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Interview

„Kohlenhydrate sind grundsätzlich nichts Schlimmes“

Adaeze Wolf Naturally Good

Auf der Suche nach der richtigen Ernährungsweise kann man vor lauter widersprüchlichen Ratschlägen von Experten schnell den Überblick verlieren. Muss ich wirklich auf Kohlenhydrate verzichten, um abzunehmen und unbedingt Bio-Produkte kaufen? Ich habe mit Adaeze Wolf, Ernährungs-Coach und Betreiberin des Blogs Naturally Good darüber gesprochen, wie man sich auf entspannte Weise gesünder ernähren kann, ohne auf Genuss zu verzichten.

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Adaeze Wolf
Adaeze Wolf entwickelt nicht nur gesunde Rezepte für ihren Blog, sondern gibt auch Workshops.

desired: Vor einigen Jahren galt noch eine fettarme und kohlenhydratreiche Ernährung als gesund, während es jetzt fett- und proteinreiche Ernährungsweisen sind, wie beispielsweise Paleo. Glaubst du, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind und man auf jeden Fall Kohlenhydrate reduzieren muss, wenn man gesund leben und abnehmen will?

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Adaeze Wolf: Ich empfehle die Clean-Eating-Ernährungsweise, weil hier keinerlei Ernährungsbausteine ausgeschlossen werden: Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße sind Teil davon. Sich komplett wichtige Bausteine wie Kohlenhydrate zu verbieten, fände ich persönlich im Alltag schwierig. Da ist man sehr eingeschränkt und Kohlenhydrate sind grundsätzlich nichts Schlimmes. Man sollte natürlich schauen, dass man sich auf komplexe Kohlenhydrate konzentriert und nicht auf die, die einen schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels verursachen.

Es gibt ja für fast jede Ernährungsweise Ernährungswissenschaftler, die diese stützen oder eben nicht: Die einen halten Fruchtzucker zum Beispiel für gesund, andere warnen davor. Müssen wir uns damit abfinden, dass es nicht eine richtige Ernährungsweise für alle Menschen gibt?

Genau so sehe ich das. Ich gebe Clean-Eating-Workshops, in denen ich diesen Ansatz vermittle: Schaut, was euch gut tut! Eine gesunde Ernährung ist mir natürlich wichtig, dafür steht auch mein Blog, auf dem ich Rezepte mit meiner Community teile. Aber trotzdem möchte ich niemandem etwas aufbürden. Jeder muss seinen Weg finden. Zu einer gesunden Ernährung gehört für mich auch mal etwa Ungesundes dazu. Wenn man einfach mal Lust auf eine Torte hat, weil man auf dem Geburtstag der Oma ist, dann gehört das für mich auch zu einer gesunden Ernährungseinstellung dazu, sich einfach mal keine Gedanken zu machen. Solange das eben nicht sieben Tage die Woche so läuft, ist das für mich alles in Ordnung.

Sich eine so lockere Einstellung zu bewahren, ist aber nicht einfach. In Phasen, in denen ich stark auf meine Ernährung geachtet und auf Weißmehl, Zucker und Alkohol verzichtet habe, hat sich irgendwann jeder Gedanke nur noch ums Essen gedreht. Wie kann man vermeiden, dass das passiert?

Da läuft man natürlich schnell Gefahr, dass man sich zu sehr reinsteigert. Gelassenheit und sich einfach auch mal etwas zu gönnen, ist sehr wichtig. Das Thema Balance sollte im Alltag präsent sein. Dafür kann man zum Beispiel erst mal mit Morgenritualen anfangen. Das gibt gerade Menschen, die in der Ernährungsumstellung sind, Struktur. Den Tag kann man zum Beispiel mit einem Glas warmen Wasser und Zitronensaft beginnen oder beim Frühstück auf Smoothies umstellen. Man sollte nicht alles auf einmal umstellen und sich akribisch auf das Thema Ernährung stürzen, sondern es Schritt für Schritt angehen.

Isst du intuitiv, wenn du Hunger hast, oder hast du keinen entspannten Umgang mit Essen? Mach den Test!

Ist dein Essverhalten bedenklich?

Bekommst du selbst auch manchmal Lust auf Fast Food oder eine fettige Pizza?

Ja, klar. (lacht) Extreme Heißhungerattacken habe ich nicht, weil ich mich schon viele Jahre gesund ernähre. Aber ich habe eine Familie mit zwei Kindern und natürlich gibt es bei uns auch mal eine Pizza. Wir machen die Pizza dann aber gerne selbst aus Vollkornweizen- oder Dinkelteig und frischer Tomatensoße. Wenn man alle Zutaten selbst kauft, weiß man, was drin steckt. Auch solche Gerichte lassen sich eben gesünder interpretieren. Das ist mein Ansatz.

Statt Fast Food bereitet Adaeze lieber diese gesunden Veggie-Burger mit Rucola-Mayonnaise zu:

Deine Kinder essen also brav ihr Gemüse? Wie hast du das hinbekommen?

