Polyester gehört zu den Stoffen, die keinen sonderlich guten Ruf besitzen. Steht auf dem Schild 100 Prozent Polyester, verbinden wir das mit einer geringen Qualität. Doch was ist Polyester eigentlich für ein Material? Welche Eigenschaften machen es aus, wieso ist es so günstig, wann wird es sinnvoll eingesetzt und gibt es Polyester auch in nachhaltig?
Woraus besteht Polyester und wie wird es hergestellt?
Polyester ist eine chemische Kunstfaser und besteht aus Polyethylenterephthalat, kurz PET. Polyester ist also im Grunde genommen nichts anderes als Plastik. Aus PET bestehen beispielsweise auch Plastikflaschen. PET wird in chemischen Verfahren aus unterschiedlichen Grundbausteinen, hauptsächlich aber Erdöl gefertigt. Für die Herstellung der Fasern wird Polyestergranulat, auch Polyethylenterephthalat genannt, in einem Schmelzspinnverfahrens zu Fasern geformt.
Polyester ist seit 2007 die am häufigsten verwendete Faser in Kleidung und befindet sich, zumindest anteilig, in etwa jedem zweiten produzierten Kleidungsstück. Obwohl die Herstellung von Polyester sehr energie- und wasserintensiv ist, ist sie im Vergleich zu Naturfasern deutlich günstiger, weshalb der Stoff in der Textilproduktion immer beliebter wird.
Eigenschaften von Polyester: Die Vor- und Nachteile im Überblick
Polyester ist nicht nur wegen der kostengünstigen Herstellung beliebt. Der Stoff hat durchaus einige positive Eigenschaften. Er ist sehr nachgiebig und gut formbar und gleichzeitig besonders reißfest. Zudem ist Polyesterkleidung pflegeleicht, knittert kaum und fusselt nicht. Auch der Mythos, dass man in Polyester schneller schwitzt, stimmt nur bedingt. Anders als Naturfasern, wie Wolle oder Baumwolle, nimmt Polyester den Schweiß nicht sofort auf. Dadurch kann der Schweiß sich erst mal verstärkt in den Achselhöhlen sammeln. Polyester wirkt zudem isolierend, sodass einem mitunter schneller warm wird und man somit auch schneller schwitzt. Allerdings kommt es hier auf die Qualität des Stoffes an. Sportkleidung aus Polyester ist meist extra atmungsaktiv gewebt, sodass Flüssigkeiten gut durch die Maschen entweichen können.
Die größten Nachteile von Polyester liegen vielmehr in der Umweltbilanz. Nicht nur die Herstellung ist energieintensiv, ein viel größeres Problem stellt die Tatsache dar, dass Plastik bekanntermaßen nicht biologisch abbaubar ist. Es kann also entweder recycelt oder verbrannt werden. Ersteres gestaltet sich bei Kleidung allerdings relativ schwierig, insbesondere, wenn es sich um Mischgewebe aus z.B. Polyester und Baumwolle handelt. Recyceltes Polyester wird zwar immer häufiger verwendet, allerdings werden hierfür dann eher PET-Flaschen genutzt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass ein Polyester-Kleidungsstück nicht erst am Ende seiner Lebenszeit zum Plastikmüll wird, auch während der Nutzung wird hierbei Mikroplastik abgegeben. Das geschieht bei nahezu jeder Wäsche. Winzige Fasern des Gewebes lösen sich und gelangen ins Abwasser. Bei rauen Oberflächen wie Fleecejacken oder Pullovern passiert das stärker als bei glatten Geweben wie etwa Sportkleidung.
Hier sind noch einmal alle Vor- und Nachteile von Polyester im Überblick:
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Für welche Kleidungsstücke macht Polyester Sinn?
