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„matiamu“ im Interview

Sofia Tsakiridou: „Der Stempel ‚vegan‘ wird mittlerweile allem aufgedrückt“

Sofia Tsakiridou Podcast Interview

Sofia Tsakiridou zählt mit ihrem Blog matiamu zu den erfolgreichsten Influencerinnen Deutschlands und ist ein wahres Multitalent: Das erfolgreiche Model ist inzwischen nicht nur ausgebildete Yoga-Lehrerin, sondern hat jetzt auch ihr erstes veganes Kochbuch herausgebracht. Im Interview hat uns Sofia erklärt, warum sie sich mit einer pflanzlichen Ernährung auch mental besser fühlt, was ihre große Schwäche ist und wie hart der Druck im Model-Business wirklich ist.

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Dies ist die gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Gespräch kannst du dir im aktuellen desired-Podcast anhören!

desired: Die meisten Rezepte deines neuen Kochbuchs sind in den letzten Monaten in deiner eigenen Küche in Hamburg entstanden. Du hast den Lockdown also zu Hause verbracht?

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Sofia: Ja, sonst bin ich beruflich viel unterwegs, durch den Lockdown war ich aber wirklich das ganze Jahr über daheim. Das zweite Kochbuch hatte ich eh geplant, das hat mir also ganz gut in die Karten gespielt. Ich habe die Zeit genutzt, ganz viele Leckereien zu kreieren – erst mal natürlich nur für mich. Die allerbesten habe ich gesammelt, um das Buch fertigzustellen.

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Du ernährst dich ja schon seit deiner Kindheit vegetarisch. Während dein erstes Kochbuch „Eat Love Happiness“ auch noch Rezepte mit Käse hatte, ist „Simply Sofia“ komplett vegan. Gab es für dich einen Schlüsselmoment, auf vegane Ernährung umzusteigen?

Es gab tatsächlich nicht den einen Moment, an dem ich dachte, dass ich jetzt ganz strikt vegan sein muss. Für mich ist die Balance in allem das Wichtigste. Selbst wenn man nur einmal die Woche versucht, ein pflanzliches Gericht bewusst zu essen, mal einen Tag oder eine Woche vegan lebt, ist das hilfreich. Bei mir war das ein stetiger Prozess, der sich einfach gut angefühlt hat. Ethisch und moralisch kann ich das natürlich auch besser vertreten, aber es hat mir einfach gut getan. Außerdem war es spannend, neue Produkte und Lebensmittel auszuprobieren und zu lernen, dass wir alle gewohnten Gerichte immer auch vegan interpretieren können. In den letzten anderthalb Jahren sind so viele tolle neue Produkte auf den Markt gekommen. Mein erstes Buch war noch vegetarisch, weil ich einfach ein Käseliebhaber bin. Ich würd auch nicht sagen, dass ich nie wieder Käse essen würde, aber mittlerweile gibt es so viele tolle Produkte, mit denen man tierische Lebensmittel austauschen kann.

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Es macht den Eindruck, dass du eher undogmatisch an die vegane Ernährung herangehst. Bei deinem Buch springt es einen jetzt nicht an, dass man sich unbedingt vegan ernähren muss. Versuchst du andere nur ungern vom Veganismus zu überzeugen, oder diskutierst du schon auch gerne darüber?

Eine Freundin von mir ist erst seit ein paar Monaten vegan und ist in dieser Phase, wo sie diese Überzeugung teilen möchte. Da stößt sie natürlich auch auf Unmut, wenn Leute das gar nicht nachvollziehen können. Mit ihr hatte ich genau das Gespräch darüber, dass ich das zwar verstehe, wenn man davon so überzeugt ist und möchte, dass andere das auch nachvollziehen. Aber wie in jedem Aspekt im Leben, sollte man auch hier mit gutem Beispiel vorangehen. Andere werden dann sehen, was man mit der Ernährung machen kann. Man kann Leute auch zum Kochen einladen, Rezepte teilen oder einen Kuchen mitbringen. Oft kommen dann so Reaktionen wie: ‚Wow, das ist vegan?‘ Solche Reaktionen habe ich schon so oft von meiner Familie oder von Bekannten gehört, die damit noch keine Berührungspunkte hatten. Durch das Probieren hat es eher Klick gemacht, als wenn ich jetzt nur gesagt hätte: ‚Vegane Ernährung ist gesund und ihr tut damit dem ganzen Planeten etwas Gutes.’ Das wäre einfach nicht angekommen.

