Fellkragen an der Kapuze, Bommel an der Mütze oder gleich die ganze Jacke: Kunstfell bleibt auch diesen Winter im Trend. Allerdings zeigen Enthüllungsberichte immer wieder: Es ist keinesfalls alles Kunstpelz, was als solcher deklariert wird. Wir verraten dir, warum Marken hier tricksen und wie du bei der nächsten Shopping-Tour echtes Fell erkennen kannst.
Echtpelz statt Kunstfell: Wie kommt es zu dem Schwindel?
So verrückt das klingen mag: Teilweise ist es noch immer günstiger, echten Pelz zu verarbeiten als hochwertiges Kunstfell herzustellen. Gerade in asiatischen Produktionsländern, in denen es kaum Gesetze zum Tierschutz gibt, wird deshalb häufig noch auf Echtfell-Bommel, -Kragen und Co. gesetzt. Und die werden dann ausgerechnet bei den Produkten von Billigmarken eingesetzt. Der Gedanke: „Das kann kein Echtpelz sein, dafür ist es viel zu günstig“, stimmt demnach leider nicht. Meist wird statt Kunstpelz das Fell des Maderhundes verwendet, der in China günstig, aber unter furchtbaren Bedingungen gezüchtet wird.
Wer kein echtes Fell an seiner Winterkleidung möchte, sollte sich die Materialangaben deshalb ganz genau angucken. Kunstpelz wird auch als Kunstfell, Webpelz oder Fake Fur bezeichnet und besteht meist aus Materialien wie Polyester oder Polyamid. Bei dem Satz „Enthält nichttextile Bestandteile tierischen Ursprungs“ solltest du hingegen hellhörig werden. Echtfell muss laut europäischer Textilkennzeichnungsverordnung nämlich nicht eindeutig gekennzeichnet werden, sondern kann sich hinter dieser Formulierung verbergen.
Echtfell wird häufig nicht richtig gekennzeichnet
Allerdings lässt sich den Informationen auf den Schildern nicht immer trauen. 2018 nahmen Tierschützer der Stiftung Vier Pfoten und des Deutschen Tierschutzbundes Stichproben. Das erschreckende Ergebnis: 49 von 63 Echpelzprodukten waren nicht als solche gekennzeichnet. Große Marken wie H&M, s.Oliver oder Wellensteyn positionieren sich zwar bereits ganz klar dazu, aus Tierschutzgründen nur Kunstfell zu benutzen, ein kleiner Selbsttest kann jedoch nie schaden. Zum Glück gibt es hier mehrere Methoden, mit denen du rausfinden kannst, ob es sich um Echt- oder Kunstfell handelt.
4 Tipps um Echtpelz zu erkennen
1. Der Unterhaar-Test: Tiere haben unter ihren langen Haaren meist noch eine Schicht aus flauschigem Unterhaar. Bei Winterkleidung aus Echtfell kommt diese zum Vorschein, wenn man das Fell leicht auseinanderzieht.
2. Der Gewebetest: Beim Auseinanderziehen der Haare lohnt es sich außerdem auch, nach dem darunterliegenden Gewebe zu schauen. Bei Echtpelz ist das meist Leder, bei Kunstfell hingegen ein Textilgewebe.
3. Der Spitzentest: Ein weiteres Indiz, um echtes Fell von Kunstfell zu unterscheiden, sind die Spitzen, denn während diese bei echtem Pelz spitz zulaufen, sind sie bei Kunstpelz meist gerade abgeschnitten. Ohne Vergleich ist es allerdings schwierig, hier ein Urteil zu fällen. Insbesondere, da guter Webpelz echtem Pelz mittlerweile zum Verwechseln ähnlich sieht.
4. Der Brenntest: Diesen Test bitte nicht im Laden durchführen! Auch wenn er mitunter eindeutige Ergebnisse liefert, sollte er nur für bereits gekaufte Ware angewandt werden. Wer den Fellbesatz an seiner Winterkleidung kurz ankokelt, wird entweder einen synthetischen Duft wahrnehmen oder den typischen Geruch von verbranntem Haar. Ausnahme sind gefärbte Pelzbesätze, hier kann auch Echtfell künstlich riechen. Auch die Art wie das Fell verbrennt unterscheidet sich: Kunstpelz bildet kleine Klümpchen, Echtpelz zerfällt.
Trotz dieser Tests können häufig noch Unsicherheiten bestehen. Gerade bei kleinen Fellbesatz-Stücken wie dem Bommel an der Mütze, kann es schwierig sein, die jeweiligen Merkmale eindeutig zu erkennen. Ein hundertprozentig sicheres Ergebnis bietet nur eine Laboranalyse.
Kunstfell ist schon seit langem Trend. Die größten Trends des letzten Jahrzehnts, die wir teils schon fast wieder vergessen hätten, findest du in unserer Galerie:
Die gute Nachricht ist aber: Viele Marken achten bereits darauf, nur Kunstfell zu nutzen und kontrollieren auch ihre Zulieferer dementsprechend. Eine Liste mit pelzfreien Marken hat beispielsweise der deutsche Tierschutzbund zusammengestellt. Im Zweifelsfall kannst du also bei Marken, die sich klar zu diesem Thema positionieren, davon ausgehen, dass die Deklaration stimmt.
Bildquelle: istock/domoyega, Peta