Wohl kaum eine Frage beschäftigt den Menschen so sehr wie jene nach dem Leben nach dem Tod. Gibt es wirklich einen Himmel, in dem alle Menschen glücklich sind? Oder beginnt nach dem Tod einfach ein neues Leben auf der Erde, wie es beispielsweise viele Buddhisten glauben? Oder ist am Ende einfach alles vorbei? Eine endgültige Antwort auf die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod wirklich gibt und wie es aussieht, wird der Mensch wohl nie finden. Dennoch stellen wir Dir gerne ein paar Ansätze vor.
Bereits seit Jahrtausenden macht sich der Mensch über das Leben nach dem Tod seine Gedanken. Eines der frühesten Beispiele für dieses Nachdenken sind die Pyramiden der alten Ägypter, die berühmten Grabstätten der Pharaonen, in denen der Totenkult besonders zelebriert wurde. Seit dieser Zeit hat sich an der Stellung des Menschen zum Leben nach dem Tod nicht sehr viel geändert. Noch immer können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, wie es für unsere Seele – wenn es denn so etwas gibt – nach dem eigenen Sterben weitergeht. Dennoch ist dies ein Thema, das so ziemlich jeden Menschen auf dieser Welt beschäftigt – spätestens dann, wenn er zum ersten Mal selbst mit einem Trauerfall konfrontiert wird oder sich selbst einmal in Lebensgefahr befand.
Häufig sind diese Gedanken mit diffusen Ängsten verbunden, weil sich das Jenseits trotz der großen wissenschaftlichen Fortschritte der letzten Jahrhunderte dem menschlichen Verstand noch immer fast gänzlich entzieht. Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod machen hingegen die diversen Nahtoderfahrungen, von denen Sterbende oder Komapatienten hin und wieder berichten. Häufig ist dann von einem weißen Licht oder einer geliebten, aber bereits verstorbenen Person die Rede, die den Todkranken kurz vor seinem Tod besucht. Handelt es sich bei diesen Erlebnissen wirklich um die Schwelle zum Jenseits oder spielt uns das Gehirn nur einen Streich?
Leben nach dem Tod: Himmelreich, neues Leben oder das große Dunkel?
Das Leben nach dem Tod beschäftigt nicht nur den einzelnen Menschen, sondern ist natürlich auch Studienobjekt der Wissenschaft und einer der Hauptbestandteile der verschiedenen Religionen. Im Laufe der Zeit haben sich viele verschiedene Vorstellungen vom Leben nach dem Tod entwickelt, die sich im Wesentlichen in drei unterschiedliche Ansätze zusammenfassen lassen. So sehen vor allem die monotheistischen Religionen (Judentum, Islam und Christentum) das diesseitige Leben als Reifungsprozess hin zum Jenseits. Nach dem Tod geht die Seele demnach in einen neuen Seinszustand über, wo es bis in alle Ewigkeit verweilen kann. Dabei kann es sich um ein positiv besetztes Himmelreich oder ein Paradies handeln, in der wahre Gottesnähe erfahren werden kann, aber auch um die Schreckensvorstellung der Hölle, in der das Individuum von seinen Sünden geläutert wird. Andere Religionen wie der Buddhismus oder der Hinduismus stellen sich das Leben nach dem Tod hingegen als immer wiederkehrende Reinkarnation oder Wiedergeburt vor. Das heißt, die Seele des Verstorbenen kehrt nach dem Sterben in einer neuen Form auf die Erde zurück. Wiederum andere Menschen gehen davon aus, dass mit dem Tod die Existenz des menschlichen Individuums grundsätzlich endet – für sie gibt es schlicht und einfach kein Leben nach dem Tod.
Leben nach dem Tod: Ist nach dem Sterben einfach alles vorbei?
