Die meisten Menschen kennen Paracelsus heute als Patron von Apotheken und Drogerien, als Schutzherr von Kliniken, als Namensgeber für diverse Medizin- und Kräutermixturen oder aber eingestanzt in Medaillen für verdiente Ärzte. Doch wer ist der Mann, der auf die Medizin einen so großen Einfluss hatte? Wann lebte Paracelsus, wie verlief sein Leben und was waren seine Grundsätze? Hier erhältst Du eine Zusammenfassung der wichtigsten Facts.
Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim wurde vermutlich Ende 1493 oder Anfang 1494 in Egg, einem Kanton in der Schweiz, geboren. Seinen Spitz- bzw. Künstlernamen erhielt er während seiner Arbeit als Feldarzt in einigen Kriegen Europas. Vermutlich ist Paracelsus eine latinisierte Form seines Nachnamens „Hohenheim“, denn „celsus“ bedeutet übersetzt „hochragend“. Das Wissen und Wirken des Paracelsus gilt als überaus umfassend. Über seine Arbeit als Arzt hinaus war er auch als Alchemist, Astrologe, Mystiker, Laientheologe und Philosoph tätig. Paracelsus’ Leben war vorwiegend ein Wanderleben, das sich zwischen Süddeutschland und der Schweiz, aber auch in vielen anderen Ländern Europas bewegte. Auf seinen Reisen lernte Paracelsus besonders das einfache Volk kennen und schätzen. Er hinterließ zahlreiche deutschsprachige Aufzeichnungen und Bücher, die größtenteils erst nach seinem Tod gedruckt wurden.
Paracelsus’ Kurzbiografie
Paracelsus war Sohn des Arztes, Naturforschers und Alchemisten Wilhelm Bombast von Hohenheim und zog nach dem frühen Tod seiner Mutter im Jahre 1502 mit seinem Vater nach Villach in Kärnten, wo dieser eine Arztpraxis aufbaute und führte. Auf diese Weise erhielt der junge Paracelsus erste Einblicke in Medizin, Bergbau und Scheidekunst, in heutigem Sprachgebrauch Chemie genannt. Im Alter von 16 Jahren begann er das Studium der Medizin an der Universität Basel, danach folgten zwölf Wanderjahre und Aufenthalte bei bekannten Alchemisten wie Sigmund Füger von Schwaz und Abt Bruno von Spanheim. 1510 erlangte Paracelsus in Wien den Grad eines Bakkalaureus der Medizin. Nach einem vermuteten kurzzeitigen Aufenthalt im italienischen Ferrara zur Erlangung der Doktorwürde in Chirurgie und Innerer Medizin, wahrscheinlich im Jahr 1516, war Paracelsus als Wundarzt in vielen Teilen Europas tätig. In diese Zeit fiel auch die bereits erwähnte Namensänderung von Theophrastus zu Paracelsus. Nachdem Paracelsus um 1525 zum Konsil von Basel berufen wurde, tauschte er sich regelmäßig mit Humanisten wie Erasmus von Rotterdam, Wolfgang Lachner und Johannes Oekolampad aus. Von 1527 bis 1528 lehrte er als Arzt an der medizinischen Fakultät in Basel. Die Vorlesungen hielt er – entgegen der damaligen Gepflogenheiten – in deutscher Sprache statt in Latein, denn: „Die Wahrheit müsse nur deutsch gelehrt werden“. Aufgrund der Tatsache, dass er gegen Autoritäten aufbegehrte, musste Paracelsus Basel fluchtartig verlassen und in den darauffolgenden Jahren um sein Leben fürchten. Um noch einen draufzusetzen, verbrannte er in Basel öffentlich die Bücher von Galenos und Avicienna, auf die sich die damalige rein theoretische Medizinerausbildung berief, und floh in den Elsass um das drohende Gerichtsverfahren zu umgehen. In daran anschließenden Wanderjahren verfasste Paracelsus zahlreiche medizinische Werke wie „Paramirum“, „Opus Paragranum“ sowie die zweibändige „Große Wundarzei“, die leider unvollendet blieb. Die Krönung seiner Arbeit war das im Jahre 1537 vollendete Schriftwerk „Astronomia Magna“ mit einer Vielzahl an theologischen und metaphysischen Gedanken, welches jedoch erst dreißig Jahre nach seinem Tod unter dem Titel „Die Ganze Philosophia Sagax der großen und kleinen Welt“ veröffentlicht wurde. Paracelsus wurde nicht einmal 50 Jahre alt – er verstarb am 24. September 1541 in Salzburg. Grund für seinen Tod war entgegen der damaligen Spekulationen vermutlich eine Quecksilbervergiftung.
