Es gibt viele Dinge, auf die wir uns im Sommer freuen. Wespen gehören definitiv nicht dazu. 2024 mussten wir nicht nur auf hochsommerliche Temperaturen, sondern auch auf die nervigen Insekten lange warten. Im Spätsommer machen uns aber nun doch immer mehr der Tiere das Essen im Freien madig – allerdings gibt es laut Zählungen des NABU in diesem Jahr weniger Wespen als in den Vorjahren. Wir erklären, woran das liegt und welche Faktoren darüber entscheiden, ob es eine Wespenplage gibt oder nicht.
Aktueller Stand der Wespensaison 2024
Der Sommer hat dieses Jahr lange auf sich warten lassen. Gerade im Frühsommer war es oft regnerisch und kalt. Im Juli wurden wir daher fast komplett von Wespen beim Grillen oder Eisessen verschont, was vermutlich zum einen daran liegt, dass nicht viele der Insekten unterwegs waren, zum anderen aber auch daran, dass wir vermutlich nicht allzu viel Zeit draußen verbracht haben. Nun ist es draußen wärmer und auch die Zahl der Wespen nimmt zu. Dass die Tiere sich im Spätsommer näher an den Kaffeetisch wagen, ist normal. Auch die Population erreicht zu diesem Zeitpunkt ihre Höchstzahl. Doch auch, wenn uns die Wespen aktuell mitunter wieder auf die Nerven gehen, sind es doch deutlich weniger als in den Vorjahren. Das zeigt eine Zählung im Rahmen des Insektensommers vom NABU. Sowohl bei der ersten Zählung im Juni, als auch bei der anschließenden im August wurden weniger Wespen gezählt als noch 2022 und 2023. Bei der Firma Schädlingshero hingegen gegen in diesen Monaten mehr Wespen-Anfragen ein als noch im Vorjahr. Hier muss man allerdings sagen, dass auch 2023 ein eher Wespenarmes Jahr war und vor allem der August eher kühl und regnerisch war.
Was beeinflusst, ob es im Sommer viele Wespen gibt?
Schon im Frühjahr gab es einige Hinweise, die dafür sprachen, dass uns eine Wespenplage dieses Jahr erspart bleiben könnte. Denn Wespen bauen ihre Nester meist im April. Die Bedingungen sind für die Wespen optimal, wenn dieser Monat trocken und warm ist. Starker Niederschlag über einen längeren Zeitraum zerstört die frisch gebauten Nester. Denn sie bestehen aus einer Art Pappmasche, das die Tiere selbst herstellen. Dieses ist nicht wasserdicht. Wird es durchnässt, kann es zu Schimmelproblemen und dem Tod der Larven kommen. Der April 2024 war vielerorts recht regnerisch. Das könnte dafür sorgen, dass es dieses Jahr weniger Wespen gibt als im letzten Jahr. Der Sommer blieb zudem lange Zeit kühl und regnerisch, was wiederum die Versorgung der Jungwespen erschwert haben könnte.
Auch ein kalter Winter ist für Wespenköniginnen nicht optimal. Er kann dazu führen, dass einige Wespenköniginnen nicht überleben. Diese haben zwar eine Art Frostschutz, der sie überwintern lässt, fällt die Temperatur aber über einen längeren Zeitpunkt deutlich unter Null, kann es trotzdem sein, dass die Insekten erfrieren. Der diesjährige Winter dürfte für Wespen daher eigentlich eine gute Ausgangsposition geliefert haben, da es sich um den drittwärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnung handelte.
Wann bauen Wespen ihre Nester?
Die meisten Wespennester werden im April gebaut, teilweise auch noch bis in den Mai hinein. Wer in dieser Zeit Wespen im Garten oder auf dem Balkon rumfliegen sieht, kann also davon ausgehen, dass es sich um eine Königin auf der Suche nach einem Platz für ihr Nest oder nach Materialien zum Nestbau handelt. Nach Mai werden für gewöhnlich keine neuen Nester mehr gebaut, dafür werden die bestehenden von den Arbeiterwespen immer weiter vergrößert und neue Larven herangezogen. Deshalb steigt die Wespenpopulation bis Ende August rapide an. Vor allem an heißen Tagen können die Wespen ihren Nachwuchs hervorragend heranziehen, wie Prof. Dr. Michael Ohl, wissenschaftlicher Leiter der Bienen-, Wespen- und Ameisensammlung am Museum für Naturkunde Berlin, uns erklärt. Zu heiß darf es jedoch auch nicht sein. Temperaturen um die 40 Grad machen den Tieren zu schaffen. Und auch wenn Wasserquellen fehlen, wird das zum Problem, denn die Tiere brauchen Wasser, um ihre Nester zu erweitern.
Wespen sind nicht das einzige, was einen Strandbesuch vermiesen kann. Einfache Tipps, die deinen Strandtag perfekt machen, zeigen wir im Video:
Werden die Wespen im Laufe des Sommers aggressiver?
Häufig haben wir auch den Eindruck, Wespen werden im Laufe des Sommers immer aggressiver. Tatsächlich werden die Wespen mit der Zeit einfach nur mehr. Und wenn sie mit der Aufzucht der Larven fertig sind, dann interessieren sie sich umso mehr für Süßspeisen. Sie teilen unsere Liebe für Eis, Obst und Kuchen und können ziemlich beharrlich im Versuch sein, ein Stück davon abzubekommen. „Dadurch, dass mehr Wespen da sind, steigt auch die Wahrscheinlichkeit gestochen zu werden. Das heißt jedoch nicht, dass die Wespen aggressiver werden. Solche Gefühlswallungen haben sie gar nicht“, räumt Michael Ohl mit dem Mythos auf. Die Angriffslust der Tiere kann sich jedoch steigern, etwa wenn man nach ihnen schlägt, sie einsperrt oder anderweitig dafür sorgt, dass sie sich bedroht fühlen. Die beste Methode, mit Wespen am Tisch umzugehen, ist also nach wie vor, sie möglichst zu ignorieren. Auch ein Abwehrspray aus natürlichen Düften kann gegen die Wespenplage helfen.
Sollte das nicht mehr möglich sein, weil sich ein Wespennest in der Nähe befindet und es einfach zu viele Tiere werden, kann man die Umsetzung dieses Nestes beantragen, wenn es gut zu erreichen ist. Zerstören darf und sollte man Nester auf keinen Fall eigenständig. Das kann nicht nur jede Menge Stiche, sondern auch Bußgelder mit sich ziehen. Nur, wer nachweislich unter einer Wespenstich-Allergie leidet, kann eine Zerstörung der Nester beantragen. Das sollte aber immer der letzte Schritt sein. Denn so nervig Wespen auch sein mögen, für die Natur sind sie sehr wichtig.