Schon seit Monaten warnen Expert*innen wie der Virologe Christian Drosten vor einer möglichen Rekombination der Corona-Varianten Delta und Omikron, auch Deltakron genannt. Diese könnte so ansteckend wie Omikron und so gefährlich wie Delta sein. Nun wurde eine solche Variante tatsächlich nachgewiesen. Doch ist das wirklich schon ein Grund zur Sorge?
Schon im Januar glaubten Forschende aus Zypern den ersten Fall von Deltakron entdeckt zu haben. Tatsächlich handelte es sich damals wohl lediglich um einen Laborfehler. Trotzdem könnte die Kombination aus Omikron und Delta schon seit einigen Monaten still und heimlich unter uns weilen. Die Genomsequenz wurde vom Pariser Pasteur-Institut an die internationale Covid-Datenbank GISAID übermittelt und mittlerweile von der WHO bestätigt. Die für Corona zuständige WHO-Expertin Maria van Kerkhove sagte in einem Presse-Statement: „Wir kennen diese Rekombinante. Es ist eine Kombination aus Delta AY.4 und Omikron BA.1.“
Wie gefährlich ist Deltakron?
Wissenschaftler*innen warnten vor allem deshalb vor Deltakron, weil sie befürchteten, dass die Mutation quasi die schlimmsten Eigenschaften beider Varianten vereinen würde: Das Spikeprotein von Omikron, dass das Virus besonders ansteckend macht und das restliche Genom von Delta, dass für schwerere Verläufe sorgt. Bisher scheint sich das aber zumindest bei der kürzlich entdeckten Rekombination der beiden Virustypen nicht zu bewahrheiten. Obwohl davon auszugehen ist, dass die Mutation schon zu Beginn des Jahres als sowohl Delta als auch Omikron besonders präsent waren, entstanden ist, gibt es bisher nur wenige bestätigte Fälle. Eine Rekombination aus zwei Virustypen entsteht meist dann, wenn eine Person sich mit beiden Varianten gleichzeitig infiziert und diese aufeinandertreffen. Das ist laut Virolog*innen etwas völlig normales und war auch bei Delta und Omikron zu erwarten.
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Die ersten Deltakron-Fälle wurden in Großbritannien bereits Anfang Februar nachgewiesen, auch in Frankreich, den Niederlanden und Dänemark sind Einzelfälle bekannt. Das Robert Koch-Institut bestätigte gegenüber dem Tagesspiegel, dass auch in Deutschland ein Fall der kombinierten Variante nachgewiesen wurde. Da Deltakron bereits seit einiger Zeit kursiert und bisher nur wenige Fälle ausgelöst hat, gehen Expert*innen davon aus, dass es keinen evolutionären Vorteil gegenüber anderen Varianten hat und sich vermutlich nicht als vorherrschende Variante durchsetzen wird. „Da Deltakron-angesteckte Patienten auch keine besonders schweren Fälle waren, spricht eher dagegen, dass die Variante so gefährlich wie Delta und so ansteckend wie Omikron sein kann“, sagte Luka Cicin-Sain, Leiter der Abteilung „Virale Immunologie“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Brauschweig gegenüber dem Tagesspiegel.
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