Fühlst du dich im Alltag oft unsicher und machst dir viele Gedanken darum, was die anderen über dich denken könnten? Dann leidest du wahrscheinlich verstärkt unter dem Spotlight-Effekt. Doch wenn du erkennst, was dahintersteckt, wirst du zukünftig viel selbstsicherer auftreten können.
Du betrittst einen Raum und hast das Gefühl, dass alle Augen auf dich gerichtet sind? Oder du findest dein Gesicht auf dem Gruppenfoto so peinlich, dass du es am liebsten direkt löschen willst? Dann geht es dir, wie den meisten Menschen. Denn diese Unsicherheiten und Selbstzweifel im Alltag kennt fast jeder. Grund dafür ist ein Phänomen namens Spotlight-Effekt.
Was ist der Spotlight-Effekt?
Der Spotlight-Effekt (auch Rampenlicht-Effekt genannt) beschreibt die eigene Wahrnehmungsverzerrung, bei der wir glauben, dass andere Menschen unsere Handlungen oder unser Aussehen stärker beachten, als es tatsächlich der Fall ist. Quasi so, als ob ständig ein „Spotlight" (Scheinwerfer) auf uns gerichtet wäre, fühlen wir uns stets im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wir machen uns daher oft Sorgen darüber, wie wir aussehen oder uns verhalten, weil wir glauben, dass alle in unserer Umgebung uns genau beobachten. Doch während man sich selbst Gedanken um den Pickel auf der Stirn oder das vermeintlich zu enge Kleid macht, fallen diese Kleinigkeiten außer uns meist niemandem auf. Die Tendenz, zu glauben, dass man stets unter Beobachtung steht, kann zu sozialer Angst, geringer Selbstsicherheit und Unbehagen in sozialen Situationen führen.
Der Spotlight-Effekt wurde erstmals in den späten 90er-Jahren von den Psychologen Thomas Gilovich und Kenneth Savitsky erforscht. In einer ihrer Studien ließen sie Probanden ein T-Shirt mit einem peinlichen Bild von Barry Manilow tragen und fanden heraus, dass die Träger des T-Shirts oft glaubten, dass andere Menschen viel mehr auf das Bild achten würden, als es tatsächlich der Fall war. Während das T-Shirt den Probanden unfassbar peinlich war, nahm überhaupt nur ein geringer Teil der anderen Menschen ihr T-Shirt wahr. Die meisten schenkten den Probanden und ihren Outfits keinerlei Beachtung.
Wie kann ich den Spotlight-Effekt überwinden?
Du gehörst auch zu den Menschen, die sich immer viel zu viele Gedanken darüber machen, was andere vielleicht über sie denken könnten? Du bist sehr selbstkritisch und fühlst dich oft unsicher in der Öffentlichkeit? Dann solltest du dir immer wieder bewusst machen, dass die meisten Menschen in sozialen Situationen mit ihren eigenen Gedanken und Angelegenheiten beschäftigt sind und viel weniger Aufmerksamkeit auf uns richten, als wir denken. Diese Erkenntnis kann dazu beitragen, dein Selbstbewusstsein zu stärken und deine sozialen Ängste zu reduzieren.
Dein Bad Hair Day, der kleine Versprecher im Meeting oder der Fleck auf der Jeans ist wahrscheinlich niemandem aufgefallen, außer dir selbst. Oder – um auf die Beispiele am Anfang zurückzukommen: Auch wenn es dir so vorkommt – die anderen Menschen im Raum interessieren sich nicht für dich, sondern sind wahrscheinlich mit den Gedanken gerade ganz woanders. Und ebenso wenig achtet irgendjemand auf deinen Gesichtsausdruck im Gruppenfoto, da hier ebenfalls jeder nur auf sein eigenes Bild schaut.
Übrigens: Der Spotlight-Effekt ist auch mitverantwortlich dafür, warum wir uns in Video-Calls die ganze Zeit selbst anstarren. Also zerbrich dir nicht ständig den Kopf darüber, wie du nach außen wirkst. Denn tatsächlich ist es gar nicht so wichtig, wie du denkst. Vielleicht gehst du mit diesem Wissen ab sofort etwas gelassener durchs Leben? Denn wer natürlich und entspannt ist, der macht meist auf sein Umfeld sowieso einen besseren ersten Eindruck. Hier zählt nämlich vor allem ein freundliches Lächeln und ein offener Blick. Der Rest wird zur Nebensache.