Der eine sagt dies, der andere das und die Werbeindustrie verspricht sowieso etwas ganz anderes. So richtig weiß man eigentlich nie, was man glauben kann – vor allem, wenn es um Beauty-Produkte und deren Wirkung auf die Haut geht. Dass Zahnpasta nicht wirklich gegen Pickel hilft, sollten die meisten bereits gemerkt haben. Doch wie sieht es bei anderen Hautpflege-Mythen aus?
Viele halten sich hartnäckig und werden als DIE Pflegetipps schlechthin empfohlen. Dabei sind viele von ihnen schlichtweg Irrtümer und können der Haut sogar schaden! Welche gängigen Behauptungen in Sachen Hautpflege wirklich in die Märchenecke gehören, damit kennt sich einer besonders gut aus: Biologie-Student und Skincare-Influencer Leon, der auf seinem Instagram-Kanal xskincare mittlerweile über 500.000 Follower schonungslos ehrlich über Inhaltsstoffe in Hautpflegeprodukten aufklärt. Schluss mit Werbelügen und vermeintlichen Wundermitteln: Hier wird Tacheles geredet!
Genau deshalb haben wir Leon mit 15 der größten Hautpflege-Mythen konfrontiert – und er hat uns ganz klar beantwortet, an welchen etwas dran ist und welchen man wirklich gar keinen Glauben schenken sollte. Hier kommen die vermeintlichen Fakten und Leons Tipps!
Was ist an diesen 15 Hautpflege-Mythen wirklich dran?
desired: Mythos #1: Je teurer das Produkt, desto besser sind die Inhaltsstoffe und das Ergebnis auf der Haut.
Leon: Ein großes Thema – oftmals sind teure Produkte NICHT besser, da es oftmals nur um Namen und Branding geht. Allerdings sind Produkte mit Wirkstoffen in richtiger Dosierung und mit richtigem „Delivery System” (Anm. d. Red.: Also solche, die auch wirklich in die Haut eindringen und dort so wirken, wie sie es versprechen) nicht günstig. Aber wenn Produkte über 60 Euro kosten, ist es oft gewollt, nicht notwendig.
Mythos #2: Bei trockener Haut gilt das Motto: viel hilft viel.
Bei trockener Haut gilt vor allem: Nicht nur hydratisieren mit Seren, auch die Feuchtigkeit einschließen mit okklusiven Cremes, denn ohne eine einschließende Creme dringt die Feuchtigkeit wieder aus der Haut aus!
Mythos #3: Pigmentflecken, zum Beispiel durch die Sonne, lassen sich mit der richtigen Hautpflege behandeln.
Ja, Hautpflege kann sie reduzieren. Gerade Niacinamide, Azelainsäure (Anm. d. Red.: beide Wirkstoffe sind in Leons eigenem Hautpflege-Set enthalten, das er mit Colibri Cosmetics kreiert hat) und Retinol helfen, allerdings sollte ein SPF mit hohem UVA-Schutz getragen werden (den geben leider viele Marken nicht an, SPF = UVB-Schutz, PPD = UVA-Schutz). Täglicher SPF ist die Voraussetzung dafür. Bei sehr hartnäckigen Pigmentflecken können Laser durchaus effektiver sein.
Mythos #4: Mischhaut braucht ein spezielleres Reinigungsmittel als trockene oder ölige Haut.
Ob Reinigungsgel, -öl, -milch oder -creme, am Ende ist wichtig, dass das Produkt mild formuliert ist, sich gründlich abwaschen lässt und die Haut nicht austrocknet.
Mythos #5: Sonnencreme ist am ganzen Körper & zu jeder Jahreszeit wichtig.
Anfang Frühling und den Sommer über ja, ich empfehle aber das ganze Jahr über SPF zu tragen. Wer es nicht schafft, warum auch immer, soll es zumindest in den stark bestrahlten Monaten tun. Die Sonne ist das ganze Jahr über aktiv, auch im Winter. UVA dringt durch Fenster und Wolken, lässt die Haut schneller altern und erhöht das Krebsrisiko (nicht so stark wie UVB, aber dennoch!).
Mythos #6: Aknenarben verschwinden durch Microneedling.
Das ist nicht zu pauschalisieren, da es verschiedene Narben gibt, die unterschiedlich behandelt werden müssen. Ob es ein Laser oder eine Form des Needlings ist, das sollte man Expert*innen überlassen!
