Diese Nachricht aus Großbritannien kann einen schon mal neidisch machen: Berechnungen des University College London (UCL) zufolge, erwarte man für kommenden Montag das Erreichen der Herdenimmunität gegen Covid-19. Stellt sich natürlich die Frage: Wann erreichen wir die Herdenimmunität in Deutschland?
Großbritannien gehört seit der Zulassung verschiedener Impfstoffe Ende 2020 zu den Impfvorreitern in Europa, legte den Impfturbo für das Verabreichen der Vakzine im Kampf gegen die Corona-Pandemie ein. Mit Erfolg: Mittlerweile sind fast 50 Prozent der Bürgerinnen und Bürger des Inselstaats mindestens einmal geimpft. Zum Vergleich: In Deutschland haben gerade einmal 13,8 Prozent den ersten Pieks erhalten. Für eine Herdenimmunität sind laut Forschenden 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung nötig. Dieser Wert soll laut Berechnungen bereits am Montag in Großbritannien erreicht werden.
Wie wird eine Herdenimmunität erreicht?
Damit sich eine Infektionskrankheit nicht mehr auf natürliche Weise ausbreiten kann, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zum einen ist da natürlich das Impfen. Je mehr Menschen durch den Pieks geschützt sind, desto besser. Aber auch Genesene, die die Erkrankung durchgemacht haben und deren Immunsystem eine Immunität aufgebaut hat, fließen mit ein. Laut Wissenschaftler*innen der UCL könnte dieser entscheidende Punkt im United Kingdom bereits am 12. April eintreffen, wie Daily Mail berichtet. Dann wären nach Berechnungen 73,4 Prozent der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 immun.
Grundlage dafür ist, dass bereits jetzt 31 Millionen Britinnen und Briten geimpft sind und rund 4 Millionen Menschen die Krankheit überstanden haben. Hinzu kommen rund 10 Prozent an Menschen, die eine natürliche Immunität gegen das Virus haben. Verbindet man dies mit der geschätzten Wirksamkeit der Impfung, ergibt sich bereits heute eine Immunität von 70 Prozent.
Wann werden in Deutschland diese Impfzahlen erreicht?
In Deutschland ist das Bild aktuell leider ein komplett anderes. Während im Vereinigten Königreich von Herdenimmunität gesprochen wird, wird hierzulande immer noch viel zu langsam geimpft. Nur 11 Millionen, der rund 83 Millionen Deutschen haben bisher eine erste Dosis erhalten, rund 5 Millionen die zweite. Wie sich das Impftempo entwickelt, hängt vor allem davon ab, ob Liefermengen und -termine der Hersteller eingehalten werden und diese Dosen dann auch in Impfzentren und Hausarztpraxen sofort zum Einsatz kommen. Zudem ist der Impfstoff von Johnson & Johnson ein Hoffnungsträger, da hier nur eine Impfung notwendig ist. Um bis zum angestrebten Datum (21. September) bei den Erwachsenen eine Immunisierung zu erreichen, müssen 60 Prozent von ihnen geimpft sein. Dafür wäre allerdings eine Verdopplung der Impfgeschwindigkeit nötig. Es hängt also von verschiedenen Faktoren ab und wird noch einige Wochen bzw. Monate dauern.
Immerhin: Am 8. April kam auch Deutschland endlich aus den Puschen. Laut Robert-Koch-Institut wurden an diesem Tag etwa 656.357 Impfungen verabreicht. Das sind 289.357 mehr als beim bisherigen Höchststand einen Tag zuvor.
Wann erreichen wir die Herdenimmunität?
Währen Großbritannien also bereits am Montag einen Grund zum Aufatmen hat, müssen wir uns hierzulande noch um einige Zeit gedulden. Neben den bereits geimpften Menschen im Land gibt es rund 2,6 Millionen Genesene mit Antikörpern. Und die Infektionen steigen mit der dritten Welle aktuell immer mehr. Mathematiker Prof. Christian Hesse von der Universität Stuttgart erklärte gegenüber Bild: „Derzeit sehen wir einen Wettlauf zwischen der Impfkampagne und der dritten Welle. Da 2,6 Millionen Menschen bereits eine bestätigte Corona-Infektion hinter sich haben und voraussichtlich eine noch größere Zahl eine unbemerkte Infektion, kann man davon ausgehen, dass 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung allein dadurch immunisiert sind.“
Addiert man diese 5 bis 10 Prozent zu den 13,8 Prozent Geimpften zeigt sich, dass wir momentan eine Immunität von rund 24 Prozent erreicht haben – fast 50 Prozent weniger als in Großbritannien.
Es gibt ein großes ABER!
Zwar erweisen sich die Impfungen als sicherer Schutz vor einer schweren Corona-Infektion, allerdings gibt es noch keine offiziellen Daten der Regierungen, ob man als geimpfte Person trotzdem Überträger des Virus' sein kann. Außerdem ist bisher nicht bekannt, wie lange der Schutz durch eine überstandene Krankheit anhält.
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