Umso unaufdringlicher man ist, und umso mehr man es für sich macht, desto eher kriegt man die Leute damit. Und es muss ja auch nicht jeder vegan sein! Ich würde es mir zwar wünschen, dass dieses Bewusstsein bei jedem da ist, aber es ist auch in Ordnung, wenn Leute einfach einen bewussten Konsum haben und sich im Klaren darüber sind, dass alles, was man konsumiert, Teil eines riesigen Kreislaufs ist. Wenn diese ganze Vegan-Diskussion nur dazu führt, dass Leute bewusster konsumieren selbst wenn sie Fleisch –und Milchprodukte essen – dann ist das ja auch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

Vegane Ernährung muss aber auch nicht automatisch gesund sein. Neben guten Alternativen kommen in letzter Zeit auch immer mehr vegane Fertigprodukte auf den Markt, die unnötige Zusatzstoffe beinhalten. In deinem Kochbuchfindet man aber keine Rezepte mit Ei-Ersatzpulver oder Fleischersatzprodukten. Meidest du derartige Lebensmittel?

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Ja, vegan kann auch Pommes, Burger und Pizza bedeuten, die auch ab und zu mal super lecker, aber nicht wirklich nahrhaft für uns sind. Dieser Deckmantel oder Stempel ‚vegan‘ wird mittlerweile auf alles draufgeschrieben – selbst bei Dingen, wo es offensichtlich sein sollte. Wenn ich meine Erdbeeren hole, ist es doch klar, dass die vegan sind. Das ist auch ein Riesen-Marketing-Move. In unserer Konsumgesellschaft geht es immer darum, das neue Trendprodukt zu kreieren und Leute mit überteuerten Produkten zu catchen. Wir können dabei alles aus Pflanzen kreieren, ohne irgendwelche Pulver oder sowas zu kaufen. Ich versuche größtenteils darauf zu verzichten, aber nicht zu 100 Prozent. Ich hole mir auch mal meine veganen Ćevapčići – es kommt eben auf die Balance an. Eine gesunde vegane Ernährungsweise sollte immer pflanzlich und auf Vollwertbasis sein: viel frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen, Hülsenfrüchte und gepresste native Öle. Da muss man vegan auch ganz bewusst definieren. Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Im Vorwort deines Buches schreibst du, dass dich die vegane Ernährung nicht nur körperlich, sondern auch mental verändert hat. Woran machst du das fest?

Während meiner sechswöchigen Yoga-Ausbildung in Guatemala habe ich komplett auf vegan umgeswitcht. Da bist du nicht in einem „Erste-Welt-Land“, mitten in der Natur, komplett weg vom Konsum, dort gibt es gefühlt nirgends sichtbare Werbung. Das ganze Umfeld war also schon sehr nährend. Körperlich habe ich mich durch die vegane Ernährung dort total fit und agil gefühlt, richtig gut geschlafen, meine Haut war sowas von klar! Natürlich kam das auch von der stressfreieren Umgebung, aber ich hatte auch danach zu Hause ein anderes Bewusstsein – auch durch die Yoga-Ausbildung. Aber es hatte auch etwas mit der Ernährung zu tun: Ich bin wirklich eine große Naschkatze und war schon immer ein Foodie und hab gemerkt, wie abwechslungsreich, nahrhaft und deliziös vegane Ernährung sein kann, ohne Leid zu verursachen. Insgesamt weiß ich einfach, dass ich dahinter stehen kann und alles achtsam mache, anstatt Dinge zu konsumieren, ohne darüber nachzudenken. Das Wissen und das Bewusstsein darüber zu haben ist super wichtig, zum Beispiel mithilfe von Dokus.

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Deine süßen Rezepte enthalten anstelle von raffiniertem Zucker Datteln, Früchte oder Kokosblütenzucker. Ernährst du dich also komplett zuckerfrei?

