Der weltbekannte Sandalenhersteller Birkenstock wird mehrheitlich vom französischen Milliadär und LVMH-Chef Bernard Arnault sowie dessen Beteiligungsfirma L. Catterton übernommen. Setzt Birkenstock mit dieser Übernahme das Qualitätsmerkmal „Made in Germany“ und eine fast 250 Jahre alte Tradition aufs Spiel?
Überraschende Übernahme bei Birkenstock
Kaum eine andere Marke erfreute sich in den vergangenen Jahren so einer großen Beliebtheit wie diese: Birkenstock! Ihr einstiges Image als Bio-Gesundheitslatschen, die nur Ökos tragen, haben sie nicht erst im letzten Sommer abgelegt. Innerhalb der vergangenen Jahre haben sich Birkenstocks zum größten Sommerschuh-Klassiker entwickelt – allein 2019 hat das Unternehmen ungefähr 25 Millionen Paar Schuhe und Sandalen produziert. Kein Wunder also, dass die Schuhe mit den Riemen zu den 10 meistverkauften Produkten 2020 gehören. Ein Hype, der auch 2021 nicht zu Ende sein wird. Denn schon bald sollen Modebegeisterte weltweit auf das deutsche Schuhwerk mit Korksohle schwören. Und genau dies könnte der Grund für die überraschende Übernahme des deutschen Traditionsunternehmens sein.
Louis-Vuitton-Milliardär kauft Bio-Sandalen
Wie nun bekannt wurde, geht das Unternehmen mehrheitlich an die amerikanisch-französische Beteiligungsgesellschaft L. Catterton und die Familienholding Financière Agache, die zur LVMH-Gruppe des französischen Milliardärs Bernard Arnault gehört. Kaufpreis der Anteile: 4 Milliarden Euro. Mit dem Verkauf reiht sich die einstige Gesundheits-Sandale in eine Reihe mit Luxusmarken wie Christian Dior, Louis Vuitton und Fendi ein. Trotz der Übernahme der Anteile bleiben die Erben des Schuhherstellers Alexander und Christian Birkenstock jedoch Minderheitsgesellschafter. „Über die Details der Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart“, so Birkenstock in einer Pressemitteilung. Doch warum kommt es nach so langer Zeit und grandiosen Verkaufszahlen zu solch einer Übernahme?
Asiatischer Markt soll erschlossen werden
Obwohl Birkenstock den europäischen und auch den amerikanischen Markt für sich erschlossen hat, blieb eine Expansion nach Asien bisher aus. Vor allem China und Indien seien für den Sandalenhersteller wichtige Wachstumsmärkte. Nicht nur um dies zu finanzieren, sondern vor allem aufgrund von fehlender Expertise komme es nun zum Einstieg des Luxus-Marken-Investors . „Für die nächsten 250 Jahre brauchen wir Partner mit der gleichen strategischen und langfristigen Vision wie die der Familie Birkenstock. In L. Catterton und Financière Agache haben wir diese Partner gefunden.“
Das Ende von „Made in Germany“?
Bedeutet dies jetzt das Ende des Qualitätsmerkmals „Made in Germany“? Denn das bisher familiengeführte Unternehmen, das auf eine Tradition im Schuhhandwerk seit 1744 zurückblicken kann, produziert all seine Produkte in Deutschland. Dies soll laut Birkenstock-Geschäftsführer Oliver Reichert auch so blieben. Dieser sagte gegenüber dem Handelsblatt: „Wir sind in Deutschland fest verankert und daran wird sich auch nichts ändern“. Zudem bringen die neuen Gesellschafter ein „tiefes Verständnis für die Details eines Produktionsunternehmens mit, bei dem sich alles um Qualität dreht“. Werden die ehemaligen Gesundheits-Latschen jetzt also zum neuen Luxus-Produkt? Wer vorsorgen möchten, sollte am besten jetzt direkt seine neuen Sommersandalen kaufen – denn diese sind zur kalten Jahreszeit sogar meist noch in bisschen günstiger als in den warmen Monaten des Jahres!
Nicht allen Unternehmen geht es aktuell so gut wie Birkenstock. Während der Sandalenhersteller seine Umsätze auch während der Corona-Pandemie steigern konnte, fallen die der anderen Marken so stark, dass sie entweder Filialen schließen oder die Insolvenz beantragen müssen:
Bildquelle: Getty Images / Balkans Cat , Imago Images / Schöning; Ina Fassbender