühlen. In solchen Fällen kann man sich in Deutschland an die Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg wenden. Die anerkannte und in der Bundesrepublik einzigartige Einrichtung wurde 1989 von der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie e.V. gegründet und hilft Menschen, die eines dieser Probleme haben oder zum Beispiel in eine so genannte Psychosekte geraten sind und Hilfe brauchen. Oft lassen sich Erscheinungen oder Wahrnehmungen dann viel leichter erklären, als die Betroffenen gedacht haben – und es handelt sich gar nicht um ein der Parapsychologie zuzuschreibendes Phänomen.
Kann man Parapsychologie studieren?
Die Parapsychologie wird von manchen einfach als Teilbereich der Psychologie betrachtet, von vielen anderen aber, wie gesagt, als Pseudowissenschaft. Es ist aber durchaus möglich, Parapsychologie zu studieren. Zwar sind die Hochzeiten der Parapsychologie vorbei: Diese waren in den 1970er Jahren und hingen nicht zuletzt mit dem Aufkommen der New-Age-Bewegung und einem wachsenden Interesse an spirituellen Themen und Bewusstseinserweiterung zusammen. Da die Forschung jedoch belastbare Ergebnisse schuldig blieb, wurden seither viele Institute geschlossen und entsprechende Lehrstühle aufgegeben. In Deutschland war das einzige universitäre Institut für Parapsychologie an der Universität Freiburg und wurde 1950 von dem Parapsychologen Hans Bender gegründet. Das Institut für Parapsychologie gibt es zwar noch immer, es gehört aber inzwischen nicht mehr zur Universität. In den USA gibt es aber durchaus noch immer Universitäten, an denen es möglich ist, Parapsychologie zu studieren.
Ob die Parapsychologie nun eine Pseudowissenschaft ist oder nicht, sie beschäftigt sich jedenfalls mit Phänomenen, die keine andere Wissenschaft erklären kann. Vielleicht wird die Parapsychologie eines Tages ja in der Lage sein, Methoden zu finden oder zu entwickeln, die diesem Forschungsbereich auch belastbare Ergebnisse liefern.
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