Seitdem nicht mehr nur in Impfzentren, sondern auch in Hausarztpraxen geimpft werden darf, geht die Impfkampagne in Deutschland deutlich schneller voran. Die Kassenärzte wagen deshalb eine erfreuliche Prognose, für alle, die in der offiziellen Impf-Reihenfolge ganz weit hinten stehen: Denn im Mai könnte endlich genug Impfstoff da sein, um die Priorisierung aufzuheben. Doch wie geht es dann weiter?
Im Mai sollen neben Hausärzt*innen auch Fachärzt*innen mit dem Impfen beginnen. Wenn die Lieferungen an Impfdosen wie geplant steigen, könnten dann deutlich mehr Menschen in Arztpraxen als in den Impfzentren geimpft werden. Aktuell erhalten die Impfzentren wöchentlich 2,25 Millionen Impfdosen, der Rest geht an die Praxen. Wöchentlich waren das rund eine Million Impfdosen. Schon in der letzten Aprilwoche sollen die Ärzt*innen jedoch 2,1 Millionen Dosen erhalten. Im Mai dürften es noch deutlich mehr werden, wie der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, gegenüber der F.A.Z verrät.
So viele Menschen aus den Risikogruppen sind schon geimpft
Der Optimismus der KBV rührt auch daher, dass aus den Risikogruppen mittlerweile schon ein Großteil der Berechtigten zumindest einmal geimpft ist. Insgesamt fallen rund 23 Millionen Menschen in die priorisierten Risikogruppen. Davon haben bereits 16 Millionen ihre Erstimpfung erhalten, 5 Millionen sind sogar bereits vollständig immunisiert. Wenn im Mai wie geplant, wöchentlich rund 4,5 Millionen Menschen geimpft werden können, würde das bedeuten, dass die Risikogruppen schon sehr bald durchgeimpft sind. „Ich rechne damit, dass im Mai auch die Priorisierungsvorschriften sukzessive fallen und von dann an jeder Erwachsene eine Impfung erhalten kann“, erklärt Andreas Gassen.
Impfungen auch bei Kinderärzt*innen und Gynäkolog*innen
Ein wichtiger Schritt im Vorantreiben der Impfkampagne ist laut Gassen auch, dass bald nicht mehr nur die Hausärzt*innen, sondern auch die Fachärzt*innen impfen werden. Viele Spezialisten hätten bereits Erfahrungen im Verabreichen von Impfungen. Darunter Gynäkolog*innen, Onkolog*innen, Internist*innen und auch Kinderärzt*innen. Letztere sollen jedoch nicht etwa Kinder impfen, denn bisher ist noch kein Impfstoff für unter 16-Jährige zugelassen, sondern vielmehr die Eltern ihrer jungen Patient*innen.
Womit wird geimpft?
Dass die Impfungen jetzt so schnell vorangehen, liegt auch vor allem daran, dass Biontech und Pfizer in den nächsten Wochen deutlich mehr Impfstoff liefern können, als bisher geplant. Allein in der kommenden Woche können die Konzerne 3,4 Millionen Impfdosen bereitstellen. Das sind 916.000 mehr als bisher. Weiterhin können unter 60-Jährige sich aktuell auch mit dem Impfstoff von Moderna impfen lassen. Auch eine Zulassung des Curevac-Impfstoffs steht kurz bevor. Der Impfstart mit dem Vakzin von Johnson&Johnson hingegen wurde kurzfristig nach hintern verlegt, da hier ähnlich wie beim AstraZeneca-Impfstoff vermehrt Hinrvenenthrombosen aufgetreten waren. AstraZeneca ist aktuell nur für über 60-Jährige zugelassen. Da in dieser Gruppe jedoch viele Menschen eine Impfung mit dem Vakzin ausgeschlagen haben, können Jüngere sich teilweise sogar schon jetzt damit impfen lassen, wenn sie einen entsprechenden Haftungsausschluss unterschreiben.
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