Seit über einem Jahr stellen Wissenschaftler*innen sich die Frage, wie das Coronavirus von der Fledermaus auf den Menschen überspringen konnte. Ein Bericht der Weltgesundheits-Organisation soll das jetzt klären. Der Bericht wurde jetzt in Genf vorgestellt und geht weiterhin davon aus, dass das Fledermaus-Virus SarsCov2 den Menschen über einen Zwischenwirt erreichte.
Um den Ursprung des Coronavirus zu klären, unternahm die WHO eine Expertenmission ins chinesische Wuhan. Internationale Expert*innen verschiedener Disziplinen wie Zoologie und Epidemiologie reisten im Januar für mehrere Wochen nach Wuhan, um dort nach dem Ursprung der SarsCov2-Pandemie zu suchen. Sie gehen davon aus, dass das Virus „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich" von der Fledermaus auf ein weiteres Zwischenwirtstier übergesprungen ist und so schließlich auch den Menschen erreichte. Ein Zwischenwirtstier wurde bisher jedoch nicht identifiziert.
Ursprung im Labor „extrem unwahrscheinlich“
Einen Ursprung des Virus im Labor halten die Expert*innen der Mission laut Bericht hingegen für „extrem unwahrscheinlich“. Das Wuhan Institute of Virology (WIV) galt immer wieder als möglicher Herkunftsort der Pandemie, da dort unter anderem mit Coronaviren bei Fledermäusen geforscht wird und eine Mitarbeiterin des Labors eine der ersten registrierten Corona-Patientinnen war. Um den Vorwürfen nachzugehen, sprachen Wissenschaftler*innen der Mission mit Mitarbeiter*innen des Instituts. Denen soll das Coronavirus beim Ausbruch der Pandemie im Dezember 2019 nicht bekannt gewesen sein, was ein Leck laut WHO-Bericht unwahrscheinlich macht. Der Virologe Dominik Dwyer, der Teil der WHO-Mission war, wies jedoch schon bei einer Pressekonferenz im Februar daraufhin, dass die Gruppe nicht darauf ausgelegt war „eine forensische Untersuchung der Laborpraxis durchzuführen.“ Die Wissenschaftler*innen verließen sich vielmehr auf das, was ihnen von Labormitarbeiter*innen gesagt und gezeigt wurde. Aus diesem Grund wird der WHO-Bericht auch weiterhin von vielen Wissenschaftler*innen kritisch betrachtet.
Kritik am WHO-Bericht
Kritik kommt unter anderem aus den USA. Auch unter dem neuen Präsidenten Joe Biden äußerte die Regierung hier wiederholt die Befürchtung, dass der WHO-Bericht nicht alle Erkenntnisse und Hinweise offenlegen könne. Viele Expert*innen zweifeln an der Kooperationsbereitschaft Chinas. Unter anderem die Tatsache, dass noch immer kein Zwischenwirt identifiziert werden konnte, erscheint vielen ungewöhnlich. Zuletzt machte ein Hamburger Physiker auf sich aufmerksam, der neben diesem Hinweis noch zahlreiche weitere sammelte, die seiner Meinung nach auf einen Ursprung des Virus im WIV hindeuten. Andere Wissenschaftler*innen sind sich hingegen gar nicht mehr so sicher, ob der Ursprung des Virus überhaupt in China liegt.
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