Bereits seit Jahren kämpft die Berlin Fashion Week um internationales Ansehen, gegen abwandernde Designer und innerstädtische Standort-Verlagerungen. So richtig Glamour konnte die Modewoche nie ausstrahlen. Jetzt der Paukenschlag: Die großen Modemessen „Premium” und „Neonyt”, die gleichzeitig die wirtschaftlichen Zugpferde der Berlin Fashion Week sind, ziehen ab 2021 in eine andere Stadt um: Frankfurt am Main.
Diesen drastischen Schritt verkündete der Veranstalter Premium Group. In Frankfurt soll etwas „Neues, Überraschendes, Großes entstehen“, werden sie von textilwirtschaft.de zitiert. Ein genauer Grund wurde bisher nicht genannt, jedoch äußerte sich die Chefin der Premium Group, Anita Tillmann, gegenüber tagesspiegel.de bereits in der Vergangenheit kritisch, jedoch kryptisch formuliert zum Standort Berlin: „Wir funktionieren, trotz, nicht wegen der Unterstützung der Politik.“ Nun gibt es also Konsequenzen.
„Die Fashion Week und das Format Fashion Week wird neu gedacht werden müssen”, zitiert t-online.de sie weiter, „man kommt nicht sofort auf Frankfurt, aber es ist der perfekte Ort.” Die Neonyt-Messe gehört bereits zur Frankfurter Messe, von der unter anderem auch andere große, etablierte Messen wie die Frankfurter Buchmesse ausgetragen werden.
Wie sehr wird die Berliner Wirtschaft unter dem Verlust leiden?
Die berühmte Premium-Messe sowie ihr nachhaltiges Pendant Neonyt locken pro Saison rund 70.000 Besucher nach Berlin und sind somit ein wichtiger Teil des begleitenden Rahmenprogramms, allen voran der kommerziell großangelegten Modenschauen von Designerin wie Guido Maria Kretschmer, Marina Hoermanseder oder Marcel Ostertag. Rund 240 Millionen Euro spielen die Messen zudem in die Kassen der Berliner Wirtschaft. Entsprechend schockiert reagieren Wirtschaftspolitiker in Berlin; deren Frankfurter Kollegen zeigen sich dagegen erfreut über den kulturellen und wirtschaftlichen Zuwachs am Modestandort Frankfurt, wie rbb24.de berichtet.
Die neue Fashion Week hat sogar einen eigenen Instagram-Kanal:
Designer melden sich zu Wort: Sie bleiben in Berlin!
Mittlerweile haben mehrere große Labels, die als Aushängeschilder für die Berlin Fashion Week gelten, ihren Standpunkt klargemacht. Sowohl Marina Hoermanseder als auch Kilian Kerner, Michael Michalsky und weitere namhafte Designer verkünden, dass sie weiter in Berlin bleiben und ihre Kollektionen zeigen werden. In einem Pressestatement äußert Michalsky sich ganz deutlich zu der Situation: „Messen können gern in Frankfurt stattfinden, aber die Essenz der Mode, Kreation und Präsentation, passt viel besser zu Berlin und deshalb sollten sie hier bleiben.”
Auch auf dem Instagram-Account der Berlin Fashion Week gibt es eine klare Ansage zum weiteren Verlauf der Berliner Modewoche. Hier schreiben die Verantwortlichen, dass es nur eine Fashion Week geben kann – und die wird nicht nach Frankfurt ziehen. Laut ihnen wird die Mercedes-Benz Fashion Week sowie die dazugehörige About You Fashion Week weiter in der Hauptstadt stattfinden. Das ist mal eine Kampfansage!
Das Konzept für die Frankfurt Fashion Week soll im Herbst offiziell vorgestellt werden. Wie sich das neue Frankfurter Konzept mit der Berlin Fashion Week und deren Events überschneiden wird oder ob gar eine spannende Synergie entsteht, bleibt abzuwarten.
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