Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts gehören mehr als die Hälfte der Deutschen zur Corona-Risikogruppe. Doch welche Risikofaktoren begünstigen überhaupt einen schweren Krankheitsverlauf? Wir haben die wichtigsten zusammengetragen. Wenn auf dich einer der Punkte zutrifft, solltest du ganz besonders darauf achten, dich zu schützen!
Alter
Ein hohes Lebensalter ist wohl der am häufigsten genannte Risikofaktor, gleichzeitig aber auch der größte. Denn Patient*innen, die an Covid-19 verstarben, waren im Durchschnitt 82 Jahre alt. 86 Prozent der Verstorbenen in Deutschland waren laut RKI 70 Jahre oder älter. Mit einem hohen Alter steigt allerdings auch die Wahrscheinlichkeit, an einer Vorerkrankung zu leiden, die einen schweren Verlauf bedingt. Da mittlerweile viele Menschen in der Hochrisiko-Gruppe über 80 geimpft sind, gibt es aktuell jedoch viele Vorerkrankungen, die für ein höheres Risiko sorgen. In einer aktuellen Untersuchung des RKI ist ein Alter zwischen 75 und 79 Jahren nur auf Rang 6 der größten Risikofaktoren.
Krebserkrankungen
Krebserkrankungen werden vom RKI grundsätzlich als Corona-Risikofaktor gezählt. Insbesondere während einer Chemotherapie ist das Immunsystem sehr geschwächt, was das Infektionsrisiko allgemein erhöht. Vor allem Patient*innen mit Leukämie, die sich in einer Therapie befinden, haben ein hohes Risiko. In der RKI-Rangliste sind sie auf dem ersten Platz gefolgt von Menschen mit metastasierenden Tumoren in Therapie. Aber auch Menschen, die einen metastierenden Tumor haben und aktuell nicht in Therapie sind, sind gefährdet (Rang 4), ebenso wie Menschen mit einer soliden Krebserkrankung in Therapie (Rang 8).
Demenz
Menschen mit Demenz erkranken rund doppelt so oft an Covid19 wie andere Menschen in der selben Altersgruppe. Auch das Risiko für einen schweren Verlauf ist hoch. In der RKI-Rangliste liegen sie auf Rang 3.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Dass Menschen mit Herzproblemen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Corona-Verlauf haben, ist schon lange bekannt. Besonders gefährdet sind laut der aktuellen RKI-Untersuchung Menschen mit Herzinsuffizienz (Rang 5), Menschen mit Vorhofflattern oder Vorhofflimmern (Rang 14), Menschen mit einer koronaren Herzkrankheit (Rang 17) und Menschen, die schon einmal einen Schlaganfall erlitten haben (Rang 21).
Chronische Nierenerkrankungen
Eine Auswertung von Corona-Todesfällen in New York ergab, dass 10 Prozent der Toten an einer Nierenerkrankung litten. Auch weitere Studien deuten auf ein erhöhtes Sterberisiko hin. Menschen, die aufgrund eines Nierenleidens eine Dialyse benötigen, haben oft ohnehin ein schwächeres Immunsystem. Sie liegen in der RKI-Rangliste auf Rang 7. Menschen mit einer chronischen Niereninsuffizienz auf Rang 11. Zudem kann ein schwerer Covid-19-Verlauf auch bei bisher gesunden Menschen zu Nierenversagen führen.
Chronische Lebererkrankungen
Das RKI listet chronische Lebererkrankungen als Risikofaktor auf, die Deutsche Leberhilfe verweist hingegen darauf, dass hier noch weitere Forschung notwendig sei. Allerdings gebe es erste Hinweise darauf, dass zum Beispiel eine Fettleber das Risiko für einen schweren Verlauf erhöhen könne. In der aktuellen RKI-Untersuchung fallen Menschen mit zirrhotischen und schweren Leberkrankheiten auf Rang 9 für einen schweren Corona-Verlauf.
Trisomie 21
Auch Menschen mit dem Down-Syndrom erleben häufiger einen schweren Covid-19-Verlauf. Sie litten öfter unter Lungenkomplikationen und haben zudem ein erhöhtes Sterberisiko. Dieses liegt bei Menschen mit Trisomie 21, die an Covid-19 erkranken, etwa so hoch wie bei nicht betroffenen Menschen über 80. In der RKI-Rangliste liegen Menschen mit Down-Syndrom auf Rang 10.
Immunschwäche
Neben Krebspatienten leiden auch viele weitere Menschen an einer Immunschwäche. So müssen etwa nach einer Organtransplantation Immunhemmer genommen werden, was selbst das Risiko für einen schweren Verlauf einer für andere Menschen harmlosen Erkältung erhöht. Auf der Rangliste des RKI liegt eine vorhergegangene Organtransplantation auf Rang 12. Aber auch Autoimmun-Erkrankungen können das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf erhöhen.
