Nostradamus lebte im 16. Jahrhundert und war eigentlich Apotheker. Seine Prophezeiungen beschäftigen die Menschheit noch heute – doch warum eigentlich? Und wer war überhaupt dieser sagenumwobene Nostradamus?
Nostradamus ist ohne Frage einer der berühmtesten Astrologen überhaupt. Der Grund für seine Popularität sind die Prophezeiungen des Nostradamus, an deren Gültigkeit noch heute viele Menschen glauben. Nostradamus war eigentlich Apotheker, arbeitete und etablierte sich aber vor allem als Arzt und eben Astrologe.
Er stammte aus Frankreich und lebte im 16. Jahrhundert, sein bürgerlicher Name war Michel de Nostredame – Nostradamus ist die lateinisierte Form seines französischen Namens. Er schrieb Horoskope für die Kinder der von der Astrologie begeisterten Katharina von Medici und wurde angeblich zum Ende seines Lebens hin sogar Leibarzt des Königs Karl IX. Doch was genau wusste Nostradamus über die Zukunft?
Wer war eigentlich Nostradamus?
Nostradamus wurde 1503 in Saint-Rémy-de-Provence geboren und wuchs als eines von insgesamt mindestens acht Geschwistern auf. Der Familienlegende von Nostradamus zufolge waren bereits seine Großväter Leibärzte verschiedener Könige, eindeutig belegt ist das aber nicht. Den Grundstock seiner Bildung soll Nostradamus schon in seiner Kindheit durch seinen Urgroßvater erhalten haben, der ihn in den Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch unterwies und ihm außerdem Mathematik und Astrologie beibrachte. Später studierte Nostradamus in Avignon, musste das Studium aber bereits nach wenigen Monaten abbrechen, weil die Pest ausbrach. Damals starben viele Menschen an dieser Seuche, eine Krankheit, gegen die Nostradamus als Arzt zeitlebens immer wieder kämpfte. Dass Nostradamus allerdings tatsächlich ein ausgebildeter Arzt war, ist zweifelhaft: Sicher ist, dass er Apotheker war und vielfach als Mediziner arbeitete. Im Jahr 1533 ließ Nostradamus sich nieder und gründete eine Familie, doch seine Frau und beide Kinder starben wenige Jahre später an einer Krankheit (mutmaßlich der Pest). Anschließend begab er sich mehrere Jahre auf Wanderschaft durch das Elsass, Lothringen und Italien, bis er 1547 erneut heiratete. Da seine Frau recht wohlhabend war, konnte Nostradamus sich nun verstärkt der Schriftstellerei widmen – so konnten die berühmten Almanache und Prophezeiungen von Nostradamus entstehen.
Die Prophezeiungen des Nostradamus
Ab 1550 begann Nostradamus, jährliche Almanache mit Prophezeiungen für das jeweilige Jahr herauszubringen – im Grunde genommen umfangreiche Jahreshoroskope für das Weltgeschehen. Wirklich berühmt machten ihn aber 1555 „Les Propheties de Michel Nostradamus“, also die Prophezeiungen des Nostradamus, die das Weltgeschehen für unglaubliche 2242 Jahre vorhersagten – also bis ins Jahr 3797! Die Prophezeiungen bestanden aus dreimal 100 (= Centurien) und einmal 53 so genannten „Quatrains“: vierzeilige Verse, die sich vor allem durch die Eigenschaft auszeichneten, sehr viele Interpretationsmöglichkeiten zu bieten. Eine Tatsache, die sicher auch erklärt, warum nach wie vor so viele Menschen von der Richtigkeit der Prophezeiungen des Nostradamus überzeugt sind, denn ähnlich wie beim Orakel von Delphi sind viele Vorhersagen mehrdeutig oder so kryptisch, dass sich vieles hineinlesen lässt. So ist es für die Prophezeiungen des Nostradamus typisch, dass sie auf konkrete Zeitangaben oder die Nennung von Namen verzichten und stattdessen in einer sehr bildhaften Sprache, reich an Metaphern, abgefasst sind. Der Philosoph Max Dessoir hat es einmal so ausgedrückt: „Das Wunder bei Nostradamus ist nicht sein Text, sondern die Auslegekunst seiner Erklärer.“
Kannte Nostradamus die Zukunft?
Für besonderes Aufsehen sorgte die 35. Strophe seiner ersten Centurie von 1555 – sie wird oft als Vorhersage des Todes von König Heinrich II. gewertet, der 1559 an den Folgen einer Verletzung starb, die er sich in einem Lanzenturnier zugezogen hatte: Die Lanze seines Gegner zerbrach und ein Splitter der Waffe drang durch das Visier oberhalb des Auges ein. Zehn Tage später starb Heinrich an den Folgen seiner Verletzung. Die Prophezeiung, die Nostradamus gemacht hatte, lautete wie folgt:
„Der junge Löwe wird den alten besiegen,
Auf dem Schlachtfeld in einem einzigen Duell:
Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen,
Zwei Flotten/Armeen einig, dann wird er einen grausamen Tod sterben.“
Ob man diese Zeilen nun als eine zutreffende Vorhersage des Ereignisses werten möchte oder nicht, viele Prophezeiungen von Nostradamus oder von ihm erstellte Horoskope gingen jedenfalls nicht in Erfüllung, etwa ein berühmtes Horoskop, das er 1565 für den Kronprinzen Rudolf von Habsburg geschrieben hatte. Es ist außerdem überliefert, dass Nostradamus nicht selten schwerwiegende Fehler bei der Erstellung von Horoskopen machte, weil er etwa die Stellung der Planeten nicht korrekt beurteilte oder Ungenauigkeiten in Kauf nahm. Man muss Nostradamus allerdings zugute halten, dass er sich selbst nie als Astrologen betrachtete, sondern sich als „astrophil“ bezeichnete – also als „Sternenliebhaber“. Man kann also nur vermuten, dass die Astrologie für Nostradamus eher ein ambitioniert betriebenes Hobby war.
Das Erstaunlichste an Nostradamus ist sicher der lange Zeitraum, auf den er seine Prophezeiungen bezog. Doch kannte der Apotheker tatsächlich die Zukunft? Die Meinungen gehen auseinander. Sicher ist, dass die Prophezeiungen sehr vage und oft mehrdeutig sind – und viele sich auch einfach nicht erfüllt haben. Der dritte Weltkrieg etwa ist bisher erfreulicherweise ausgeblieben.
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