In den letzten Wochen haben sich die Meldungen über Knappheit und Preissteigerungen bei zahlreichen Lebensmitteln gehäuft. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch Supermärkte und Discounter diese Steigerungen an ihre Kund*innen weitergeben müssen. Die Lebensmittelzeitung berichtete bereits vor einer Woche von Preiserhöhungen bei Aldi Nord und Süd. Nun sind weitere Preiserhöhungen dazugekommen.
Die Recherchen der Lebensmittelzeitung ergeben, dass bei Aldi fast 10 Prozent des Sortiments von den Preiserhöhungen betroffen sind. Insgesamt 160 Produkte sind bereits teurer geworden oder sollen es in Zukunft, zählt man Varianten mit, sind es sogar 400. Damit reagiert Aldi auf die Preissteigerungen vieler Hersteller und Lieferanten. Durch den Krieg in der Ukraine kommt es unter anderem bei Sonnenblumenöl und Weizen zu Ausfällen. Beides wird in der Ukraine angebaut. Das hatte zuletzt schon zu Hamsterkäufen bei Mehl und Öl geführt. Doch auch andere Produkte sind betroffen, immerhin sind Öl und Weizen Bestandteil vieler weiterer Lebensmittel. Zudem sorgen auch die steigenden Energiekosten dafür, dass die Produktion für Hersteller immer teurer wird. Zuletzt forderte der Fleischproduzent Tönnies deutlich teurere Preise für Fleisch. Hier spielen sowohl teurere Energiepreise als auch eine Futtermittelknappheit mit ein.
Aldi bestätigte die Preiserhöhungen bereits. „Dort, wo sich die Kosten im Einkauf durch die derzeitige Marktsituation verändern, müssen auch wir die Verkaufspreise erhöhen", zitiert t-online einen Unternehmenssprecher im Namen von Aldi Nord und Aldi Süd.
Wie die Lebensmittelzeitung nun berichtet, gibt es auch in dieser Woche weitere Preissteigerungen. Zu den 160 bereits betroffenen Produkten kommen 20 bis 30 weitere hinzu. Eine Pressesprecherin von Aldi bestätigte dies bereits. Betroffen sind unter anderem Räucherlachs der Eigenmarke Almare, dessen Preis von 3,89 Euro auf 3,99 Euro steigt und Linsen der Eigenmarke GUT Bio, deren Preis von 1,65 Euro auf 1,75 Euro erhöht wird.
Wie hoch sind die Preissteigerungen?
Die Preissteigerungen bewegen sich je nach Produkt von nur einigen Cent bis hin zu über einem Euro. Betroffen sind auch Produkte, mit denen man im ersten Moment nicht rechnen würde. Das Discounter-Wasser etwa kostet nicht mehr wie seit 2003 19 Cent, sondern fortan 25 Cent. Besonders hohe Steigerungen gibt es außerdem bei Kaffee. Der Preis von Bio-Kaffee wird bei Aldi um einen Euro erhöht. Zudem gibt es auch im Non-Food-Bereich Preiserhöhungen. So werden etwa Waschmittel und Drogerieprodukte teurer. Auch hier wirken sich die teureren Energiekosten auf die Produktion aus.
Aldi ist in Nord und Süd getrennt. Warum das so ist und welche Fakten über die Discounter du noch wissen musst, verraten wir im Video:
Aldi hatte sich lange Zeit gegen Preissteigerungen gewehrt
Dass Aldi die Preise erhöht, ist angesichts der aktuellen Lage nicht verwunderlich. Dennoch stellt es einen Einschnitt in der Preispolitik des Discounters da. Denn wie auch viele andere Supermarktketten hatte Aldi sich zuletzt meist gegen Preiserhöhungen von Herstellerseite gewehrt. In Preisverhandlungen hatten die Händler meist die die stärkere Position. Lieferanten und Hersteller mussten befürchten, dass ihre Produkte aus dem Sortiment fliegen, wenn sie sich der Billigpreispolitik nicht beugen. Durch die aktuelle Krise, aber auch schon zuvor durch die Corona-Krise hat sich das nun geändert. Nun müssen Discounter und Supermärkte befürchten, nicht beliefert zu werden, wenn sie Preiserhöhungen nicht zustimmen, denn die Produkte sind knapp und sie billiger anzubieten für Hersteller schlicht unrentabel.
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