„Wer billig kauft, kauft zweimal“, diesen Satz haben wohl die meisten schon mal von den Eltern oder Großeltern gehört. Gerade bei Kleidung äußert sich die schlechtere Qualität von Billigmarken oftmals auch in einer geringeren Lebensdauer. So kauft man dann irgendwann das zweite T-Shirt für 10 Euro, anstatt direkt das teurere für 20 Euro zu nehmen. Die Cost-per-Wear-Formel soll dabei helfen, solche Fehlkäufe zu vermeiden.
Cost per Wear: Was besagt die Regel?
Beim Cost per Wear schauen wir uns nicht mehr den Gesamtpreis eines Kleidungsstücks an, sondern wie viel wir runtergerechnet auf jedes einzelne Tragen zahlen würden. Die Berechnung ist daher auch denkbar einfach. Vor allem dann, wenn wir sie auf Kleidungsstücke anwenden, die wir bereits besitzen.
Ein Beispiel: Du hast 365 Euro für ein Paar Schuhe gezahlt, das du ein Jahr lang jeden Tag getragen hast. Nach dieser Tragedauer sind sie aber auch hinüber. Der Cost per Wear berechnet sich hier wie folgt: 365 Euro: 365 = 1 Euro. Jedes Tragen der Schuhe hat dich also umgerechnet einen Euro gekostet. Das Beispiel ist natürlich sehr plakativ. Bei den meisten Kleidungsstücken wissen wir nicht genau, wie oft wir sie schon getragen haben oder sie haben noch eine gewisse Trage-Zeit vor sich. Größtenteils muss man hier also ein bisschen überschlagen. Die Formel gibt einem jedoch ein Gefühl dafür, welche Käufe in unserem Kleiderschrank sich wirklich gelohnt haben – und das können wir auch dazu nutzen, um in Zukunft Fehlkäufe zu verhindern.
Wann ist der Cost per Wear sinnvoll?
Wenn du in Zukunft shoppen gehst und vor der Frage stehst: „Kaufen oder lieber nicht?“, kann der Cost per Wear eine kleine Entscheidungshilfe sein. Besonders in folgenden Situationen kann sie dir helfen:
- Lohnt es sich langfristig, die teurere Option zu wählen? (z.B. Jeans oder Schuhe)
- Lohnt sich der Preis für ein Kleidungsstück, das ich eher selten trage? (z.B. Abendmode)
- Lohnt es sich das Teil zu kaufen oder ist es nur ein kurzfristiger Trend, den ich später nicht mehr kaufen werde? (z.B. Leo-Print)
Natürlich weißt du vor dem Kauf nie genau, wie oft du ein Kleidungsstück tragen wirst. Vielleicht hast du aber schon Erfahrungen damit gemacht, wie lange Teile einer bestimmten Fast Fashion Marke halten oder weißt genau, dass du zu bestimmten Kleidern eher selten greifst. So kannst du also einen ungefähren Wert überschlagen und für dich herausfinden, ob du bereit bist, diesen Preis für jedes Tragen zu zahlen.
Probleme mit dem Cost per Wear
Der Cost per Wear ist eine gute Entscheidungshilfe, hat aber auch seine Schwachstellen. So geht dich Rechnung „billig = schlechte Qualität“ und „teuer = gute Qualität“ nicht immer auf. Ich habe einige Teile von Primark bereits seit über zehn Jahren in meinem Schrank, während mir eine teure Markenbluse schon mal beim zweiten Tragen gerissen ist.
Auch bedenkt die Regel nicht, wie günstig die Mode von Shein und Co. teilweise ist. Wenn ich für ein Top ohnehin nur drei Euro zahle, dann ist es zumindest aus finanzieller Sicht relativ egal, ob ich es nun ein- oder hundertmal trage. Ein hochwertiges Produkt von einer Fair Fashion Marke wird im direkten Vergleich vermutlich trotzdem einen höheren Cost per Wear haben. Die Auswirkungen von Billig-Mode auf die Umwelt werden hier also nur zum Teil mitbedacht.
Und last but not least wird hier auch die Schnelllebigkeit der Mode nicht wirklich mitgedacht. Wenn ich jemand bin, der sich ohnehin jede Saison mit neuer Kleidung eindeckt, dann ist es mir vermutlich egal, ob meine alten Teile noch gut im Schuss sind oder ohnehin schon reif für die Altkleider-Sammlung wären.
Der Cost per Wear ist daher eine gute Entscheidungshilfe, sollte allerdings nicht als einziges Kaufkriterium genutzt werden, wenn man auch auf Nachhaltigkeit achten möchte.