So langsam scheint auch bei den großen Modefirmen anzukommen, dass die wenigsten Frauen so makellos aussehen, wie es einem die Werbeanzeigen mit perfekt inszenierten, aber eben auch komplett gephotoshoppten Models suggerieren. In diesem Zuge entscheidet sich der schwedische Modegigant H&M für ein neue Darstellungsweise: Er zeigt Bademode an unretuschierten Frauen mit „normaler” Figur.
Der Begriff normal ist natürlich diskutabel, denn ob groß oder klein, kurvig oder dünn: Keine Figur ist unnormal. Erfrischend ist jedoch, dass H&M genau dieser Diversität Tribut zollt und vom klassischen Werbe-Schönheitsideal abweicht, indem es zeigt, dass die „normale” Realität anders aussieht.
Nahezu jede Frau hat Dehnungsstreifen, Cellulite und ganz individuelle Proportionen, die an keinem Reißbrett zu einem allgemeingültigen Figurentyp zusammengeschustert werden können. Auf diese Uniqueness setzt H&M und zeigt einige Bikinis und Badeanzüge an einem Model, das ganz normale Kurven hat.
Dadurch, dass hier komplett auf Photoshop verzichtet wurde, fällt einem in Vergleich zu den klassischen Editorialbildern erstmal auf, wie exzessiv die Bildbearbeitung sonst benutzt wird. Neben Cellulite und Dehnungsstreifen verschwinden nicht selten auch Tätowierungen oder dunkle Armbehaarung. Alles hier gut sichtar!
Diese erfrischende Ehrlichkeit erntet im Netz natürlich großen Zuspruch und Freude, gerade bei Frauen, die sich mit dem Model identifizieren können. So liest man unter dem Facebook-Beitrag von H&M viele Kommentare, die loben, dass hier endlich mal eine „echte” Frau mit Kurven gezeigt wird. Und das ist ja auch wirklich schön, aber...
Bodyshaming ist out: Jede Frau ist eine echte Frau!
...hier liegt die Krux: Man sollte bei all der Freude über das curvy Model auf seine eigene Denkweise achten. Auch wenn die Dame auf den Bildern vom Modelstandart abweicht, ist sie nicht mehr oder weniger feminin als eine schlanke Frau. Wie wichtig es ist, daran zu denken, fällt zum Glück auch einigen Facebook-Usern auf.
So schreibt eine Dame:
„Auch im Betracht der Tatsache, wie ein schlanker Körper in den Medien präsentiert wird, ist und bleibt es ein Fakt, wenn man eine Figur als ,endlich eine normal Frau' bezeichnet, das man dadurch jene, die nicht diesem Bilde entsprechen, beleidigt. Das ist Bodyshaming all the way. Egal ob skinny oder curvy. Wann wird akzeptiert, dass es jegliche Arten von Körpern gibt, deren Repräsentation in den Medien auch wichtig ist? Aber warum müssen wir dabei eine andere als unnormal bezeichnen und herunterziehen?”
H&M reagiert auf diesen Beitrag beipflichtend:
„Wir lesen hier natürlich auch alle Kommentare und finden es super, dass sich unsere Fans und Follower über unseren Beitrag austauschen. Jedoch sind wir auch der Meinung, dass Bodyshaming - egal in welche Richtung - einfach unpassend ist.
In erster Linie geht es uns darum, unsere Mode auf vielseitige Weise zu präsentieren. Hierbei arbeiten wir schon seit Längerem mit den unterschiedlichsten Models zusammen und es spielt dabei keine Rolle, welche Kleidergröße, Haarfarbe, ethnische Herkunft usw. usw. die Models haben - bei H&M ist jeder willkommen und wir wollen an dieser Stelle auch ein Zeichen für mehr Toleranz setzen. [...]”
H&M steht mit seiner Offensive für mehr Natürlichkeit und Inklusion übrigens nicht allein da: Auch Desigual sowie die Beauty-Marke Dove setzen auf unretuschierte Bilder. Und auch einige Bloggerinnen geben zu, wie viel sie an ihren Fotos faken und zeigen Vorher-/Nachher-Bilder, um anderen Frauen zu verdeutlichen, dass vermeintliche Perfektion erst am Computer entsteht:
Findest du auch, dass der Bildbearbeitungswahnsinn aufhören und dafür mehr Natürlichkeit auf Werbeplakaten gezeigt werden sollte? Oder findest du es nicht schlimm, dass hier und da nachbearbeitet wird? Verrate uns deine Meinung gern in den Kommentaren!
Bildquelle: H&M Online Shop