Wer bestimmt eigentlich, ab wann eine Frau Plus Size Model-Maße hat? Diese fangen nämlich offiziell schon bei Größe 38 an. Schockierend! Diese Grenze wirkt fast wie eine Diskriminierung von Frauen mit normalen Kleidergrößen. Wir haben uns einmal dort umgehört, wo die Bekleidungsbranche direkt auf Mode-Fans trifft: Auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin. Was die Besucher von von dieser Kleidergrößen-Einteilung halten, siehst Du hier.
Übergrößen-Models wie Ashley Graham, Robyn Lawley und Candice Huffine, die Du Dir hier anschauen kannst, sind im Moment extrem gefragt. Doch schaut man sich die Damen einmal genauer an, dann muss man sich schon wundern: DAS soll Plus Size sein? Eigentlich sehen die Damen eher erfrischend normal aus. In der Modewelt fällt man allerdings ab Größe 38 aus dem klassischen Size-Zero-Katalog und gilt, galant ausgedrückt, als „Curvy“ oder eben „Plus Size“.
Betrachten wir nun aber mal die Realität fernab der rosaroten Designer-Brille: Aus Angaben des statistischen Bundesamts lässt sich errechnen, dass die durchschnittliche Kleidergröße von deutschen Frauen bei 44 (!) liegt. Plus Size fängt also, per Definition in der Model-Welt, nochmal drei Größen darunter an. Die Plus-Size-Model-Voraussetzungen und damit eine automatische Kategorisierung als Abweichung von der Mode-Norm sind also für jede durchschnittliche Frau erfüllt. Ganz schön traurig, oder? Das finden auch die Besucher der Berlin Fashion Week.
Plus Size Model-Maße oder: Verzerrte Frauenbilder par excellence
Jana Ina Zarrella findet gleich einmal klare Worte: „Wenn man sagt, dass 38 zu groß oder Plus Size ist, dann finde ich das ein ganz schlechtes Vorbild für die neue Generation.“
Moderatorin Annett Möller schilderte uns im Interview ein persönliches Erlebnis. Bei einer Modenschau, bei der sie im Publikum saß, kam EIN Plus-Size-Model auf den Laufsteg und bekam dafür großen Applaus. „Das kann doch nicht wahr sein, das muss noch normal sein“, fragte sich Annett Möller da völlig zu Recht.
„GNTM“-Juror Thomas Hayo sieht das Ganze zwiegespaltener: „Diese Einteilung bestimme ja ich nicht, sondern die Designer.“ Schuld sei die einheitliche Kollektionsgröße, die von Designern entworfen wird, und für diese ist Size Zero offensichtlich nach wie vor die Standart-Größe.
„Ich finde das Wort Plus-Size-Model eigentlich komplett verwerflich, denn das grenzt etwas ‚dickere‘ Frauen von schlankeren Frauen ab. Jeder sollte so aussehen, wie er aussehen möchte und dementsprechend auch die Mode repräsentieren“, erklärte uns Schauspieler Langston Uibel vor Ort in Berlin. Genau das scheint auch das Problem der Modewelt zu sein: dass sie zu harte Grenzen zieht und Frauen damit diktiert, ob sie dick oder dünn sind.
„Ich finde das unnötig, man muss nicht zwischen Plus Size und Normal Size abgrenzen. Minus Size gibt es ja auch nicht“, sagt auch Modebloggerin Lois Opoku und bekräftigt damit nochmal das Argument, dass es eigentlich unsinnig ist, Kleidergrößen noch einmal mit einer implizierten Wertung anderweitig zu unterteilen. Mit dieser Plus-Size-Debatte haben wir uns übrigens erst kürzlich im Zuge der Panorama Modemesse 2016 beschäftigt. Hier gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal eine eigene Halle für Plus-Size-Mode. Wenn man dort allerdings „Übergrößen“-Bekleidung in Größe 38, 40 oder 42 findet (was ja alles immer noch unter dem deutschen Durchschnitt liegt), dann stößt es einem schon bitter auf.
Übergrößen-Models? Stoppt die Diskriminierung!
Da schließen wir uns doch lieber der Meinung von Model Marc Jérôme an: „Ich finde es wichtig, dass man sich einfach in seinem Körper wohlfühlt und dass man akzeptiert wird, wie man ist.“ Eine ganz klare Meinung also, die sich auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin abzeichnet. Weitere, spannende Kommentare zu dem Thema, unter anderem von Moderatorin Katja Burkard, kannst Du Dir oben in unserem Video ansehen.
Wenn du eine feminine Silhouette à la Beyoncé hast und gerne wissen möchtest, mit welchen Tricks du deine Hüfte schlanker stylen kannst, haben wir in unserer Bildergalerie übrigens 7 tolle Tipps zusammengestellt, die deine Körpermitte im Handumdrehen schmaler zaubern:
Wir stellen fest: Dass man schon mit Größe 38 Plus-Size-Model werden kann, kommt bei niemandem gut an. Vielleicht wäre es für die Modebranche mal an der Zeit, ein Umdenken in Richtung Realität zu starten und normale Frauen und ihre Proportionen nicht mehr als Plus Size Model-Maße anzusehen.
Bildquelle: iStock/Ammentorp Photography
