An Michael Michalsky scheiden sich die Geister. Die einen nennen ihn „Trainingsjacken-Couturier“, für andere ist er der „deutsche Modepapst“. Über eine Einladung zu seinem Popkultur-Event „StyleNight“ an der Berlin Fashion Week, das dieses Jahr am 7. Juli 2017 im ewerk stattfindet, freuen sich trotzdem alle. Seit der Abwanderung von Hugo Boss nach New York ist sie für viele das Highlight der Berliner Modewoche. Wir sprachen mit dem deutschen Modedesigner über seine aktuelle „Electric Hedonism“-Couture-Kollektion, die Zukunft der Mode und seine Liebe zu sozialen Medien.
Als die großen Modelabels vor einigen Jahren entdeckten, was man alles mit Social Media anstellen kann, musste Michael Michalsky wohl in sich hineingrinsen. Livestreams vom Laufsteg auf Instagram hatte er schon vor allen anderen. Er ist anderen Designern aber auch in vielen anderen Dingen ein Stück voraus. Auf seinen berühmt-berüchtigten „StyleNites“ stellt der Designer Live-Acts wie etwa Hurts oder Lady Gaga vor, die kurz nach der Fashion Week Party von Michalsky ihren internationalen Durchbruch feierten. Wie das alles zu Mode passt? Ganz einfach – sie scheint für Michael Michalsky vor allem eins zu sein: Popkultur. So lässt er sich für sein Label Atelier Michalsky sowohl von Street-Wear-Looks als auch von Styles auf Instagram beeinflussen, passend zum Firmencredo „Real clothes for real people“.
Herr Michalsky, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Ihre Mode setzt sich oft spielerisch mit dem gesellschaftlichen Diskurs auseinander. In Ihrer aktuellen Kollektion mit dem neu gelebten Hedonismus des 21. Jahrhunderts und dem digitalen Zeitalter. Hedonismus – also nach Glück, Genuss und Freude im Leben zu streben, könnte man durchaus als philosophisch beschreiben. Was ist Ihre eigene Philosophie und woran erfreuen Sie sich in Ihrem Leben?
Ob man mich jetzt als großen Philosophen bezeichnen muss, weiß ich nicht (lacht). Ich habe mit dem Thema „Electric Hedonism“ nur das auf den Tisch gebracht, was gerade aktuell um uns herum stattfindet. Jeder sucht sein perfektes Ich und möchte dieses am liebsten auch allen zeigen. Die sozialen Medien bieten da eine geeignete Plattform. Statt diese Dynamik wie alle anderen zu kritisieren, schaue ich positiv auf diesen Trend. Ich freue mich sehr, wenn mir ein schöner Look gelingt – das perfekte Kleid für eine schöne Frau. Im Alltag sind es einfache Dinge, die mich begeistern – ein Lichtspiel, ein schönes Design, lachende Menschen.
Wie gehen für Sie Hedonismus und der Druck als Designer kreative Fließbandarbeit leisten zu müssen und nebenbei als Jury-Mitglied in der Fernsehshow Germany’s Next Topmodel zu arbeiten im Alltag zusammen?
Das kann ich so nicht beantworten, da meine Aufgabe als Designer weder ist „Fließbandarbeit“ zu entwerfen, noch habe ich hierbei Druck. „Klasse statt Masse“ – das ist was unser Label „Atelier Michalsky“ ausmacht. Mir ist dabei egal, was die Modewelt diktieren möchte. Ich sprenge ganz bewusst den zeitlichen Rahmen der saisonalen Abläufe. Im Winter habe ich deshalb auf die Fashion-Show verzichtet. Das war auch deshalb gut, weil ich mit dem Dreh von Germany's Next Topmodel befasst war, was sehr viel Spaß gemacht hat.
Das digitale Zeitalter hat unsere Verhaltensweisen und Gewohnheiten grundlegend verändert. Wie beeinflussen Sie die sozialen Medien in Ihrem Schaffen und in Ihrem Alltag? Würden Sie sagen, dass die digitale Revolution Sie in Ihrer Individualität und Kreativität gefördert oder eher gehemmt hat?
Sagen wir mal so: Früher haben mich Outfits auf der Straße für meine Designs inspiriert. Heute tun sie das immer noch, aber oft sehe ich die Looks auch auf sozialen Netzwerken wie Instagram statt auf der Straße. Ich sehe die digitale Revolution schlicht als zusätzliche Inspirationsplattform. Und wer findet es nicht toll, überall Inspiration zu finden?
Die digitale Technologie hat auch die Modewelt verändert. Was halten Sie von Mode aus dem 3D-Drucker oder von intelligenter Mode im Fashion-Tech-Bereich und wie stellen Sie sich Mode in der Zukunft vor?
Internet, Mobile und Virtual Reality begeistern mich total. Als Creative Director der doob AG, ein 3D-Technologie-Unternehmen, das es möglich macht, lebensechte Figuren von sich zu drucken, verbinde ich schon jetzt meine Mode ganz bewusst mit Technologie. Ich finde es faszinierend, wenn die Models in meinen Looks als 3D-Figur ausgedruckt werden. Ich hatte schon letztes Jahr mit den 3D-Figuren eine Ausstellung in der Kunstgalerie Lüpertz in Berlin. Darüber hat sogar die amerikanische VOGUE berichtet. Auf der nächsten StyleNite werden die Gäste gescannt und können hinterher ihre Avatare bekommen. The next step in revolution. Und ich bin mir sicher, dass wir nicht mehr lange auf „Mode aus dem Drucker“ warten müssen. I love it!
Herzlichen Dank für das Interview!
Bildquellen: Michael Michalsky/Peter Grosslaub, Getty Images/Matthias Nayarek/Andreas Rentz