Am nachhaltigsten ist es wohl, einfach gar keine neue Kleidung zu kaufen. Doch nicht immer ist das möglich. Sei es, weil wir dringend eine neue Jeans oder ein paar Schuhe brauchen oder einfach, weil wir uns durch unsere Kleidung ausdrücken wollen und eine Begeisterung für Mode mitbringen. Um unseren Konsum trotzdem nachhaltiger zu gestalten, gibt es zwei Möglichkeiten: Secondhand kaufen oder auf Fair Fashion setzen. Doch was ist die nachhaltigere Variante? Wir haben für beides Argumente dafür und dagegen gesammelt.
Eins vor weg: Genaue Statistiken dazu, was nun nachhaltiger ist, gibt es nicht. Dazu sind sowohl Konsument*innen als auch Geschäfte viel zu individuell. Es bleibt also beim Abwägen. Mal kann der Secondhand-Kauf die bessere Alternative sein, mal der Fair Fashion Kauf. Als kleine Entscheidungshilfe haben wir dir ein paar Fakten zu beiden Alternativen mitgebracht.
Das macht Secondhand-Mode so nachhaltig
Für Secondhand spricht vor allem, dass keine neuen Ressourcen benötigt werden. Schließlich ist es gerade Herstellung von Kleidung, der unserem Planeten einiges abverlangt. Der Anbau von Baumwolle verbraucht viel Wasser und Fläche, teilweise werden dafür Regenwälder abgeholzt. Und auch bei der Verarbeitung entsteht einiges an CO2. Gleiches gilt für Mode aus Kunstfasern wie Polyester. Wenn du Secondhand kaufst, fallen alle diese Prozesse weg. Es wird also deutlich weniger Wasser und CO2 verbraucht, auch Umweltverschmutzung durch Chemikalien bei der Herstellung entfällt. Hinzukommt, dass die Kleidung nicht von Arbeiter*innen unter widrigen Bedingungen gefertigt werden muss. Theoretisch ist Secondhand-Mode so also fast klimaneutral. Einzig der Betrieb der Secondhand-Shops und der Versand bei Bestellungen über Online-Plattformen wie vinted fallen ins Gewicht. Auch Abfall wird vermieden. Gebrauchte Kleidung wird oft nicht weiterverarbeitet, sondern verbrannt. Für viele ist Secondhand somit die nachhaltigste Möglichkeit zu shoppen. Doch auch hier gibt es Kritik …
Jede Menge Second Hand gibt es auch bei eBay. Wie ihr eure Kleider am besten verkauft, zeigen wir euch in diesem Video!
Secondhand-Mode – ein schnell wachsender Markt
Immer mehr große Unternehmen steigen mit in den Secondhand-Markt ein, H&M hat beispielsweise mit Sellpy einen Onlineshop dafür. Zalando und About You verkaufen die gebrauchte Mode direkt über die eigenen Shops. Klingt erstmal gut. Laut Sellpy ist der Secondhand-Markt eines der schnellst wachsende Segmente der Modebranche. Und natürlich muss auch hier das Angebot von irgendwoher kommen. Würden alle plötzlich Secondhand kaufen, wäre irgendwann keine Kleidung mehr im Umlauf. Es braucht also weiterhin Menschen, die neue Mode kaufen und diese wieder verkaufen. Und da gibt es viele: Nicht getragene Kleidung zu verkaufen ist eine gute Möglichkeit, das eigene Gewissen zu bereinigen und gleichzeitig noch etwas dazu zu verdienen. Untersuchungen von Greenpeace zufolge wird jedes fünfte Kleidungsstück kaum bis nie getragen. Diese Kleidungsstücke Secondhand weiterzuverkaufen ist erst mal eine gute Sache. Besser als es kaum getragen wegzuschmeißen. Nur kann diese Möglichkeit den eigenen Konsum bei wenig nachhaltigen Unternehmen nur noch weiter beflügeln. Ein Kleid kaufen, für ein Abendessen tragen und dann weiterzuverkaufen fühlt sich plötzlich gar nicht mehr so schlimm an. Oftmals ist an Secondhand-Ware aus neueren Kollektionen noch das Etikett vorhanden.
Auch beim Secondhand shoppen ist es deshalb wichtig, den eigenen Konsum zu hinterfragen und bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Dann ist Secondhand-Mode in der Tat ein sehr nachhaltiges Konzept. Bei Kleidung aus Polyester sollten wir jedoch immer noch im Hinterkopf haben, dass sie bei jeder Wäsche Mikroplastik ins Abwasser trägt. Das wird mit jeder Wäsche besser, zu 100 Prozent umweltfreundlich ist sie deshalb jedoch nie. Das gilt auch für Mode aus recyceltem Polyester von Fair Fashion Anbietern.
Alte Kleidung Secondhand zu verkaufen ist nicht die einzige Möglichkeit, sie nachhaltig zu entsorgen. Welche es noch gibt, siehst du im Video:
Wie nachhaltig ist Fair Fashion?
Auch Fair Fashion und nachhaltige Mode werden immer gefragter. Neben zertifizierten Ökobrands haben auch immer mehr Fast Fashion Shops ihre nachhaltigen Kollektionen. Natürlich ist hierbei nicht alles gleich nachhaltig. Überhaupt ist „Nachhaltigkeit“ in der Modebranche ein sehr dehnbarer Begriff. In nachhaltigen Kollektionen bekannter Marken verstecken sich oft nur zu kleinen Teilen recycelte Materialen oder Biobaumwolle. Zudem sagt die Produkt-Nachhaltigkeit oftmals nichts über die Produktionsbedingungen aus.
Um tatsächlich nachhaltig zu produzieren, müssen Unternehmen eine ganze Reihe an Dingen bedenken. Das beginnt bei der Auswahl der Materialien, geht über die Produktionsabläufe bis hin zum Verkauf und Versand. Ein wirklich nachhaltiges Label erkennst du meist an zertifizierten Gütesiegeln (Die wichtigsten davon haben wir dir hier zusammengestellt). Doch auch wenn ein Unternehmen alles richtig macht, verbraucht es doch noch neue Ressourcen. In dieser Hinsicht kann Fair Fashion also nicht mit Secondhand-Mode mithalten, auch wenn viele Unternehmen zum Beispiel versuchen ihre Emissionen zu kompensieren und auf eine Kreislaufwirtschaft setzen. Dafür sind die Materialienhier oft langlebiger und enthalten weniger Schadstoffe. Ein nachhaltig produziertes Kleid aus Biobaumwolle lässt sich somit oft nur schlecht mit einem Secondhand erworbenen Kleid aus Polyester vergleichen, das zuvor nur einmal getragen wurde.
Bildquelle: istock / netrun78