Wenn du es schon nicht nachvollziehen kannst, dass sich manche Menschen Glitzersteinchen auf die Zähne kleben, wirst du diesen Trend richtig absurd finden. Grillz, die man jahrelang nur aus der Hip-Hop-Szene kannte, sollen nun zum neuen Trend in Sachen Zahnschmuck werden. Ich hatte eigentlich meine Zweifel daran, ob Bling-Bling-Zähne es tatsächlich in den Mainstream schaffen werden. Dann habe ich aber doch eine neue Grillz-Variante entdeckt, die ich überraschend ästhetisch finde!
Vom Gangster-Schmuck zum It-Piece
Wie so viele vermeintlich neue Trends hat man sich auch diesen von einer Subkultur abgeschaut. Die meist goldene Verzierung der Zähne kennt man schon seit den 80er Jahren, vor allem dank dem Rapper Flavor Flav. Richtig bekannt wurden sie der breiten Masse aber erst in den 2000er Jahren durch Nellys Musikvideo zum Song „Grillz“, in dem der Zahnschmuck in all seiner Vielfalt präsentiert wurde. Derzeit scheinen die funkelnden Zähne wieder ein Hoch zu erleben. Mir waren sie zuletzt vor allem bei jungen Rappern, wie dem erst kürzlich verstorbenen Lil Peep aufgefallen, der sich gerne mit rosafarbenen Grillz präsentierte.
In den letzten Jahren haben sich aber auch immer mehr weibliche Popsängerinnen wie Madonna, Miley Cyrus und Katy Perry Grillz zugelegt und mit dem Gangsterlook kokettiert – allerdings nur für einmalige Events oder Fotoshoots. Das ist möglich, weil Grillz heutzutage wie Schmuck getragen werden können und sich ganz einfach entfernen lassen.
Während sie in den 80er Jahren noch permanent am Gebiss befestigt wurden, ähnelt die Herstellung von Grillz mittlerweile eher der Fertigung von Anti-Schnarchschienen: In der Regel wird ein Gipsabdruck des Gebisses erstellt, um anschließend die Metallzähne individuell anzupassen. Solche Maßanfertigungen können richtig teuer werden. Es gibt jedoch auch eine preisgünstige Methode, um den Look auszuprobieren. Diese Grillz lassen sich dank einer Silikonschiene* an das eigene Gebiss anpassen und sind schon für unter 30 Euro zu haben.
So sehen Grillz heute aus
Seine komplette Kauleiste mit Grillz zu überdecken, ist schon ein ziemlich krasser Look. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Kids von heute bald so herumlaufen werden. Es gibt jedoch eine neue und sehr viel dezentere Interpretation von Grillz, die Kim Kardashian auch schon auf ihrem Instagram-Profil präsentiert hat. Manch einer mag bei diesem Foto wohl auch erst mal nicht auf Kims Gebiss schauen, beim zweiten Blick erkennt man dann aber doch ihren Zahnschmuck: eine funkelnde Leiste unterhalb ihrer oberen Schneidezähne.
Während Kims Grillz eher so aussehen, als würde sie auf eine Leiste Strasssteine beißen, kann ich dem folgenden Schmuck schon eher etwas abgewinnen. Das Tattoo-Model Sakura San präsentiert auf ihrem Instagram-Profil ihre goldenen Eckzähne und einen schmalen Schmuckstein zwischen ihren Schneidezähnen. Was erst mal so klingt, als könne es unmöglich gut aussehen, sieht doch irgendwie edel aus. Durch ihre goldenen Gesichtspiercings und die Betonung der Eckzähne muss ich an die altägyptische Vampirkönigin Akasha aus Anne Rices Roman „Die Königin der Verdammten“* denken.
Das könnte wirklich ein Trend werden!
Glitzersteinchen auf den Zähnen waren ja schon 2017 wieder sehr gefragt. Vielleicht sind Grillz dann also die etwas auffälligere Weiterentwicklung der Zahnverschönerung, von der wir bald mehr sehen werden. Ich konnte mir vor dem Verfassen dieses Artikels nicht so recht vorstellen, dass es sich hierbei wirklich um einen massentauglichen Trend handelt. Ihr Gangsterimage haben Grillz schließlich immer noch und sind daher auch in vielen US-Staaten an Schulen verboten.
Dann musste ich jedoch daran denken, dass es in den 90ern auch unvorstellbar war, dass Septum-Piercings und Knuckle Tattoos im Mainstream ankommen oder sich Jugendliche bereits ihre Zungen spalten lassen. Auch wenn es jetzt also noch gewöhnungsbedürftig scheint, werden Grillz womöglich bald ein ganz normaler Schmuck und eine Ergänzung zu Piercings werden. Auf jeden Fall kann ich meine einzige metallene Krone, die bei einem breiten Grinsen schon mal aufblitzen kann, ganz einfach als Zahnschmuck verkaufen. Dank diesem Trend spart man sich also auch die hohen Kosten für weiße Keramikkronen beim Zahnarzt.
Auch wenn ich die dezenten Neuinterpretationen von Grillz mehr nachvollziehen kann als die Oldschool-Versionen, können sie mich nicht so recht überzeugen. Denn ich nehme automatisch alles im Gebiss als Störfaktor war, das nicht weiß ist. Wenn ich meine Zähne aufhübschen wollen würde, würde ich sie eher auf eine der folgenden Wege zum Strahlen bringen:
Ich kann mir gut vorstellen, dass du dir gerade kopfschüttelnd die Bilder angeschaut hast und dich fragst, wie man seine Zähne nur freiwillig so verschandeln kann. Vielleicht ist der Anblick für uns heute aber einfach nur ungewohnt und wird irgendwann so normal wie Tattoos und Piercings. Sag mir in den Kommentaren, ob du das für möglich hältst!
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Bildquelle: Getty Images/Jamie McCarthy