Old-School ist der wohl bekannteste und in der westlichen Welt auch der älteste Tattoo-Stil. Heute gehören Old-School-Tattoos zu den Hauptrichtungen und sind immer noch sehr beliebt. International nennt man sie auch Traditional oder American Tattoos, da sie viele typisch amerikanische Motive umfassen. Erfahre hier, welchen Einfluss die Seefahrer-Tattoos auf die Entwicklung des Old-School-Stils hatten und welche Motive charakteristisch dafür sind.
Die Geschichte der Old-School-Tattoos
Entwicklung bis zur Neuzeit
Der Ursprung der Old-School-Tattoos liegt bereits lange zurück: in der Seefahrt des 16. und 17. Jahrhunderts. Allerdings sind diese nicht die ersten Tattoos der Geschichte, denn bereits bei manchen Völkern, die vor mehreren tausend Jahren gelebt haben, trug man Tätowierungen. Im späten Mittelalter begann schließlich die Entdeckung ferner Länder durch das Bereisen der Meere. Die Seefahrer machten auf ihren Expeditionen Bekanntschaften mit anderen Kulturen und deren Tattoo-Künsten, wie beispielsweise den Maori-Tattoos. Diese und weitere Tribal-Tattoos inspirierten die Seeleute, die sich teilweise von den fremden Völkern tätowieren ließen und sich diese Kunst schließlich auch selbst beibrachten, um sich gegenseitig Motive auf die Haut zu stechen. Die Seemänner trugen die Tattoos vor allem auf dem Oberarm, der Wade oder der Brust, jedoch weniger zu rein optischen Zwecken, sondern vor allem aus diesen Gründen:
- Um den Alltag auf See darzustellen
- Um Wünsche und Hoffnungen zu zeigen
- Zum Schutz vor Gefahren (Aberglaube)
- Als Glücksbringer zum Erreichen bestimmter Ziele und für die Sicherheit auf See
- Um Patriotismus auszudrücken
- Als Erinnerung an bestimmte Reiseziele
Prägende Jahre im 20. Jahrhundert
So entstand über die Jahrhunderte hinweg die erste Tattoo-Szene in der westlichen Welt: Im 19. Jahrhundert trug bereits fast jeder Seefahrer oder Matrose ein Tattoo und auch an Land wurden die Tätowierungen immer beliebter. Einen Boom erlebten die Seefahrer-Tattoos in den 1920er Jahren bis in die 60er Jahre: Als Tattoo-Pionier in dieser Ära gilt der Amerikaner „Sailor Jerry“, der sich in jungen Jahren der Navy anschloss. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg tätowierte er vor allem Soldaten und andere Seemänner auf Hawaii mit Marine-Motiven und in einem prägnanten Stil, der bis heute beliebt ist: Geboren waren die Old-School-Tattoos. Einer seiner Schützlinge war übrigens der Tattoo-Artist Ed Hardy, dessen Style vor einigen Jahren durch das gleichnamige Modelabel populär wurde.
Der Old-School-Stil
Old-School-Tattoos sind im Vergleich zu anderen Styles eher „simpel“ im Design und bestechen durch einfache Strukturen. Typisch ist außerdem ein Banner über den Motiven, der einen Namen oder einen Spruch trägt. Charakteristisch sind vor allem die dicken schwarzen Outlines und die kräftigen Füllfarben, die Motive sind zweidimensional. Stilistische Ausschmückungen, Schattierungen und Übergänge fand man in der Regel kaum, da die Qualität und die Techniken des Tätowierens in der Entstehungszeit des Stils weit hinter der von heute lagen. Auch standen den Tätowierern vor mehreren Jahrzehnten nur bestimmte Farben zur Verfügung, üblicherweise Schwarz, Gelb, Rot und manchmal Grün. Heute gehören auch Blau oder Violett zu den wichtigsten Old-School-Farben.
Typische Old-School-Motive
Waren die Old-School-Tattoos früher eher Teil einer Subkultur, so sprechen sie seit den 70er Jahren eine breitere Masse an. Viele Motive liegen heute immer noch im Trend, da sie zeitlos sind und ihrem Träger einen Touch Vintage verleihen, was beispielsweise in der Rockabilly-Szene sehr beliebt ist. Manche tragen die Old-School-Tattoos jedoch auch mit einer gewissen Ironie. Hinter den klaren Motiven steckt jedoch ursprünglich eine emotionale Bedeutung, meist aus der Zeit der Seefahrt:
- Schwalbe: Die Schwalbe ist ein sehr wichtiges Old-School-Motiv. Sie steht für Liebe, Seelenverwandtschaft, Freiheit und die Rückkehr nach Hause.
- Anker: Der Anker gehört zu den wichtigsten Tattoo-Motiven bei Seeleuten. Er symbolisiert Heimatverbundenheit, Treue, und die Hoffnung auf eine gelingende Mission sowie Rückkehr an Land.
- Schiff: Traditionell erhielt ein Seemann, der das Kap Horn umschifft hatte, ein Schiff-Tattoo. Zudem steht es nicht nur für das Gefährt zur Überquerung der See, sondern auch für die Schifffahrt durch das Leben.
- Kreuz: Das Kreuz-Tattoo steht vor allem für Jesus Christus und den christlichen Glauben, der auf den Reisen Kraft geben sollte.
- Herz in Flammen: Ein brennendes Herz repräsentiert den hingebungsvollen Glauben an die Liebe, aber auch Heimweh.
- Rose: Die Rose symbolisiert mit ihren Dornen das harte Leben auf See.
- Adler: Ein Adler steht für Freiheit, Stärke, Stolz und Macht. In den USA gilt er als ein Symbol für die amerikanischen Ureinwohner oder als Staatssymbol.
- Pin-up-Girl: Als weibliche und schöne Begleitung auf See wurde das Pin-up-Girl gerne auf der Haut getragen.
- Meerjungfrau: Ein Meerjungfrau-Tattoo kann die Liebe eines Seefahrers zum Meer verdeutlichen.
- Indianer: Das Motiv des Indianers steht für Naturverbundenheit, Mut und Ehre. Er repräsentiert die Ureinwohner Nordamerikas.
- Drache: Trug ein Seefahrer einen Drachen, war er bis nach China gereist.
- Nautischer Stern: Der nautische Stern wird auch Nordstern genannt und diente zur Orientierung eines Seemanns in der Nacht und bot ihm Sicherheit.
Weitere Old-School-Motive: Hai, Dolch, Schädel, Kirsche, Schlange, Hula-Frau
Kreuz, Herz, Anker (Glaube, Liebe, Hoffnung)
Old-School-Motive werden gerne miteinander kombiniert, um ihnen eine stärkere Bedeutung zu verleihen. Besonders beliebt ist das Zusammenführen von Herz, Kreuz und Anker, die den Seemann bei Gefahr schützen und stärken sollten und an die er sich klammern konnte.
- Kreuz = Glaube (der Glaube an Gottes Hilfe)
- Herz = Liebe (die Liebe zu einer Frau oder der Familie in der Heimat)
- Anker = Hoffnung (die Hoffnung auf ein Wunder und das Gelingen der Mission)
Old-School-Tattoo-Vorlagen
Hast du Lust bekommen, dir ein Tattoo im Old-School-Stil zuzulegen? Egal ob am Arm, auf dem Rücken oder wo auch immer du willst: Du kannst dich dabei an den klassischen Motiven orientieren oder dein Wunschmotiv ganz in Old-School stechen lassen. Hier haben wir einige tolle Vorlagen für dich gesammelt.
Den Motiven von Old-School-Tattoos haftet bis heute das Klischee an, dass sie stilistisch nicht sehr anspruchsvoll, sondern zu comichaft seien. Setzt man sich jedoch mit der Geschichte und den Bedeutungen hinter den Motiven zusammen, wird schnell klar, wie wichtig und wegbereitend die Entstehung dieses Tattoo-Stils war. Allein die Tatsache, dass Old-School-Tattoos heute zu den beliebtesten Styles gehören, spricht für sich.
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