Es gibt Zeiten im Leben, da weiß man einfach nicht mehr, wie es weitergehen soll. Die Gründe für eine Krise können dabei ganz unterschiedlich sein: Eine Trennung, der Verlust eines geliebten Menschen, Arbeitslosigkeit, eine schwere Krankheit oder schlicht Überforderung können dafür sorgen, dass Du Dich völlig verloren fühlst. Eine Lebensberatung kann in solch einem Fall ein Ausweg sein.
Das Leben ist nicht immer einfach. Manchmal ist es so schwierig, dass es alleine kaum zu bewältigen ist. Besonders Partnerschaften oder Familienprobleme stellen einen immer wieder vor ungeahnte Herausforderungen. Wenn diese Probleme so groß und unüberschaubar werden, dass Du selbst nicht mehr alleine damit zurechtkommst, ist es an der Zeit, sich Hilfe zu suchen. Eine Lebensberatung kann so eine Hilfe sein. Lebensberatung wird hauptsächlich von so genannten integrativen Beratungsstellen der evangelischen Kirche angeboten und von speziell ausgebildeten Beratern durchgeführt. Allerdings ist „Lebensberater“ keineswegs eine geschützte Berufsbezeichnung, auch so genannte „Life Coaches“ bieten gegen ein Honorar Lebensberatung an und beraten ihre Klienten in den verschiedensten Lebensbereichen.
Wie sieht eine Lebensberatung aus?
Die Lebensberatung der evangelischen Kirche richtet sich vor allem an Familien und findet in Form von beratenden Sitzungen statt. 60 bis 70 Prozent der Beratungen sind übrigens bereits nach einer bis fünf Sitzungen abgeschlossen, nur in etwa 15 Prozent der Fälle sind mehr als zehn Sitzungen für die Lebensberatung notwendig.
Währenddessen geht es vor allem darum, die Betroffenen dabei zu unterstützen, eine Lösung zu finden, und weniger darum, dass die Lebensberatung selbst schon diese Lösungen anbietet. Hilfe zur Selbsthilfe ist also im Grunde das Motto der Lebensberatung. Je nach Problemlage unterscheidet man zwischen „konfliktzentrierter“ und „lösungsorientierter“ Lebensberatung. Etwas anders kann die Lebensberatung aussehen, wenn es sich um einen persönlichen Coach handelt: Dieser wird Dich unter Umständen auch in ganz konkreten Lebenslagen begleiten und sozusagen im entscheidenden Moment beraten. In diesem Fall ist die Lebensberatung auch dazu gedacht, dass jemand Dich und Dein Verhalten beobachtet und so möglicherweise leichter erkennt, wo genau eigentlich das Problem liegt.
Wer geht zur Lebensberatung?
Beratungsstellen, die in Deutschland Lebensberatung anbieten, richten sich vor allem an Personen, die sich in Lebenskrisen befinden, die mit Familienfragen oder Problemen, die die Arbeitswelt betreffen, zusammenhängen. Die meisten Anfragen für eine Lebensberatung kommen übrigens von Frauen, sie stellen rund 70 Prozent der Klienten. Die kirchliche Lebensberatung (die Du aber übrigens völlig unabhängig von Deiner Konfession aufsuchen kannst) stellt zudem ein wichtiges Auffangbecken für psychisch Kranke dar, die nicht so schnell einen Therapieplatz bekommen, wie sie ihn bräuchten. Eigentlich ist die Lebensberatung aber nicht dazu befugt (und gedacht), Krankheiten zu behandeln. Das darf der Lebensberater nur dann, wenn er außerdem über eine entsprechende Ausbildung als Psychotherapeut, Arzt oder Heilpraktiker verfügt.
Wer macht die Lebensberatung?
Um für eine Lebensberatung tätig zu sein, bedarf es einer umfangreichen Ausbildung in „Integrierter Familienorientierter Beratung“, die vom Evangelischen Zentralinstitut für Familienberatung angeboten wird. Psychoanalytische, tiefenpsychologische und systemische Konzepte stellen die Grundlage für die kirchliche Familien- und Lebensberatung dar, aber auch gestalt- und verhaltenstherapeutische Konzepte finden Verwendung. Die Ausbildung, um in der Lebensberatung zu arbeiten, dauert drei Jahre und umfasst anschließend fünf halbjährige Praktika, sechs zweiwöchige Intensivkurse mit mindestens 500 Unterrichtsstunden, die 120 Stunden Selbsterfahrung beinhalten, sowie mindestens 180 Stunden Beratungspraxis, 50 Stunden Einzelsupervision und 40 Stunden Teamsupervision. Du siehst: In einer Lebensberatung darfst Du ein kompetentes Gegenüber mit viel Praxiserfahrung erwarten. Um eine Lebensberatung zu bekommen, musst du übrigens keiner bestimmten Konfession oder Nationalität angehören: Der Anspruch der kirchlichen Lebensberatung ist, dass sie leicht und prinzipiell für jeden zugänglich ist.
Private Lebensberatung
Anders sieht es aus, wenn Du eine Lebensberatung auf privater Basis machen möchtest: Der Beruf des Lebensberaters ist kein geschützter Begriff – im Prinzip kann und darf also jeder Lebensberatung anbieten und dafür dementsprechend auch eine Rechnung schreiben. Ein seriöser Coach wird Dir aber in der Regel dennoch Qualifikationen in Form von Diplomen, Referenzen und Berufserfahrung vorlegen können. Kann er oder sie das nicht, solltest Du Dir gut überlegen, ob und warum diese Lebensberatung ihr Geld wirklich wert ist.
Eine Lebensberatung kann in einer Krise hilfreich sein, denn oft siehst Du in einer solchen Situation selbst den Wald vor lauter Bäumen nicht, wie man so schön sagt. Manchmal hilft es auch einfach, mit einer außen stehenden Person zu reden – und vor allem das Zugeständnis, sich helfen zu lassen, kann befreiend wirken. Zögere also nicht, Dich an die Lebensberatung zu wenden, wenn Du nicht mehr weiter weißt.
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