Die Vorteile von Polyester kommen der Kunstfaser vor allem bei Sport- und Outdoorkleidung zu Gute. In Kombination mit anderen Kunstfasern, wie Elastan oder Nylon, kann so ein sehr dehnbares und strapazierbares Gewebe produziert werden. Bei Sportkleidung wird zudem darauf geachtet, dass die Struktur des Stoffes atmungsaktiv ist, Luft und Flüssigkeit also durch die Maschen entweichen können und übermäßiges Schwitzen so kein Problem wird. Bei Outdoorkleidung ist der große Vorteil des Stoffes, dass er wasserabweisend, leicht trocknend und isolierend ist. Somit eignet sich Polyester besonders gut für Winterjacken, Schwimmkleidung und Co.
Polyester wird aber auch in regulärer Alltagskleidung, etwa in T-Shirts und Pullovern, häufig eingesetzt. Dann allerdings meist nicht als Hauptbestandteil, sondern in Kombination mit anderen Fasern wie Viskose oder Baumwolle. Die Polyesterfasern sorgen hier für eine bessere Dehnbarkeit der Stoffe und machen sie teilweise knitterfrei. Allerdings sind es gerade diese Mischfasern, die sich nur schwer recyceln lassen und somit zwar die Produkteigenschaften verbessern können, die Umweltbilanz jedoch deutlich verschlechtern.
Wie wasche ich Polyester richtig?
Die Umweltbilanz von Polyester lässt sich zumindest ein wenig verbessern, wenn wir mit dem Stoff schonend umgehen und beim Waschen auf ein paar Dinge achten. Grundsätzlich ist Polyester ein sehr pflegeleichter Stoff, der theoretisch bei Temperaturen zwischen 30 und 60 Grad gewaschen werden kann. Je höher die Temperatur, desto stärker wird der Stoff jedoch auch strapaziert und desto mehr Mikroplastik wird freigesetzt. Wenn möglich sollte man Polyester daher bei niedrigen Temperaturen waschen. Das verlängert auch die Langlebigkeit der Kleidungsstücke. Für stark durchgeschwitzte Sportkleidung, die aus hygienischen Gründen besser bei hohen Temperaturen gewaschen wird, gibt es spezielle Wäschebeutel, die das Austreten von Mikroplastik verhindern sollen. Das Waschen mit Waschbeuteln ist auch sonst eine gute Idee, da es Kleidungsstücke schont.
Auf Weichspüler, der teils umweltschädliche Duft- und Farbstoffe enthält, kann man bei der Wäsche Polyester außerdem verzichten, da der Stoff ohnehin schon sehr weich und nachgiebig ist.
Greenwashing kann gerade in der Modebranche ein echtes Problem sein. Im Video werden ein paar falsche Behauptungen aufgedeckt:
Ist recyceltes Polyester wirklich nachhaltig?
„Nachhaltig“ ist kein geschützter Begriff und so ist es erst mal nicht falsch, recyceltes Polyester als nachhaltig zu bezeichnen. Grundsätzlich ist es natürlich nachhaltiger als nicht recyceltes Polyester, für das neue Ressourcen benötigt werden. Allerdings ist Kleidung aus Polyester nur sehr schwer zu recyceln. Die Qualität der Fasern nimmt hierbei stark ab und so werden sie meist nur für Putzlappen oder Dämmwolle genutzt. Kleidung, die aus recyceltem Polyester besteht, wird meistens aus anderen PET-Produkten wie Plastikflaschen produziert. Das Problem hierbei: Theoretisch ist es sehr viel effektiver, die Plastikflaschen wieder zu Plastikflaschen zu verarbeiten anstatt zu Kleidung. Dieser Prozess ist deutlich energieaufwendiger. Zudem besteht das Mikroplastik-Problem auch bei Kleidung aus recyceltem Polyester weiterhin und auch diese ist nur sehr schwer wieder zu recyceln. Recyceltes Polyester ist somit eine gute Alternative für Sport- oder Outdoorkleidung, bei der man auf Kunstfasern angewiesen ist. Bei Pullis, Shirts und Co. sind jedoch andere nachhaltige Stoffe wie Bio-Baumwolle eine bessere Wahl.
Bildquelle: iStock/Liudmila Chernetska