Die EU will künftig ein einheitliches Pfandsystem für alle Mitgliedstaaten einführen. Das könnte allerdings viele bisher gut laufende Prozesse im deutschen Pfandsystem zunichtemachen. Die deutschen Getränkeverbände sind deshalb besorgt und kritisieren den Entwurf des EU-Parlaments in einem Schreiben. Unter anderem könnte die EU-Verordnung das Ende für Mehrwegflaschen und Getränkekisten sein.
In Deutschland gehört das Pfandsystem schon lange zum Alltag. Mittlerweile wird auf nahezu alle Flaschen und Dosen Pfand erhoben, damit sie später recycelt werden können. In anderen EU-Ländern hingegen landen viele Flaschen noch immer im Müll und können so nicht wiederverwendet werden. Einheitliche Regeln könnten in vielen Ländern also zum Umweltschutz beitragen.
Probleme bei der Kennzeichnung von Mehrwegflaschen
In Deutschland hingegen ist das Pfandsystem bereits sehr komplex und unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Flaschen. Mehrwegflaschen etwa, müssen nicht eingeschmolzen werden, damit sie wiederverwendet werden können. Eine gründliche Reinigung reicht. Dazu müssen auch die alten Etiketten entfernt werden. Laut Holger Eichele, Geschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes könnte genau das zum Verhängnis werden. Denn das neue Pfandsystem sehe eine dauerhafte Kennzeichnung für Mehrwegflaschen vor. „Werden die EU-Pläne Wirklichkeit, müssten wir alle Mehrwegflaschen einschmelzen. Dieser Irrsinn muss verhindert werden“, schlussfolgert Eichele gegenüber der Bild. Denn bisherige Mehrwegflaschen haben die Kennzeichnung auf dem Etikett und nicht auf der Flasche selbst. Ob die EU-Verordnung tatsächlich zur Einschmelzung der bisher genutzten Flaschen führen würde, bleibt abzuwarten. Der Brauer-Bund und andere Getränkeverbände fordern jedenfalls Ausnahmegenehmigungen für bestehende Pfandsysteme.
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Bierkästen als Transportmittel ungeeignet?
Diese Ausnahmegenehmigung sollte dann auch für den Transport von Bier und anderen Getränken in Kästen gelten. Denn auch die sind laut Eichele von der EU-Verordnung gefährdet. Verpackungen für den Transport und die Lagerung sollen nämlich kompakter werden, um so Platz und damit auch Emissionen zu sparen. „Der EU-Plan verlangt, dass die Transportverpackung eines Produktes nicht mehr als 40 Prozent größer ist als das Produkt selbst. Im Falle von Bier würde das bedeuten, dass der klassische deutsche Bierkasten vor dem Aus stünde, geschreddert und vernichtet werden müsste“, äußert sich Dirk Reinsberg, Vorstand im Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels, gegenüber der Bild. Grundsätzlich stehen die Getränkeverbände dem Vorhaben der EU mit einem einheitlichen Pfandsystem Ressourcen zu schonen, jedoch positiv gegenüber und hoffen nun, dass ihre Einwände beachtet werden.
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