Der Krieg in der Ukraine hat inzwischen nicht nur Auswirkungen auf die Menschen vor Ort. Immer häufiger wird inzwischen von Lieferengpässen und Preissteigerungen für bestimmte Produkte bekannt. So ist nun plötzlich die Nachfrage für Jodtabletten derart gestiegen, dass sie stellenweise in Deutschland sogar schon ausverkauft sind. Wir erklären dir den Grund dahinter und ob es wirklich sinnvoll ist, sich jetzt mit Jod einzudecken.
Warum steigt jetzt die Nachfrage für Jod?
Waren es zu Beginn der Corona-Krise noch Toilettenpapier und Pasta, sind es nun Jodtabletten, die vielerorts gehamstert werden. Der Grund dafür ist die Angst vor einer nuklearen Katastrophe – sei es durch einen atomaren Angriff durch Russland oder den Angriff auf eines der vier Atomkraftwerke der Ukraine, darunter auch das größte Kernkraftwerk Europas Saporischschja, das bereits unter russischer Kontrolle steht. Käme es in der Ukraine zu einem atomaren Angriff oder einer Explosion in einem Kernkraftwerk könnte das wie auch schon bei der Katastrophe von Tschernobyl schwerwiegende Folgen für die umliegenden Länder haben – auch für Deutschland. Doch was hat Jod damit zu tun? Im Falle einer nuklearen Verseuchung kann die Einnahme von Jod die Einlagerung von radioaktivem Jod im menschlichen Körper verhindern.
Hier sind Jodtabletten schon ausverkauft
Die plötzliche Realität des Krieges versetzt viele Menschen in Deutschland in Angst vor einem atomaren Krieg, weshalb jetzt schon vorgesorgt wird. Sowohl Jodtabletten als auch Jodsalz aus dem Supermarkt gehören tatsächlich zur Standard-Ausstattung von Preppern und sollen im Ernstfall das Schlimmste verhindern. In Nordrhein-Westfalen führte das nun schon dazu, dass Jodtabletten in Apotheken aktuell ausverkauft sind, wie RP Online berichtet. Die Engpässe gingen schon so weit, dass Schilddrüsenerkrankte nicht mehr mit den notwendigen Jod-Präparaten versorgt werden könnten. Neben Jodtabletten zum Einnehmen seien sogar Jodlösungen zur Desinfektion aktuell vor Ort zu bekommen. Dennoch solltest du jetzt nicht in Panik geraten, denn aktuell bekommst du herkömmliche Jod-Präparate auch noch problemlos über Online-Apotheken oder bei Amazon:
Ist es sinnvoll, sich mit Jod einzudecken?
Die Lieferengpässe verunsichern und auch die rapide gestiegene Nachfrage nach Jod-Tabletten über Google zeigt, dass immer mehr Menschen jetzt vorsorgen wollen. Jedoch besteht dafür aktuell kein Grund, viele Expert*innen raten sogar aus mehreren Gründen dringend davor ab:
- Durch Hamsterkäufe von Jod-Präparaten können womöglich Erkrankte und andere Personen mit erhöhtem Bedarf, wie etwa Schwangere, nicht mit dem Nährstoff versorgt werden.
- Jodtabletten, die im Katastrophenfall zum Einsatz kommen, sind extrem hochdosiert (etwa 65 Milligramm Jod). Frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel haben meist nur etwa 100-300 Mikrogramm und bieten somit ohnehin kaum Schutz bei einer nuklearen Verseuchung.
- Jod sollte in hohen Dosen nicht viele Wochen vor einer befürchteten Katastrophe eingenommen werden. Dies kann zu erheblichen Schäden an der Schilddrüse und einem Kropf führen.
Von der Einnahme von Jod ohne vorherige Bluttests wird ohnehin dringend abgeraten, da es nicht wie etwa überschüssiges Vitamin C durch den Urin ausgeschieden wird. Besser versorgst du dich regelmäßig mit jodhaltigen Lebensmitteln und checkst über einen Bluttest zu Hause, ob du zusätzlich Tabletten benötigst.
Nur ein Bluttest kann dir zeigen, ob du einen Mangel an Nährstoffe hast. Unser Test gibt erste Anhaltspunkte, ob du dringend einen machen solltest:
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