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Ich ernähre mich bereits seit einigen Jahren gesund. Auch wenn ich meinen Blog Naturally Good erst seit drei Jahren habe, waren Kochen und Ernährung schon immer meine Leidenschaften. Deswegen sind meine Kinder auch mit frisch gekochtem Essen aufgewachsen. Fast Food und Fertigprodukte hatte ich nie zu Hause. Sie essen zwar nicht alles, aber das ist auch völlig okay. Da bin ich entspannt. Was sie zum Beispiel gar nicht mögen, sind grüne Smoothies. Die müssen sie aber auch nicht trinken. (lacht)

In vielen Smoothie-Rezepten auf Food Blogs findet man exotische Zutaten wie Acai-Beeren, Spirulina oder Maca. Was hältst du von diesen Superfoods?

Ich persönlich bin in der Küche sehr neugierig, was neue Zutaten angeht. Man muss aber keine exotischen Zutaten verwenden, um sich gesund zu ernähren. Der Begriff Superfood sagt im Endeffekt nichts anderes aus, als dass es sich um ein Lebensmittel mit einer extrem hohen Nährstoffdichte handelt. Das heißt, wir können auch unsere heimischen Superfoods wie Grünkohl, Spinat oder Beeren in unsere Ernährung einbauen. Wir brauchen nicht die exotischen Superfoods. Ich verwende sie in meiner Küche hin und wieder gerne, aber es ist kein Muss dafür, dass man gesund bleibt.

Du verwendest selbst hauptsächlich regionale Bio-Produkte. Das kostet ja einfach mehr, als wenn man sich von Convenience-Produkten ernährt. Können Menschen mit einem kleineren Budget, die beispielsweise auf Hartz IV angewiesen sind, trotzdem deine Ernährungstipps beherzigen?

Auf jeden Fall. Ich achte immer darauf, saisonale Lebensmittel zu kaufen. Wenn sie Saison haben, bekommt man zum Beispiel das Kilogramm Karotten auch mal für zwei Euro. Saisonalität ist mir sehr wichtig, und wenn man noch die Möglichkeit hat, regionale Produkte zu beziehen, dann ist es aufgrund der kürzeren Lieferwege natürlich noch besser, weil diese Lebensmittel mehr Vitamine enthalten. Wenn man sich auf saisonale Lebensmittel konzentriert, kann man sich auch mit einem kleineren Budget gesund ernähren. Man muss auch nicht alles immer in Bio-Qualität kaufen, denn Bio ist nicht immer gleich Bio. Ich kaufe lieber heimische Beeren aus konventionellem Anbau anstelle von Bio-Beeren aus Spanien.

Wer zu Hause Clean-Eating-Gerichte nachkochen will, braucht häufig spezielle Küchengeräte dafür, wie einen Entsafter oder einen Hochleistungsmixer. Muss man wirklich in diese Geräte investieren?

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Meinen Hochleistungsmixer will ich auf keinen Fall mehr missen. Ich kann nur jedem dazu raten, der sich unkompliziert und schnell gesund ernähren will. Das ist eine einfache Möglichkeit, um möglichst viel für die Gesundheit herauszuholen. Ein solches Gerät hat natürlich seinen Preis, aber am Ende des Tages investiert man in sich und in seine Gesundheit.

Wenn man nur das Budget für eine Anschaffung für die Küche hat, welches Gerät würdest du dann empfehlen?

Ich kann auf jeden Fall meinen Vitamix-Hochleistungsmixer empfehlen. Ich habe sonst keine Küchenmaschine, Entsafter oder Dörrautomaten. Ich mache damit auch Eis, Teige und Kuchen. Außer dem Mixer braucht man für meine Rezepte keinerlei Küchengeräte. Die ersten Versuche für grüne Smoothies kann man natürlich auch mit einem einfacheren Mixer machen. Man wird aber schnell merken, dass sich mit einem Hochleistungsmixer besonders samtige Smoothies zubereiten lassen, selbst wenn harte oder faserige Zutaten wie beispielsweise Ingwer oder Spinat verwendet werden.

Sport ist bei dir auch ein großes Thema: Du gibst deiner Community Tipps und treibst selbst viel Sport. Wir haben voriges Jahr ein Interview mit Katharina Bachmann geführt, die den Ratgeber „SOS Schlank ohne Sport“* geschrieben hat. Glaubst du, dass es möglich ist, auch ohne Sport gesund zu leben?

Für mich nicht. Sport heißt nicht, dass man Hochleistungssport treiben muss, sondern sich einfach in Bewegung hält und an die frische Luft geht, ein etwas schnellerer Spaziergang zum Beispiel. Um abzunehmen, ist Sport natürlich gut, um schneller ans Ziel zu kommen, aber grundsätzlich treibe ich Sport nicht, um schlank zu bleiben, sondern, damit ich mich wohlfühle. Sport ist für mich Erholung. Das ist der Ansatz, den ich meinen Lesern vermittle: Ihr müsst keinen Leistungssport treiben, aber Bewegung ist wichtig, um ganzheitlich gesund zu leben.

Vielen Dank Adaeze für das interessante Interview!

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Bildquelle: Adaeze Wolf