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Warum ich nie wieder ein Kompliment für meinen Körper bekommen möchte

Körper beurteilen
© Pexels/ Kristina Paukshtite

„Hast du abgenommen? Steht dir gut!“ – Na, hast du sowas auch schon mal aus deinem Umfeld gehört? Und hat das irgendwas mit dir gemacht? Ich kann an dieser Stelle leider nur ziemlich energisch Richtung Bildschirm nicken. Denn selbst wenn diese Aussage nett gemeint sein mag, kann sie ihre Wirkung einfach komplett verfehlen. Deshalb meine Bitte an dieser Stelle: Lasst uns endlich aufhören, die Körper von anderen Menschen zu kommentieren!

Ich will zu Beginn mal ganz ehrlich sein: Das letzte Jahr war bei mir eine reinste Achterbahnfahrt der Gefühle. Privat lief’s überhaupt nicht (Warum müssen Beziehungen nochmal so kompliziert sein?!) und auch sonst hatte ich das Gefühl, dass mein Leben etwas aus den Fugen gerät. Vielleicht war’s 'ne klassische Quarterlife Crisis (ich bin im Januar 2023 30 geworden) oder auch einfach das Zusammenspiel aus vielen Negativ-Faktoren. Fakt ist auf jeden Fall, dass ich mich im letzten Jahr so lost gefühlt habe wie noch nie – und das hat während dieser Zeit seine Spuren hinterlassen. Auch äußerlich.

Damit will ich sagen, dass ich für meine Verhältnisse so wenig auf die Waage gebracht habe wie schon lange nicht mehr. Alles trotzdem noch völlig im Rahmen, aber von gesundem Abnehmen kann man an dieser Stelle definitiv nicht sprechen. Und dann kam es im letzten Sommer zu einer Situation, die mich selbst heute noch unterbewusst – und mehr als mir lieb wäre – beeinflusst: Auf einer Sommerparty kam ein Freund, den ich länger nicht gesehen hatte, auf mich zu und begrüßte mich quasi mit den Worten: „Hast du abgenommen? Steht dir gut!“ Wums. Und ich weiß, dass er mir damit keinesfalls etwas Böses wollte (im Gegenteil wahrscheinlich), nur hallen diese Worte bis heute in mir nach.

Was selbst kleine Kommentare für Auswirkungen haben können …

Meine damalige Reaktion darauf war übrigens: „Danke!“ Und heute frage ich mich, wofür ich mich in dem Moment überhaupt bedankt habe? Dafür, dass ich mit meiner schlankeren Version offensichtlich zehnmal hotter aussehe als mit ein paar Kilo mehr auf den Hüften? Nein, dafür möchte ich mich nicht bedanken. Denn das impliziert ja, dass schlank sein gleich schön(er) sein ist. Und das unterschreibe ich auf keinen Fall. Denn wenn ich mich in dem Moment als etwas nicht betitelt hätte, dann als schön. Traurig und überfordert trifft es besser. Und ich glaube, das hat man meinem Blick auch angesehen.

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Aber ich kann meinem Kumpel trotzdem keinen Vorwurf machen. Denn nicht er hat ja ein Bild davon geschaffen, was in unserer Gesellschaft noch immer als normschön angesehen wird. Nämlich schlanke Körper. Klar, mittlerweile tut sich in Sachen Diversität schon wahnsinnig viel und trotzdem kann wohl niemand abstreiten, dass sich unrealistische Schönheitsideale in unserer Gesellschaft weiterhin hartnäckig halten – und damit auch in unseren Köpfen.

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Aber wie könnten sie auch nicht? Wir bekommen tagtäglich durch die Werbeindustrie eingetrichtert, dass uns diese eine Creme noch fehlen würde, um die Cellulite endlich loszuwerden, oder wir uns den einen Rasierer noch kaufen sollten, um die glattesten Beine ever zu bekommen und jedes noch so unerwünschte Körperhaar geschmeidig zu eliminieren. Logisch, dass das Druck aufbaut und wir uns falsch fühlen, wenn wir nicht so aussehen, wie die Gesellschaft das gerne hätte. Was ich damit sagen will: Das äußere Erscheinungsbild nimmt einfach immer noch einen wahnsinnig großen Raum in unserer daily Bubble ein – und scheint unseren Wert zu definieren. Also wie wir vermeintlich „richtig“, beziehungsweise attraktiv sind oder eben nicht.

Und wenn wir so etwas dann durch Kommentare wie „Hast du abgenommen? Steht dir gut!“ auch noch ins Gesicht gesagt bekommen, kann das unglaublich viel mit uns machen. Mir ging es letzten Sommer auf jeden Fall so – und heute eigentlich immer noch. Denn auch wenn mir das damals noch gar nicht so richtig bewusst war, hat sich seither unterschwellig das Bedürfnis in mir festgesetzt, dieses Gewicht zu halten. Weil es mir ja so gut steht. Und wenn ich heute merke, dass sich doch mal ein paar Kilo dazugesellen, fühle ich mich direkt etwas unwohler in meinem Körper und muss an diese Aussage denken.

Uns macht nicht nur unser Körper schön!

Damit möchte ich also deutlich machen, dass auch jeder noch so nett gemeinte Kommentar zu einem Körper etwas Unschönes auslösen kann. Und dazu hat niemand das Recht. Wir alle können nicht wissen, was eine bestimmte Person gerade durchmacht. Warum sie abgenommen oder vielleicht auch zugenommen hat. Dahinter können Krankheiten stecken wie eine Essstörung oder auch Wunden, die mit solchen Äußerungen wieder aufgerissen werden. Und vor allem können sie die Sicht, wie wir uns selbst sehen und welchen Wert wir uns beimessen, verändern. Und das sollte doch definitiv vermieden werden.

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Lasst uns also ein für allemal aufhören, die Körper von irgendwelchen Menschen zu kommentieren – egal, wie gut die Absicht dahinter auch sein mag (dass Hate-Kommentare ein No-Go sind, muss ich wohl nicht extra sagen). Wenn du also irgendjemandem ein Kompliment machen willst, stürze dich lieber auf all die Dinge, die diesen Menschen erst so richtig schön machen. Seine Eigenschaften, seine Wärme oder auch all die anderen Dinge, die dir einfallen. Sag Sachen wie „Du strahlst heute so schön!“ oder „Niemand macht so eine leckere Lasagne wie du!“.

Das ist um einiges mehr wert. Denn am Ende steht eines doch fest: Wir sind so viel mehr als nur unsere Hülle.

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