Wie kann man überhaupt daran glauben, dass es kein Leben nach dem Tod gibt, wo doch so viele Menschen, die schon einmal am Rande des Sterbens standen, von unterschiedlichsten Jenseitserfahrungen berichten. Diese Frage stellt sich natürlich auch die Wissenschaft – insbesondere die Hirnforschung – seit langer Zeit, ist in diesem Bereich aber noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Für Aufsehen sorgte hierbei beispielsweise 2013 eine Untersuchung der US-amerikanischen University of Michigan, bei der die Hirnaktivitäten von Ratten im Wachzustand, unter Narkose und nach einem Herzstillstand verglichen wurde. Dabei stellten die Forscher nach dem Herzstillstand eine überraschend hohe Aktivität im Hirn der Ratten fest. In den ersten 30 Sekunden nach dem Herzstillstand zeigten sich interessante Muster von so genannten Gamma-Wellen, die eine Erklärung für die bekannten Nahtoderfahrungen darstellen könnten. Gaukelt uns das Hirn also nur ein Jenseits vor – möglicherweise um uns das Sterben zu erleichtern? Menschen, die ein Leben nach dem Tod grundsätzlich ablehnen, würden diese Frage wohl mit einem klaren „Ja“ beantworten. Wissenschaftlich gesichert ist eine solche Interpretation allerdings nicht.
Führt uns das Leben nach dem Tod ins Himmelreich?
Schließlich könnten gerade religiöse Menschen diese Erkenntnisse auch anders auslegen: Das Gehirn signalisiert der Seele, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, loszulassen – beispielsweise, um ins Jenseits überzutreten. An ein derartiges Leben nach dem Tod und die damit verbundene Auferstehung glauben beispielsweise die drei großen monotheistischen Religionen – das Judentum, das Christentum und der Islam. Alle drei Glaubensrichtungen eint dabei der Gedanke, dass beim Tod nur der Körper stirbt und die unsterbliche Seele erhalten bleibt. In der Vorstellung, wie das Leben nach dem Tod für die Seele aussehen wird, unterscheiden sich die Religionen jedoch. So ist es im Islam die Aufgabe des Erzengels Azrail, die Seele vom Körper zu trennen und in die Zwischenwelt (Barzach) zu führen, wo sie bis zum Tag des Jüngsten Gerichts verweilt, an dem entschieden wird, ob die Seele die Ewigkeit im Paradies oder in der Hölle verbringen muss. In der Thora, der heiligen Schrift der Juden, gibt es hingegen keine eindeutigen Hinweise, wie das Leben nach dem Tod aussehen könnte. In früheren Zeiten war daher der Glaube verbreitet, dass die Seele in eine Schattenwelt (Scheol) übergehe, wo sie die Ewigkeit fern von Gott verbringt. Inzwischen hat sich aber auch im Judentum weitestgehend die Vorstellung einer Auferstehung der Toten während der Ankunft des Messias durchgesetzt. Das Christentum geht noch einen etwas anderen Weg: Wie in der Schöpfungsgeschichte der Bibel nachzulesen ist, war der Mensch eigentlich für ein Leben im Paradies in der Nähe Gottes vorgesehen. Das diesseitige Leben fern von Gott – und damit auch der Tod – seien hingegen eine Folge des Sündenfalls. Durch den Tod von Jesus Christus am Kreuz, bei dem dieser die Sünden der Welt auf sich nahm, sei ein Leben nach dem Tod allerdings wieder möglich geworden. Dieses ist durch den Glauben an Jesus Christus für jeden Menschen zu erreichen.
Ist das Leben nach dem Tod ein neues Leben?
Eine weitere Sichtweise auf das Leben nach dem Tod vertreten beispielsweise einige Formen des Buddhismus. Auch in diesem Glauben ist der Tod nicht das Ende der Seele. Allerdings geht diese nicht wie in den monotheistischen Religionen sofort in einen anderen Seinszustand über, sondern beginnt in dieser Welt ein neues Leben, da der Lebensdurst der Seele einen Übergang ins Nirvana, dem Ende der Wiedergeburten, verhindert. Ziel eines Buddhisten müsse es demnach sein, sich von diesseitigen Leidenschaften und Bindungen zu lösen, um die Erleuchtung, die ins Nirvana führt, zu erlangen.
Ob Wissenschaft, Religionen oder Philosophie – sie alle haben schon einige Versuche angestellt, das Leben nach dem Tod zu erklären. Eine klare Antwort, was uns im Jenseits erwartet, werden wir aber wohl nie bekommen. Stattdessen ist es wohl eine Frage des Glaubens, ob und wie Du Dir ein Leben nach dem Tod vorstellen möchtest.
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