Bestimmt ist dir auch aufgefallen, dass in den letzten Monaten überall für schwarze Pflegeprodukte, von der populären Peel-Off-Gesichtsmaske bis hin zu Zahnpasta, geworben wird. Die darin enthaltene Aktivkohle soll wahre Wunder bewirken und sowohl für einen strahlenden Teint als auch schneeweiße Zähne sorgen. Die neuen Produkte mit der ungewohnten Farbe finden auch reißenden Absatz, doch leider gibt es einen gewaltigen Haken an der Sache. Welcher das ist und was Ökotest in einer Untersuchung verschiedener schwarzer Kosmetika herausgefunden hat, erfährst du hier.
Das soll Aktivkohle in Kosmetik bewirken
Wenn man es sich ganz genau überlegt, ist es schon ganz schön ulkig zu beobachten, wie gewisse Trends entstehen. Denn bisher galt in Sachen Kosmetika eher die Farbe Weiß für Reinheit und Pflege – man denke nur an die kultige Nivea-Creme, deren Name sogar „die Weiße“ bedeutet. Schwarz wird seit jeher eher mit Schmutz assoziiert. Gerade weil die neuen Produkte aber so gegensätzlich aussehen, erfreuen sie sich wohl auch so großer Beliebtheit. Etwas, das eine so markante Farbe hat, muss doch auch eine Wirkung haben!
Erst mal ist diese Annahme auch nicht so weit hergeholt, denn der Inhaltstoff Aktivkohle, der für die schwarze Farbe sorgt, kommt in anderen Bereichen schon lange zum Einsatz. In Tablettenform kann er zum Beispiel bei Vergiftungen helfen, die Giftstoffe zu binden und auszuscheiden. Auch zur Trinkwasseraufbereitung wird Aktivkohle gerne verwendet, um unerwünschte Stoffe herauszufiltern. Das schwarze Wundermittel also nun in Kosmetika zu packen, scheint somit doch eine ganz gute Idee zu sein, oder? Auf den ersten Blick ja, doch leider ist die Sache nicht ganz so einfach ...
Ökotest findet krebserregende Kohlenwasserstoffe
Verwundert über die vielen Lobeshymnen auf die neuen schwarzen Pflegeprodukte hat Ökotest 15 davon genauer unter die Lupe genommen. Unter dem Titel „Schwarz ist das neue Weiß“ wurden schließlich reichlich besorgniserregende Ergebnisse veröffentlicht. Denn leider bestätigte sich die Annahme von Ökotest, dass viele Beauty-Blogger die Werbeversprechen der Hersteller ungeprüft nachplappern. Denn die Wirksamkeit der Reinigungskraft von Aktivkohle in Kosmetik konnte bisher wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen werden.
Und nicht nur das: Keines der überprüften Produkte konnte wirklich überzeugen. Dafür wurden in den meisten Produkten bedenkliche Kohlenstoffverbindungen gefunden, die nachweislich krebserregend sind. Dabei handelt es sich um sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Diese Stoffe dürfen gesetzlich eigentlich nur in Produkten enthalten sein, die über einen begrenzten Zeitraum verwendet werden, wie zum Beispiel in medizinischen Schuppenshampoos. Auch wenn PAK nur in geringen Mengen nachgewiesen wurde, geben einem die Testergebnisse doch zu denken. Noch dazu enthalten viele Produkte keine wirksame Aktivkohle, sondern lediglich „Charcoal Powder“. Dies sorgt zwar für die charakteristische schwarze Farbe, hat aber keine absorbierenden Eigenschaften und ist somit eigentlich wirkungslos. Die vollständigen Studienergebnisse von Ökotest kannst du hier nachlesen.
Tiefenreinigung? Schwarze Kosmetika kann einen gegenteiligen Effekt haben
Schwarze Kosmetika scheint also nicht so wirksam zu sein, wie uns zahlreiche Werbeanzeigen derzeit glauben machen wollen. Schwarze Zahnpasta, die für ein besonders weißes Lächeln sorgen soll, sei zwar laut Professor Dr. Carolina Ganß, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin, nicht schädlich für Zähne und Zahnfleisch, jedoch vermutlich einfach unwirksam. Denn Aktivkohle trägt ihren Namen, weil sie überaus reaktiv ist, also schnell mit anderen Stoffen reagiert und unwirksam wird. Wird Aktivkohle in Zahnpasta mit zahlreichen anderen Chemikalien vermischt, verliert sie vermutlich bereits ihre Wirkkraft, bevor sie in den Mund gelangt. Dies gilt ebenso für die beliebten Peel-Off-Masken, die angeblich so viel Schmutz binden können. Deren Wirkung liegt aber wohl eher in der starken Klebkraft der Masken, die Talg schlichtweg mechanisch aus den Poren ziehen.
Ausgerechnet in den Gesichtsmasken wurden außerdem sogenannte PEG-Derivate gefunden. Dieser schädliche Inhaltsstoff sorgt dafür, dass die Haut durchlässiger für Schadstoffe wird. Reinigt man seine Gesichtshaut also porentief mit einer solchen schwarzen Maske, ist die Haut hinterher viel anfälliger dafür, Giftstoffe aus der Umwelt aufzunehmen.
Im Hinblick auf all diese negativen Befunde sollte man wohl eher die Finger von schwarzen Pflegeprodukten lassen. Zum Glück gibt es aber auch zahlreiche Alternativen zur Gesichtspflege. Wie du dir günstige Gesichtsmasken aus Kaffeesatz anrühren kannst, erklären wir dir hier.
Bildquelle: iStock/petrenkod, iStock/andriano_cz, iStock/Mycolor, iStock/AvGusT174
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