Wenn man sich gesund ernähren möchte, ist es manchmal gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten, was nun tatsächlich gesund und was eher ein Mythos ist. Selbst das jahrelang so beliebte Vollkornbrot steht im Verdacht, gar nicht so gut für unseren Körper zu sein. Nun liest man immer häufiger, dass auch das morgendliche Müsli mit Kuhmilch und frischen Früchten gesundheitsschädlich sein soll. Gemäß der ayurvedischen Ernährungslehre soll man nämlich auf keinen Fall Milch und Obst kombinieren. Wir sind der Frage nachgegangen, ob Früchte und Milch tatsächlich anfangen im Magen zu gären und zu Verdauungsbeschwerden führen.
Ist Joghurt mit Obst wirklich ungesund?
Manchmal hat man das Gefühl: Wie man's macht, macht man's falsch. Erst wird gepredigt, dass ein möglichst vollwertiges Frühstück aus Vollkorngetreide, Milchprodukten und vitaminreichem, frischem Obst eine gesunde Alternative zum Marmeladenbrötchen oder zuckrigen Cornflakes ist und nun heißt es wieder, Milch und Obst seien in der Kombination gesundheitsschädlich. Angeblich reagiert das Milcheiweiß nämlich ungünstig mit der Fruchtsäure und führt zu Ablagerungen von Giftstoffen im Körper. Doch ist Theorie aus der uralten Ayurvedalehre überhaupt wissenschaftlich haltbar?
Auch wenn es um die beste Methode zum Abnehmen geht, gibt es viele widersprüchliche Informationen. Wir klären die größten Mythen im Video:
Milch und Obst kombinieren: Ein No-Go nach Ayurveda
Wenn behauptet wird, dass Milch und Obst auf keinen Fall zusammen konsumiert werden sollten, wird sich in der Regel auf die ayurvedische Ernährungslehre berufen. Ayurveda – das klingt erst mal vertrauenswürdig, nach Ganzheitlichkeit und Naturheilkunde. Und in der Tat ist Ayurveda das älteste überlieferte Gesundheitssystem der Menschheit: Schätzungsweise ist es mindestens 5.000 Jahre alt. In Indien wird Ayurveda als Heilmethode auch wissenschaftlich gelehrt, obwohl sie vielen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht.
Die Ernährungsheilkunde macht einen großen Teil des Ayurvedas aus. Neben vielen anderen Vorschriften wird strikt davon abgeraten, säurehaltige Früchte und Kuhmilch miteinander zu sich zu nehmen. Im Körper fange diese Mischung nämlich an zu gären, die Milch gerinne und es würden Magenschmerzen, Durchfall und eine nachhaltige Vergiftung des Körpers folgen. Klingt ganz schön beängstigend! Solltest du daher also Früchte aus deinem Müsli verbannen oder auf keinen Fall Joghurt mit Obst essen?
Warum du Milch und Obst kombinieren kannst
Gerade bei derart alten Ernährungslehren tut man gut, sie mit Vorsicht zu genießen. Es ist durchaus erstaunlich, dass viele jahrtausendealte Erkenntnisse aus dem Ayurveda auch aus heutiger Sicht wissenschaftlich haltbar sind. Selbst wenn du kein Freund der westlichen Schulmedizin bist, solltest du nicht sofort jeder naturheilkundlichen Theorie Glauben schenken. Wenn du etwas weiterdenkst, wirst du merken, wie unsinnig die Vorschrift ist, Milch und Obst nicht miteinander zu kombinieren: Wenn du Kuhmilch zu dir nimmst, ob mit Früchten oder ohne, trifft sie im Magen auf Magensäure, die saurer ist als so manche Früchte. Vermischt mit der Magensäure gerinnt die Milch dann tatsächlich in deinem Körper. Das klingt erst einmal erschreckend, ist jedoch völlig normal und sogar hilfreich für die Nährstoffaufnahme. Denn durch das Gerinnen verbleiben die festen Eiweißbestandteile der Milch länger im Körper und werden nicht unverwertet wieder ausgeschwemmt.
Der Mythos von Fäulnisstoffen im Darm
Dass die Kombination von Milch und Säure im Körper fermentiert oder gar vor sich hinfault, ist ziemlicher Humbug, da vorher schon der Verdauungsprozess einsetzt. Hier handelt es sich wohl um eine Begriffsverwirrung gepaart mit der veralteten Sichtweise, dass Lebensmittel im Magen verfaulen und den Körper vergiften können. Ihren Ursprung hat diese Theorie wohl in der Tatsache, dass Kuhmilch vermischt mit Säure außerhalb des Körpers tatsächlich schnell anfängt, schlecht zu werden – allerdings nur, wenn sie über einen längeren Zeitraum ungekühlt herumsteht.
Und überleg doch einmal genau: Konsumieren wir nicht auch viele andere Milchprodukte, die mit Säure versetzt werden, um sie zum Gerinnen zu bringen? Bei Ricotta, Sauerrahm, körnigem Frischkäse oder indischem Paneer-Käse handelt es sich um nichts anderes, als um mit Säure versetze Kuhmilch. Dass diese den Körper vergiften und zu schweren Verdauungsproblemen führen, haben wir bisher aber noch nirgendwo nachlesen können. Genieß also ruhig weiterhin dein Früchtemüsli oder Joghurt mit Obst!
Ausnahmen: Früchte, die du nicht mit Milch kombinieren solltest
Es gibt jedoch tatsächlich einige Ausnahmen, die du besser nicht zusammen mit Kuhmilch verspeisen solltest. Allerdings nicht, weil diese deinen Körper vergiften, sondern weil sie Milch bitter schmecken lassen. Vielleicht hast du ja schon einmal einen Smoothie mit Kiwi, Ananas oder Papaya mit Milch oder Joghurt vermischt und dich über den unangenehm bitteren Geschmack gewundert, der nach einer Weile entsteht. Dieser Vorgang hat nichts mit Gärung zu tun, sondern liegt schlichtweg an dem Enzym Bromelain. Dieses spaltet Milcheiweiß und durch die veränderte Molekularstruktur entsteht ein bitterer Geschmack. Wenn du dennoch ein Kiwi-Eis aus Milchbasis oder einen Ananas-Milkshake zubereiten möchtest, kannst du das Problem aber ganz einfach umgehen, indem du die Früchte mit kochendem Wasser übergießt oder in der Mikrowelle erhitzt. Dadurch werden die Enzyme, allerdings leider auch ein Teil der Vitamine zerstört.
Da sind wir ja noch einmal froh, dass unsere geliebten Früchte nicht künftig aus den Müslischalen verbannt werden. Manchmal ist es doch ganz gut, wenn man nicht jedem neuen Ernährungshype Glauben schenkt. Wenn du allerdings doch das Gefühl hast, dass dein Magen die Mischung aus Müsli, Kuhmilch und Früchten nicht verträgt, könnte dies auch an einer Laktoseintoleranz oder Milcheiweißallergie liegen. Probiere doch einmal dein Müsli mit einer dieser Milchalternativen oder selbst gemachter Kokosmilch zu mischen. Aber Achtung: Begehe nicht diese Fehler: