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Falsche Ideale?

Warum sich Frauen die Schamlippen verkleinern

Schamlippen verkleinern

Gesellschaftliche Schönheitsideale beeinflussen insbesondere das Körperbild und Selbstbewusstsein von Frauen. Dabei unterliegen immer mehr Körperteile normierter Idealvorstellungen von der Thigh Gap über die erfundene Bikini Bridge bis hin zur gebleachten Analregion. Kein Wunder also, dass auch die weibliche Intimzone nicht davon unberührt bleibt. Ob Du Dir dessen bewusst bist oder nicht: Wir sind alle mit Vorstellungen davon aufgewachsen, wie eine Vulva auszusehen hat. Durch idealisierte Abbildungen in Schulbüchern und gephotoshopten Darstellungen in Medien und Pornofilmen hat sich eine einheitliche Ästhetik entwickelt, die immer mehr Frauen versuchen zu erreichen. Eine Methode dafür ist, sich die Schamlippen operativ verkleinern zu lassen. Wir zeigen Dir, dass es sich dabei schon längst nicht mehr um ein Randphänomen handelt. Wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte und was daran so bedenklich ist, erfährst Du hier.

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Schamlippenverkleinerungen fallen unter die Methoden der Labioplastik, die alle schönheitschirurgischen Eingriffe umfasst, bei der die äußeren oder inneren Schamlippen modifiziert, rekonstruiert, verkleinert oder sogar gänzlich entfernt werden. In diesem Artikel soll es um die Verkleinerung und Entfernung der inneren Schamlippen gehen, die in Deutschland bereits die am siebthäufigsten durchgeführte Form von Schönheitsoperationen ist – und das mit steigender Tendenz! Dabei kann der Wunsch nach diesem Eingriff aus unterschiedlichen Motivationen heraus erfolgen. Wir haben herausgefunden, was Frauen zu diesem krassen Schritt bewegt und wie so eine Schamlippenverkleinerung überhaupt vonstattengeht.

Schamlippen verkleinern
Normierte Darstellung von weiblichen Geschlechtsorganen führen zu eingeschränkten Schönheitsidealen.

Labioplastik: So funktioniert die operative Schamlippenverkleinerung

Die Verkleinerung der inneren Schamlippen zählt weltweit zur häufigsten Form schönheitschirurgischer Eingriffe im Genitalbereich. Während eine Verkleinerung der äußeren Schamlippen auch durchgeführt werden kann, ist dieser Eingriff wesentlich seltener gefragt. Bei der Schamlippenverkleinerung werden als übergroß empfundene oder asymmetrisch gewachsene innere Schamlippen durch verschiedene Operationstechniken modifiziert. Am häufigsten wird die sogenannte Exzision angewandt, bei der im Gegensatz zu anderen Methoden der äußere Schamlippenrand entfernt und begradigt wird. Dieser Rand ist bei den meisten Frauen dunkler gefärbt und bildet häufig keine kerzengerade Kontur. Nach der Operation erscheinen die inneren Schamlippen geradliniger, heller und werden vollkommen von den äußeren Schamlippen verdeckt – ein Ideal, das viele Frauen anstreben. Der Eingriff ist vermutlich auch deshalb so populär, weil er in der Regel unproblematisch verläuft, unter lokaler Betäubung durchgeführt wird und kaum sichtbare Narben bewirkt.

Was Frauen zu diesem Schritt bewegt

Schamlippen verkleinern
Viele Frauen möchten straffe unauffällige Schamlippen haben.

Studien haben ergeben, dass der Großteil der Schamlippenverkleinerungen aus ästhetischen Gründen erfolgt. In den wenigsten Fällen wurden die hervorstehenden inneren Schamlippen als störend beim Tragen von Kleidung oder beim Sport empfunden. Darüber hinaus handelt es sich bei den meisten Patientinnen nicht etwa um Frauen mit abnorm vergrößerten inneren Schamlippen, selbst wenn diese von den Frauen als solche empfunden wurden. Erstaunlich viele der Frauen, die sich dieser Operation unterziehen, seien außerdem unzufrieden mit der dunklen Einfärbung ihrer Schamlippenränder. In fast allen Fällen handelt es sich also um Schönheitsoperationen und nicht um medizinisch notwendige Eingriffe. Kritiker bemerken, dass vielen Frauen insbesondere von Privatkliniken eine medizinische Notwendigkeit und ein gesteigertes sexuelles Empfinden vorgegaukelt wird, das jedoch wissenschaftlich nicht erwiesen ist.

Woher kommen unsere Schönheitsideale?

Schamlippen verkleinern
Der sogennante „Clean Slit“ oder Barbie-Look wird gesellschaftlich idealisiert.