Paracelsus’ medizinische Lehre
Durch seine internationalen Wanderwege kam Paracelsus mit den unterschiedlichsten Heilmethoden verschiedener Länder in Kontakt. Sein ganzes Leben verbrachte er jedoch damit, eine neue Heilkunst zu finden, die nicht auf Bücher, sondern auf eigener Anschauung und Erfahrung begründet war – ein Forscherethos, auf das sich bis heute viele Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Literatur berufen. Besonders im rationalistischen Zeitalter der Aufklärung ergab sich daraus die epochale Haltung der Selbsttätigkeit des Menschen und des Tatsachenbefundes. Seinen wichtigsten Beitrag leistete Paracelsus allerdings in der Medizin, die er durch die Fülle seiner medizinischen, naturkundlichen, astrologischen und theologischen Schriften vom Mittelalter in die Neuzeit hinüber führte. Die Kenntnis und Beherrschung vierer Teildisziplinen sind für Paracelsus neben der Gnade Gottes zur erfolgreichen Ausübung der ärztlichen Kunst unabdingbar: Philosophie, Astronomie, Alchemie und Proprietas (Redlichkeit).
Paracelsus als Wegbereiter der modernen Arzneimittelkunde
Paracelsus war der Erste, der biologisch-chemische und physikalische Vorgänge im menschlichen Körper erkannte und daraus schlussfolgerte, dass Krankheiten durch chemische Mittel beeinflusst werden können. Er gilt damit als Wegbereiter der pharmazeutischen Chemie: Die Chemiatrie des 16. und 17. Jahrhunderts baute auf seine Überlegungen auf und mündete letztlich in der modernen Arzneimittelkunde. Paracelsus` wohl bekannteste These, die auch heute noch volle Gültigkeit besitzt, lautet: „Allein die Menge macht das Gift (Dosis sola venenum facit).“ Zudem bezog Paracelsus auch die Umwelt und die Psyche des Menschen in seine Diagnosen mit ein und betrachtete Krankheiten ganzheitlich, d.h. er behandelte die Ursachen und nicht nur die Symptome. Es gibt fünf Hauptarten von Krankheitseinflüssen (Entia), auf die sich seiner Meinung nach jede Krankheit zurückführen lässt:
Ens Astrorum/Ens Astrale (die Gestirnseinflüsse)
Ens Veneni (durch den Körper aufgenommenes „Gift“)
Ens Naturale (Vorherbestimmung; Konstitution)
Ens Spirituale (Einfluss der „Geister“)
Ens Dei (unmittelbarer Einfluss Gottes)
Paracelsus heute
Auch heute ist der Name Paracelsus noch vielen ein Begriff. Nicht nur zahlreiche Kliniken sind nach dem berühmten Arzt aus dem 16. Jahrhundert benannt, auch einer Kette von Heilpraktikerschulen, die als Ausbildungsträger für Naturheilkunde, Psychotherapie, Tierheilkunde, Präventive Medizin und Wellness fungieren, haben ihren Namen Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim zu verdanken. Die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft ist die höchste Auszeichnung der deutschen Mediziner. Sie wird seit 1952 alljährlich auf dem Deutschen Ärztetag an zwei bis sechs Mediziner verliehen, „die sich durch vorbildliche ärztliche Haltung oder durch erfolgreiche berufsständische Arbeit oder hervorragende wissenschaftliche Leistungen besondere Verdienste um das Ansehen des Arztes erworben haben.“ Zudem verleiht Paracelsus’ Heimatstadt Villach seit 1952 alle drei Jahre den Paracelsusring für wissenschaftliche und künstlerische Leistungen im Geiste und im Sinne des Paracelsus. Der goldene Ring zeigt die Wappen der Hohenheimer sowie der Stadt Villach. Seit 1991 wird unter dem Namen Paracelsus außerdem die größte deutsche Gesundheitsmesse in Wiesbaden organisiert.
Wer hätte gedacht, dass hinter dem Namen Paracelsus ein Mann steckt, der von so großer Bedeutung für die deutsche Medizin und die Arzneimittelkunde war? Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim war nicht nur ein Mann mit umfassendem Wissen, sondern hatte auch das Herz am rechten Fleck. Er setzte sich für die Rechte der einfachen Leute ein und brachte Studenten bei, auf ihre eigene Erfahrung zu setzen. Wer im 16. Jahrhundert bereits so ein fortschrittlicher Denker war, der verdient, dass man noch heute seinen Namen auf Medaillen, Apotheken und Klinikschildern lesen kann.
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