Am 3. Mai 2007, also vor rund 13 Jahren, verschwand die kleine Madeleine „Maddie” McCann aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz. Nachdem der Fall im Juni dieses Jahres überraschend wieder aufgerollt und sogar ein Tatverdächtiger präsentiert wurde, gibt es nun neue Informationen. Und die scheinen traurige Gewissheit zu bringen ...
Update vom 22.09.2020: Dinge sprechen für ihren Tod
Die Ermittlungen zum Fall Maddie laufen auf Hochtouren seit die Ermittler einen Tatverdächtigen haben. Zahlreiche Hinweise scheinen endlich einen Sinn zu ergeben und nun offenbar auch auf den Tod des kleinen Mädchens hinzudeuten. Wie der deutsche Staatsanwalt Hans Christian Wolters in einem portugiesischen Fernsehinterview bekanntgab, lägen der Staatsanwaltschaft „materielle Beweise“ vor, die die Hoffnung der Eltern, ihre Tochter je lebendig wiederzusehen, leider zerstören. So antwortet der braunschweiger Jurist auf die Frage der Journalistin, ob es denn wirklich Beweise für den Tod Maddies seien mit einem klaren „Ja“. Um welche Art von materiellen Beweisen es sich dabei handle, wollte der Anwalt jedoch aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten.
Zeitgleich meldete sich auch der Anwalt des deutschen Sexualstraftäters Christian B. zu Wort. Sein Mandant, der derzeit unter Mordverdacht steht, sei nicht derjenige, den die Ermittler suchen, wie er gegenüber „The Sun“ klarstellt. Er habe Beweise für die Unschuld seines Mandanten: „Ich kann nicht ins Detail gehen, aber es ist erheblich und beinhaltet jemanden, der mir entscheidende Informationen geliefert hat. Wenn ich sie offenlegen werde, werden sie alle vom Stuhl kippen“, behauptet Friedrich Fülscher.
Deutscher Sexualstraftäter unter Verdacht
Wie die Staatsanwaltschaft Braunschweig in einer Pressemitteilung am 3. Juni 2020 bekanntgab, ermittelt sie aktuell gegen einen 43-jährigen Deutschen wegen Mordverdacht an Madeleine McCann. Dieser sitzt bereits wegen einer anderen Straftat im Gefängnis und ist mehrfach vorbestrafter Sexualstraftäter.
Dass er in Verbindung mit dem Verschwinden der damals Dreijährigen stehen könnte, wird aus den weiteren Erläuterungen der Staatsanwaltschaft deutlich: „Der Beschuldigte lebte zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve, unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Nach hier vorliegenden Erkenntnissen ging er in dieser Zeit im Raum Lagos mehreren Gelegenheitsjobs, unter anderem in der Gastronomie, nach.” Außerdem habe er in dieser Zeit Drogenhandel sowie Einbruchdiebstähle in Ferienwohnungen und Hotelanlagen begangen, heißt es weiter. Es könnte also gut sein, dass sich der Mann 2007 zur gleichen Zeit in Portugal befand wie die Familie McCann und er mit Madeleines Verschwinden in Verbindung steht.
Die Staantsanwaltschaft bittet im Zuge ihrer Ermittlungen nun um Mithilfe der Bevölkerung. Einen offiziellen Zeugenaufruf sowie weitere Informationen zu dem unter Verdacht stehendem Mann findest du auf der Seite des Bundeskriminalamts.
Tatsächlich gab es übrigens schon 2013 einen ersten Hinweis auf den Mann, berichtet sueddeutsche.de. Die Informationen, die nach einer Sendung zum Fall bei „Aktenzeichen XY“ kamen, hätten allerdings nicht für Ermittlungen "und schon gar nicht für eine Festnahme" ausgereicht. In einer neuen Ausgabe der ZDF-Sendung sagt jetzt allerdings BKA-Kriminaldirektor Christian Hoppe, dass sich der Verdacht zuspitzt: „Die Informationen, die wir bei unseren Ermittlungen gewinnen können, führen uns immer mehr zu der Überzeugung, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um den Täter handeln könnte.”
„Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist”
Mittlerweile hat sich auch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegenüber Journalisten geäußert. Man glaube nicht daran, dass Madeleine McCann noch lebt: „Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist”, zitiert ihn t-online.de. Weitere Details zu den lautenden Ermittlungen werden allerdings nicht genannt. Diese laufen in Zusammenarbeit mit der portugiesischen Polizei und Scotland Yard.
Warum der Fall Madeleine McCann bis heute Gänsehaut macht
13 Jahre Rätselraten. Wer war es? Ein Fremder? Vielleicht sogar die Eltern selbst? Lebt die kleine Maddie überhaupt noch? Unzählige Hinweise tauchten kurz nach dem Verschwinden, aber auch in den Jahren danach auf. Immer wieder gab es Hoffnungsschimmer, die dann doch im Keim erstickt wurden. Indizien, die so eindeutig erschienen und dann doch mit eindeutigen Beweisen widerlegt werden konnten – man erinnere sich zum Beispiel an das Bild eines blonden Mädchens auf dem Rücken einer Frau in Marokko, das sich jedoch als falsche Spur herausstellte.
So sehr die Eltern von Madeleine, Kate und Gerry McCann, durch ihre, für viele übermäßig starke, mediale Präsenz in den Jahren nach dem Verschwinden ihrer Tochter polarisieren, kann man doch mit ihnen mitfühlen. Menschen ohne Kinder, aber wohl vor allem die mit, können sich kaum ausmalen, wie es sein muss, auf eine solch grausame Weise ein Kind zu verlieren. 13 Jahre in völliger Ungewissheit leben, was passiert ist, und somit nie die Chance haben, das Ganze emotional abzuschließen, das macht heute noch Gänsehaut. Nie die Hoffnung aufgeben, wie schafft man das?
Mit den neuen Ermittlungen, die jetzt eingeleitet wurden, ist sie auf jeden Fall wieder da und sorgt wohl bei jedem, der den Fall emotional involviert verfolgt hat, für Gänsehaut. Vor allem aber gibt es jetzt endlich die Chance, dass Madeleines Eltern dieses traurige Kapitel abschließen können. Und das kann man den beiden nur wünschen.
Hoffentlich gibt es also bald Antworten auf Fragen wie: Warum wird erst jetzt gegen den Mann ermittelt? Woher kommt die neue Spur so urplötzlich? Und wird endlich ein Beweis gefunden, was mit Madeleine McCann wirklich geschehen ist?
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