In den letzten Sommern spielte Corona vielerorts kaum eine Rolle. Die Infektionszahlen blieben bis zum Herbst auf geringem Niveau. Auch dieses Jahr sieht es bei den aktuell sinkenden Fallzahlen danach aus. Ein Blick nach Portugal verrät jedoch, dass sich das bald ändern könnte. Dort ist die Omikron-Variante BA.5 mittlerweile dominierend und hat für explodierende Infektionszahlen gesorgt. Ähnliches könnte laut einer Simulation auch hierzulande schon sehr bald passieren.
Auch in Deutschland macht BA.5 einen stetig wachsenden Anteil der Neuinfektionen aus. Zwar liegt der zuletzt gemessene Wert nur bei 5,3 Prozent, allerdings ist das doppelt so hoch wie in der Vorwoche. Verdoppelt sich der Anteil von BA.5 an den Coronafällen weiterhin, könnte die Variante auch in Deutschland bald dominieren. Was das für den weiteren Verlauf der Pandemie bedeutet, haben Forschende der TU Berlin berechnet. Demnach könnten die Fallzahlen schon in der zweiten Junihälfte wieder deutlich steigen. „Unsere Simulationen zeigen, dass die Entwicklung in Portugal auch in Deutschland eintreten könnte – und zwar in Form einer Sommerwelle“, sagte Sebastian Müller, Mitglied der Forschungsgruppe, die an der TU Berlin den Pandemieverlauf modelliert, gegenüber dem Handelsblatt.
Das erwartet uns mit der Sommerwelle
Wie hoch genau die Fallzahlen zum Höhepunkt der Sommerwelle ausfallen dürften, können die Forschenden noch nicht genau prognostizieren. Sie gehen jedoch davon aus, dass sie nicht höher ausfallen werden als bei der letzten Omikron-Welle. In Portugal haben sich die Fallzahlen durch die Ausbreitung von BA.5 zwar innerhalb weniger Wochen vervierfacht, erreichten jedoch nicht die Höchstwerte, die die Omikron-Welle im Januar mit sich brachte. Mittlerweile ist die Infektionswelle in Portugal bereits wieder am Abflachen. Mit den Fallzahlen stiegen auch die Krankenhauseinweisungen und Todesfälle im Land. Allerdings gehen Expert*innen nicht davon aus, dass BA.5 häufiger schwere Verläufe auslöst als bisherige Varianten. Der Subtyp scheint zwar ansteckender zu sein als die Omikrontypen BA.1 und BA.2 und der Immunreaktion durch Impfstoffe oder überstandene Infektionen besser zu entgehen, als gefährlicher schätzen Forschende ihn jedoch nicht ein.
Bei einem schweren Verlauf greift das Coronavirus oft die Lunge an. Wir erklären, was dabei im Körper passiert:
Aktuell sind die meisten Corona-Schutzmaßnahmen gefallen. Bisher sind auch keine weiteren in Planung – zumindest nicht für den Sommer. Im Herbst und Winter rechnen die Regierungschefs der Länder wieder mit deutlich ansteigenden Zahlen. Auf der letzten Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag wollen sie jedoch laut einer Beschlussvorlage, die Business Insider vorliegt, trotzdem versprechen, dass es keine weiteren flächendeckenden Schul- und Kitaschließungen mehr geben wird. Andere Anpassungen des Infektionsschutzgesetzes könnten jedoch abhängig von der Lage im Herbst möglich sein. Diese könnte auch davon beeinflusst werden, wie gut die angepassten Impfstoffe, die bis dahin verfügbar sein sollen, tatsächlich gegen Omikron wirken.
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