Erst Öl, dann Mehl und nun auch noch Süßigkeiten und Snacks – durch den Krieg in der Ukraine sind viele Rohstoffe knapp. Verbraucher müssen sich deshalb nicht nur auf höhere Preise einstellen, sondern auch auf Lieferengpässe und möglicherweise leere Regale. Wird es Ostern vielleicht schon keine Schokolade mehr geben?
Schon während der Corona-Pandemie sind Energie, Rohstoffe, Verpackungen und der Transport von Lebensmitteln teurer geworden. Nun werden auch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges hier in Deutschland immer deutlicher spürbar. Denn eine weitere Branche schlägt Alarm. In einer Mitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) am Montag heißt es: „Der Ukraine-Krieg verschärft die Situation nun drastisch und in existenzbedrohendem Maße. Die Belastungsgrenze ist erreicht.“ Doch was heißt das genau für die Verbraucher*innen?
Erwarten uns jetzt noch mehr leere Regale?
Im schlimmsten Fall könnte die drohende Gasknappheit zu einem Runterfahren der Süßigkeiten-Produktion führen, da Gas der wichtigste Energieträger für die Branche sei. Doch auch bestehende Lieferketten können nicht mehr funktionieren, wenn es überall an Gas mangelt. Zudem ist der Markt mit wichtigen Rohstoffen fast leergefegt. So gibt es nicht nur Lieferschwierigkeiten bei Weizen, Sonnenblumenöl und Nüssen, sondern auch bei Milchpulver, Zucker, Eiern und Palmöl. Der Hersteller „Mars Wrigley“ zum Beispiel wird demnächst wohl keine Bounty-Riegel mehr liefern können, weil die Rohkokosnüsse knapp sind. Auch weitere Marken wie Ferrero, Milka und Nestlé sind betroffen.
Schon für den Sommer warnt der BDSI vor leeren Süßigkeiten-Regalen. Man könnte zwar auf Alternativen bei den Rohstoffen setzen, doch dabei gibt es ein großes Problem: Denn laut deutscher Deklarationspflicht müssen alle verwendeten Rohstoffe auf Lebensmittelverpackungen angegeben werden. Eine Umstellung beim Druck aller Produkte würde die Produzenten Monate kosten. Abhilfe könnte in diesem Fall nur eine kurzfristige Ausnahme bei der Deklarationspflicht für Zutaten auf Produktverpackungen schaffen. Eine Entscheidung, die die Politik treffen muss.
Werden Süßigkeiten auch bald viel teurer werden?
Auch die Preise werden sich in den kommenden Wochen und Monaten deutlich ändern. Denn nicht nur die Rohstoffe sind knapp, es kommt auch zu Unterbrechungen der Lieferketten etwa durch regionale Lockdowns in China. Zudem hat die Corona-Pandemie die Preise für Container in die Höhe getrieben. Durch eingeschränkte Frachtkapazitäten, können also nicht mehr ausreichend viele Produkte geliefert werden. Das wirkt sich direkt auf den Profit der Firmen aus, die jetzt über Preiserhöhungen nachdenken. Wie eine Pressesprecherin von Nestlé warnt: „An der Umsetzung von zeitnahen Preiserhöhungen über das gesamte Portfolio hinweg führt kein Weg vorbei“.
So kostet Weizen die Unternehmen im Einkauf im Schnitt aktuell 65 Prozent mehr als vor Kriegsausbruch. Der Preis für Sonnenblumenöl sei sogar um mehr als 130 Prozent angestiegen. Auch die hohen Ölpreise machen sich bemerkbar, da dadurch die Kosten für Plastikverpackungen steigen. Es ist also lediglich eine Frage der Zeit, bis deutliche Preisanstiege auch an den Supermarktkassen ankommen. Der BDSI rechnet dabei mit Steigerungen im hohen zweistelligen Prozentbereich.
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