Wie kann es sein, dass sich immer mehr Frauen dieser Schönheitsoperation unterziehen, obwohl sich die Größe ihrer Schamlippen im Normbereich befindet? Warum empfinden so viele Frauen ihre Körper als „unnormal“ und entwickeln Komplexe bezüglich einer Körperregion, die noch vor wenigen Jahrzehnten ausschließlich Privatsache war? Soziologen bringen diese Entwicklung mit verschiedenen gesellschaftlichen Trends in Zusammenhang: Die mediale Vermarktung von nackten Frauen nimmt stetig zu, ebenso der Hang zur Retuschierung von Körpern sowie das Ideal der komplett rasierten weiblichen Intimzone. Durch die Haarentfernung wird der Blick auf die Vulva völlig freigelegt und vermeintliche Makel wie das Hervorstehen der inneren Schamlippen werden sichtbar. Die zunehmende Beliebtheit der weiblichen Intimrasur fällt schließlich zeitlich mit der steigenden Nachfrage nach Schamlippenverkleinerungen zusammen.

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Gleichzeitig ist diese auch Symptom des gesellschaftlichen Jugendkults. Schließlich erinnern unbehaarte Vulven, bei denen nur ein „Schlitz“ erkennbar ist an die Genitalien eines vorpubertären Mädchens. Sichtbare innere Schamlippen hingegen werden mit schlaffer Haut und Alter assoziiert. Das Idealbild einer Vulva ist also ein sogenannter „Clean Slit“: ein makelloser gerader Schlitz. Dabei vergessen wir trotz umfassender Aufklärung und der Allgegenwärtigkeit von nackten Körpern in den Medien, dass diese fast immer retuschiert werden. Dies geschieht sogar nicht nur aus ästhetischen Idealvorstellungen heraus, sondern vielfach werden die inneren Schamlippen mittels Bildbearbeitung entfernt, um den Jugendschutzbestimmungen mancher Länder zu entsprechen, die eine detailgetreue Darstellung der Vulva nicht gestatten. Studien haben sogar ergeben, dass naturgetreue Abbildungen von inneren Schamlippen oft nur in medizinischen und feministischen Publikationen zu finden sind, während sie in pornografischen Abbildungen in der Regel retuschiert werden. Dies hat ein irregeleitetes Körperbild von Frauen zur Folge, die von einer „Barbie-Vulva“ als Norm ausgehen.

Sichtbare Schamlippen als Zeichen von Promiskuität?

Wie unaufgeklärt viele Personen bezüglich der weiblichen Anatomie auch heute noch sind, hat sich auch dieses Jahr in der Diskussion um einen Twitter-Post bezüglich Taylor Swifts Liebesleben gezeigt. Eine Twitter-Userin postete ein Foto zweier Schinkensandwiches, die jeweils eine Vulva darstellen sollten. Während das rechte Sandwich eine idealisierte „Clean Slit“-Vulva symbolisiert, zeigt das linke eine Vulva mit deutlich sichtbaren inneren Schamlippen. Für die Urheberin dieses Posts stellt Letzteres die Vulva der angeblich promiskuitiven Taylor Swift dar. Man sieht an diesem Beispiel also deutlich, dass mit der Optik von weiblichen Geschlechtsorganen auch gewisse Werte verbunden werden. Eine Vulva mit überlappenden inneren Schamlippen kann nur ein Zeichen für eine sexuell aktive Frau sein während ein „sauberer Schlitz“ Unschuld und Unverbrauchtheit symbolisiert. Dass es sich hierbei natürlich um die unterste Schublade von Slutshaming handelt und die Größe der Schamlippen nichts über die sexuelle Aktivität einer Frau aussagt, sollte klar sein. Dennoch wird dieser berüchtigte Twitterpost erschreckenderweise zur Bewerbung von Schamlippenverkleinerungen verwendet.

Hast Du Dich auch schon mal gefragt, ob Deine Vulva vielleicht nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht und über eine Operation nachgedacht? Bevor Du diesen Schritt wagst, solltest Du Dich mit unretuschierten Abbildungen weiblicher Genitalien konfrontieren. Du wirst merken, dass Du Dir überhaupt keine Sorgen machen musst und das derzeitige gesellschaftliche Idealbild überhaupt nicht der Norm entspricht. Neben der Optik wird von Kosmetikfirmen auch vermehrt versucht, etwas gegen den natürlichen Scheidengeruch zu unternehmen. Warum Du Dich auch diesbezüglich nicht sorgen musst, erfährst Du hier

Bildquelle: iStock/anilbolukbas, iStock/blueringmedia, iStock/anilbolukbas, iStock/indigolotos 

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