Auch da bin ich eher bei einer gesunden Balance. Zu 95 Prozent aber schon. Raffinierten Zucker versuche ich zu meiden, weil ich glaube, dass das richtig ungesund für uns ist. Das habe ich damals ganz schlimm gemerkt, als ich meine Pille nach neun Jahren abgesetzt habe, also voll mit Hormonen war, und dann gemerkt habe, wie sensibel meine Haut reagiert – vor allem auf Milchprodukte und raffinierten Zucker. Meine Haut ist so schlimm ausgebrochen, ich hatte ganz schlimme Akne-Vorstufen. Das war der Moment, in dem ich gemerkt habe, wie wichtig Ernährung ist und wie sehr sie auch beeinflusst, wie wir uns fühlen und wie klar unsere Haut vor allem aussieht. Da habe ich einen Riesen-Unterschied bemerkt und versuche seitdem raffinierten Zucker zu meiden. In meinem geliebten Franzbrötchen ist aber garantiert Zucker drin. Das ist auch nicht vegan, daher versuche ich das auch nur ab und an zu schnabulieren. Vielleicht wird es auch Zeit, ein veganes Rezept zu kreieren! Bisher ist das mein Guilty Pleasure.

Wenn man sich vornimmt, auf Dinge wie Zucker oder tierische Produkte zu verzichten, kann es schwierig sein, nicht zu sehr in einen Diät-Modus zu verfallen. Wie schaffst du es in dieser Hinsicht entspannt zu bleiben?

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Ich bin einfach kein exzessiver Mensch und ganz gut darin, mich selbst nicht zu sehr zu reglementieren. Wenn man irgendwo eingeladen wird, kann man zum Beispiel ja auch etwas Veganes mitbringen – oder man macht mal bewusst eine Ausnahme. Mit diesem Bewusstsein wird man nicht überkonsumieren. Und selbst wenn du einen Monat mal komplett über die Strenge geschlagen hast und komplett im weißen Zuckerschock warst, merkt man das ja meist auch selbst und hat wieder Lust auf grüne Säfte, Smoothie Bowls und lange Spaziergänge. Es ist aber auch mal ok, an diese Grenze zu gehen. Darin liegt ja auch die Balance. Im Leben gibt es schon so viele Dinge, die reglementiert sind, da darf man auch mit sich selbst ein bisschen sanfter sein.

Dass du da so entspannt bist, ist durchaus bemerkenswert. Als Model hattest du ja bestimmt auch schon viel mit jungen Kolleginnen zu tun, die offensichtlich eine Essstörung haben. Das war also nie eine Gefahr bei dir?

Ja, das ist ein schwieriges Business. Ich muss auch wirklich mal sagen, dass sowohl die weiblichen als auch die männlichen Models, die ich kenne, mit die unsichersten Menschen sind. Das ist absurd, weil so viele Leute zu ihnen aufblicken. Du stehst aber immer in Konkurrenz zu anderen, wirst nur nach deinem Äußeren bewertet und es ist unmöglich, für jeden Kunden immer zu passen – natürlich wirst du auch mal nicht gebucht und es gibt Phasen, wo dein Typ mehr oder weniger gefragt ist. Da bei dir zu bleiben, ist super schwer. Das war auch für mich ein Prozess. Zum Glück hatte ich nicht die Vision, Topmodel zu werden. Ich wollte damals reisen, Leute kennenlernen – natürlich habe ich mich auch über gute Jobs gefreut und konnte dabei Geld verdienen, aber es war nicht meine Berufung.

Nichtsdestotrotz hast du von Außen viel Druck, gerade auch von den Agenturen. Ich war bei einer, die sehr streng mit so etwas umgegangen ist. Die sagen dir schon die ganze Zeit, dass du eigentlich schmaler sein musst. Das ist so. Ich bin auch nicht spindeldürr, sondern habe auch Kurven. Das ist zwar in der Industrie auch gewollt, aber nur zu einem ganz kleinen Teil. Der Bauch muss immer perfekt flach sein! Das macht auf jeden Fall schon viel mit dir. Deswegen bin ich froh dass ich mich vor allem durch Instagram von dem reinen Model-Business lösen konnte. Ich wurde dann auch vermehrt für meine Persönlichkeit gebucht und nicht nur als „Kleiderständer“. Dadurch habe ich ein schöneres Verhältnis zu mir und meinem Körper bekommen. Zum Glück hatte ich nie ein gestörtes Essverhalten, nichtsdestotrotz habe ich mich zu Sport früher zwingen müssen.

Wie Sofia es geschafft hat, mittlerweile Freude beim Sport zu empfinden und wie ihr ein positives Mindset dabei hilft, erfährst du im Podcast:

Vielen Dank für das Interview, Sofia!

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Bildquelle: Sofia Tsakiridou/©Madame Jules & Arran Critchley

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