Seit Monaten ist es der Wert, mit dem alles steht und fällt: die Inzidenz. Also die Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner der vergangenen 7 Tage. Das soll sich aber schon bald ändern. Einen weiteren Lockdown gäbe es dann nicht mehr bei hohen Inzidenzen, sondern in einem ganz anderen Fall.
Durch die voranschreitende Impfkampagne verliert die Inzidenz immer mehr an Aussagekraft. Es geht schon bald nicht mehr darum, wie viele Menschen sich noch mit Corona anstecken, sondern wie viele Menschen schwer erkranken. Schließlich kann man sich trotz vollständiger Impfung mit dem Virus anstecken, entgeht aber in den meisten Fällen einem schweren Krankheitsverlauf. Das soll jetzt auch bei der Corona-Politik berücksichtig werden.
Wie Bild berichtet, geht dies aus einen internen Dokument des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Darin stellt die biomedizinische Leitforschungseinrichtung Deutschlands die „Hospitalisierung als zusätzlichen Leitindikator“ vor, also die Anzahl der Menschen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden muss. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Inzidenz nicht mehr das Maß aller Dinge ist, von dem Beschränkungen und auch ein weiterer Lockdown abhängig gemacht werden würde.
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We kommt es zur plötzlichen Wendung?
Das RKI rechne aktuell mit einer „Abnahme des Anteils schwerer Fälle“ – aus dem einfachen Grund, da die Risikogruppen fast vollständig durchgeimpft sind. Selbst, wenn die Infektionszahlen jetzt also wieder steigen würden, wäre das Gesundheitssystem weniger gefährdet. Weiter soll es in dem Papier heißen, dass „weitgehende nicht-pharmakologische Interventionen für ALLE fachlich schwer begründbar (außer bei drohender systematischer Überlastung)“ sind. Demnach seien die aktuellen Corona-Maßnahmen für geimpfte Personen nicht mehr zu rechtfertigen. Dies sieht auch Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), so und erklärt, dass, wenn es zu einer vierten Welle kommt, die „viele positive Befunde, aber keine Kranken mehr hat“, man die Lage „sehr gelassen sehen“ könne.
Bildquelle: Michele Tantussi/Getty Images