Chronische Lungen- und Atemwegserkrankungen
Verschiedene Lungen- und Atemwegserkrankungen könnten das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf erhöhen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin besteht vor allem für Menschen, die an COPD (RKI Rang 20), Lungenkrebs oder einer fortgeschrittenen interstitiellen Lungenerkrankungen wie Lungenfibrose (RKI Rang 15) leiden, oder eine Lungentransplantation hatten, ein erhöhtes Risiko. Bei den meisten Asthmapatienten hingegen sei das Risiko eher nicht erhöht. Nur Patient*innen mit einer besonders schweren Form der Erkrankung könnten ein erhöhtes Risiko haben. Auch die Behandlung könnte einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben. Während Sprays mit einer besonders hohen Cortison-Dosierung im Verdacht stehen, den Verlauf zu erschweren, könnten Sprays mit dem Steroid Budesonid einen schweren Verlauf sogar verhindern – und das nicht nur bei Asthma-Patient*innen, wie eine Studie zeigt.
Schwere psychische Erkrankungen
Auch schwere psychische Erkrankungen tauchen auf der Liste des RKI auf. Sie belegen Rang 18. Dazu zählen unter anderem eine bipolare Störung, Schizophrenie oder schwere Depressionen. Menschen mit diesen psychischen Erkrankungen sind auch bei den Impfungen in der Risikogruppe 2 angesiedelt.
Diabetes Mellitus
Zu Diabetes und Sars-Cov2 muss aktuell noch mehr geforscht werden. Im Mai 2020 gab die Deutsche Diabetiker Gesellschaft Entwarnung und schrieb, dass Typ-2-Diabetes nur in Kombination mit hohem Alter und Begleiterkrankungen sowie einem nicht regulierten Blutzuckerspiegel ein Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf sei. Andere Studien zeigten jedoch, dass der Blutzuckerspiegel das Risiko nicht beeinflusse. Insgesamt war die Sterblichkeit bei Diabetiker*innen in besonders stark von Covid-19 betroffenen Gebieten bis zu 50 Prozent höher als bei anderen Patient*innen. Meist lagen hier allerdings auch andere Erkrankungen vor. Dass Diabetes Mellitus alleine ein Risikofaktor ist, gilt dennoch als wahrscheinlich. In der RKI-Rangliste liegt die Krankheit auf Rang 19.
Adipositas
Auch Adipositas-Patient*innen haben Studien zufolge ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Besonders ab einem BMI von 35 gelten adipöse Menschen als Hochrisikopatient*innen. Das hohe Körpergewicht korreliert häufig mit anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes, allerdings scheint auch das Gewicht alleine ein Risikofaktor zu sein, da die Viren sich in Fettzellen besonders gut vermehren können. In der RKI-Rangliste liegt Adipositas auf Rang 22.
Neurologische Krankheiten
Auch neurologische Krankheiten erhöhen das Risiko für einen schweren Corona-Verlauf laut aktuellen Erkenntnissen des RKI. Auf der Rangliste des Instituts tauchen Erkrankungen wie Epilepsie oder Parkinson auf Rang 23 auf.
Bluthochdruck
Bluthochdruck ist in Deutschland eine echte Volkskrankheit, die mit zunehmendem Alter immer wahrscheinlicher wird. Rund 75 Prozent der Menschen zwischen 70 und 79 Jahren leiden darunter. Aber auch bei jüngeren Corona-Patient*innen kann ein unbehandelter Bluthochdruck einen schweren Verlauf der Krankheit begünstigen, wie Studien zeigen. Grund sind Entzündungsreaktionen in den Zellen, die bei einem erhöhten Blutdruck häufig schon vor einer Infektion stattfinden und durch die Krankheit nur verstärkt werden. Wird der Blutdruck medikamentös behandelt, wirkt sich das jedoch positiv auf den Krankheitsverlauf aus.
Männliches Geschlecht
Nicht nur Vorerkrankungen können das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf erhöhen. Auch das biologische Geschlecht macht einen Unterschied. Weltweit sind etwa 60 Prozent der Corona-Toten männlich. In einer britischen Kohortenstudie zeigte sich, dass das Sterberisiko bei Männern um 59 Prozent erhöht war. Auch bei anderen Krankheiten wie etwa Hepatitis A oder Tuberkulose wurde bereits beobachtet, dass Männer ein höheres Risiko haben, daran zu sterben.
Rauchen
Lange war unklar, ob Rauchende wirklich ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben. Das RKI führt Rauchen zwar als Risikofaktor auf, weist aber auf eine schwache Evidenz hin. Aktuelle Studien zeigen allerdings, dass vor allem langjährige Rauchende öfter schwer an Covid-19 erkranken.
Armut
Neben körperlichen Merkmalen wirkt sich leider auch der sozioökonomische Status auf das Risiko eines schweren Verlaufs aus. Hier gibt es viele Korrelationen zu anderen Risikofaktoren. Wer schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung hat und sich seltener eine ausgewogene Ernährung leisten kann, der neigt auch dazu, Vorerkrankungen zu entwickeln oder sich im Fall einer Erkrankung nicht rechtzeitig behandeln zu lassen.
Vermutest du, an Covid-19 erkrankt zu sein? Diese Symptome geben einen Hinweis.