Vielleicht hast du eine Person in deinem näheren Umfeld, die an einer Essstörung leidet? Vielleicht bist du selbst betroffen oder eventuell kennst du dieses Thema nur aus Filmen und Serien. Egal, ob oder welche Berührungspunkte du mit diesem Themenfeld hast, es ist wichtig aufgeklärt zu sein, Anzeichen zu erkennen und wahrzunehmen und zu handeln.
Wir wollen dich darüber aufklären, welche Arten von Essstörungen es gibt, wie sie sich äußern und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Denn es gibt nicht immer den EINEN Satz, der eine Person verrät, oder die EINE Therapiemöglichkeit, die jedem hilft.
Was gilt alles als Essstörung?
Essstörungen können bei jedem und in jedem Alter auftreten. Besonders häufig entwickeln sie sich allerdings im Jugendalter. Demnach lassen sich laut RKI bei einem Fünftel der Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren Hinweise auf ein gestörtes Essverhalten finden. Dabei sind Mädchen fast doppelt so häufig betroffen wie Jungs. Im Grunde unterscheidet man in drei verschiedene Formen der Krankheit:
- Anorexie (Magersucht)
- Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
- Binge-Eating-Störung (regelmäßig auftretende Essanfälle)
Bei einer Anorexie, also einer Magersucht, haben die Betroffenen Angst vor der Gewichtszunahme, so erklärt es die Techniker Krankenkasse. Sie wollen um jeden Preis verhindern, zuzunehmen und verzichten dafür aufs Essen. Es entwickelt sich ein krankhaftes Essverhalten, aus deren Kreislauf die Betroffenen nicht mehr schaffen auszubrechen. Diejenigen, die an dieser Form der Erkrankung leiden, sind oft auffallend dünn — sie selbst sehen sich aber dick und unförmig.
Bulimie ist wie die Magersucht in erster Linie eine psychische Erkrankung, die sich auf das Essverhalten auswirkt. Betroffene greifen nach dem Essen (manchmal auch Essanfällen) zu gefährlichen Maßnahmen, um das Gegessene – für das sie sich oftmals schämen – wieder loszuwerden. Bei einer Bulimie-Erkrankung übergeben sich Betroffene bewusst, weswegen die Krankheit auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet wird.
Bei einer Binge-Eating-Störung gibt der Name der Erkrankung schon einen Hinweis auf ihren Verlauf. Binge bedeutet ins Deutsche übersetzt so viel wie „Gelage“ – in diesem Fall aufs Essen bezogen. Betroffene leiden immer wieder an Essanfällen, bei denen sie alles zu sich nehmen, was sie in diesem Moment finden können. Im Gegensatz zur Bulimie erbrechen sie danach allerdings nicht.
Welche Gründe für eine Essstörung gibt es?
Essstörungen können viele verschiedene und vor allem ganz individuelle Ursachen haben. Zum Beispiel können traumatische Erlebnisse (in der Kindheit) wie Missbrauch oder Vernachlässigung Auslöser einer Erkrankung sein, so ANAD (Anorexia Nervosa and Associated Disorders) e.V.. Häufig wollen Betroffene das Erlebte so kompensieren. Aber auch gesellschaftlicher Druck von außen setzt einigen Menschen besonders zu, sodass sie das Gefühl haben, extrem schlank sein müssen – oder es eben nicht sind und ihren Frust oder ihre Verzweiflung durchs Essen bekämpfen wollen.
Ebenso können Gefahren von der eigenen Familie ausgehen, wenn beispielsweise besonders strenge Eltern das Essverhalten ihrer Kinder kontrollieren und somit immer der Fokus auf dem eigenen Körpergewicht liegt. Darüber hinaus können ebenfalls persönliche Faktoren eine Essstörung begünstigen. Wenn jemand besonders perfektionistisch, nicht zufrieden mit seinem eigenen Aussehen ist, ein geringes Selbstwertgefühl besitzt oder Leistungsdruck verspürt, können diese Dinge dazu führen, dass man in eine Essstörung rutscht.
Am Ende können letztendlich noch aktuelle Umstände und/oder Veränderungen Gründe bzw. Auslöser sein. Muss zudem noch eine Trennung verarbeitet werden oder wird die Person vielleicht gemobbt, kann eine Essstörung folgen.
Welche Anzeichen einer Essstörung gibt es?
Für jede Art der Erkrankung gibt es unterschiedliche Anzeichen, die wahrgenommen werden können.
Anorexie
Wie beispielsweise die Apotheken Umschau berichtet, können unter anderem folgende Dinge auf eine Anorexie hindeuten:
- starker Gewichtsverlust
- Untergewicht
- starkes Kontrollieren des Essens
- Betroffene halten sich oft an strikte Zeitpläne zum Essen
- übertriebenes Sportverhalten
- geringes Selbstwertgefühl
Bulimie
Eine Bulimie kann an folgenden Anzeichen erkannt werden, wie die bzga (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) darstellt:
- Essanfälle
- oftmals keine Kontrolle über das eigene Essverhalten
- geringes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl
- Missbrauch von Abführ- und Brechmitteln
- Angst vor dem Zunehmen
Binge-Eating-Störung
Anzeichen einer Binge-Eating-Störung sind zum Beispiel:
- Essanfälle
- stundenlanges Essen
- hastige/hektische Essensaufnahme
- Depressionen
- unkontrolliertes Essverhalten
Kann man eine Essstörung behandeln?
Ja, eine Essstörung kann und muss behandelt werden – ansonsten kann es zu schwerwiegenden Folgen oder zum Tod führen. Es gibt dabei verschiedene Wege, eine Behandlung durchzuführen. Allen voran geht eine Psychotherapie. Man muss verstehen, dass Essstörungen quasi nur ein Symptom einer psychischen Erkrankung sind. Daher muss direkt an der Ursache angesetzt und gearbeitet werden. Traumata müssen aufgearbeitet, das Selbstbewusstsein gestärkt und der Umgang mit Essen wieder neu erlernt werden. Wie die Therapie aussieht kann unterschiedlich sein. Sie kann sowohl ambulant, stationär oder in einer Tagesklinik erfolgen.
Bei einer ambulanten Therapie führen die Betroffenen ihr normales Leben in ihrem gewohnten Umfeld weiter und werden lediglich regelmäßig in den Praxisräumen der Arzt*innen behandelt. Bei einem stationären Aufenthalt wird der oder die Betroffene in eine Klinik eingewiesen und dort behandelt. Wird eine Tagesklinik gewählt, verbringen die Erkrankten ihren Tag dort und arbeiten, führen Therapieseitzungen und Co. durch, dürfen zum Schlafen aber nach Hause fahren. Welche Behandlung durchgeführt werden muss und wie lange sie andauert, hängt vom individuellen Fall ab und wie gefährdet die Person ist.
Solltest du selbst oder eine Person in deinem Umfeld Probleme haben, an einer Essstörung leiden und Hilfe brauchen, findest du unter anderem hier Beratung. Tel.: 0221 892031
Jegliche Formen einer Essstörung müssen ernstgenommen werden – und Betroffenen im besten Fall geholfen werden. Diese Stars sprechen mutig und offen über ihre Erkrankungen:
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