Aprops Expertin! Wir haben uns in unserem desired-Podcast schon mal mit Dermatologin Dr. Janina Hasert über Wahrheiten und Irrglauben rund um das Thema Hautpflege unterhalten. Hier kannst du die Folge anhören:
Mythos #7: Make-up verstopft die Poren und verursacht Hautunreinheiten.
Ob etwas die Poren verstopft oder nicht, ist ebenfalls nicht zu verallgemeinern, da Haut unterschiedlich reagieren kann. Wird das Make-up gründlich entfernt (nein, Abschminktücher reichen nicht!), sollte es keine Probleme geben.
Mythos #8: Bei Rosacea sind Anwendungen mit Tonerde, aber auch mit Säuren verboten.
Bei Rosacea bzw. Couperose sollte man erstmal zu Mediziner*innen gehen, denn diese Krankheit kann sich verschlechtern, wenn sie nicht behandelt wird. Leichte Säuren wie Mandelsäure oder Poly-Hydroxy-Acids (PHAs) sollten funktionieren, allerdings kann man die betroffenen Stellen auch einfach auslassen.
Mythos #9: Falten lassen sich mit Cremes & Seren und Co. „wegmachen“.
Vitamin A kann durchaus die dichte von Falten beeinflussen, auch Niacinamide zeigen verbessernde Eigenschaften. Allerdings ist Vorhandenes nicht einfach zu entfernen, außer mit professionellen Eingriffen. SPF ist schon mal eine gute Voraussetzung, um vorzeitige Hautalterung zu vermindern. Keine Creme wird einfach Falten entfernen. Wofür auch? Sie gehören zu einem.
Mythos #10: Hautpflege sollte man passend zum Alter wählen.
Das Alter hat wenig mit der Pflege zu tun. Ja, man muss als Teenager nicht unbedingt hohe Dosierungen Vitamin A verwenden, aber Vitamin A hat nicht nur eine Kollagen ankurbelnde Wirkung, sondern erhöht den Zellturnover, welcher bei Akne hilfreich ist – Jugendliche sind oft davon betroffen. Hautpflege hat kein direktes Alter, man kann Wirkstoffe so auswählen, wie sie zu einem passen.
Mythos #11: Sonnencreme und Make-up lassen sich schwer kombinieren, weil alles sonst verschmiert.
Es gibt durchaus Sonnencremes, die sich nach nichts anfühlen, federleicht sind und sich teilweise wie ein Primer verhalten. Allerdings dreht sich der Markt in eine Richtung, wo Firmen die wichtigen Filmbildner nicht mehr verwenden, da unwissende Apps Schwachsinn über Polymere verbreiten, wodurch weniger Kunden Produkte mit synthetischen Polymeren kaufen. Die neuen Polymere lassen sich weder besser abbauen, noch sind sie angenehm auf der Haut, nur ein Schritt mehr fürs Greenwashing.
Mythos #12: Pickelmale lassen sich wegcremen.
PIHs (dunkle Stellen, eher bräunlich oder lila) & PIEs (sichtbare Rötungen) gehen meist von alleine weg. Man kann sie mit chemischen Peelings, Vitamin A, Niacinamide und Azelainsäure schneller behandeln, allerdings nicht ohne SPF! Die meisten Wirkstoffe können die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen.
Mehr Infos findest du auch unter diesem Beitrag:
Mythos #13: Pickel und Mitesser sollte man nie selbst ausdrücken.
Es wird nicht empfohlen, da man oftmals zu fest und zu viel drückt (führt zu Entzündungen, verstärkten Pickelmalen und im schlimmsten Fall zu traumatisierten Narben). Wenn ein Pickel sehr reif ist und nicht schmerzt, kann man ihn mit Wattestäbchen sanft ausdrücken, aber sollte aufhören, wenn es schmerzt oder blutet.
Mythos #14: Ölige Haut darf nicht mit Öl (zum Reinigen oder der Pflege) behandelt werden, da sie sonst noch fettiger wird.
Ein großer Mythos! Ölige Haut kann von Lipiden profitieren, gerade bei Ölen wie Jojobaöl, Squalanen oder Rosehip Oil. Auch Eincremen ist für ölige Haut essentiell, das Austrocknen der Haut führt zu einer erhöhten Talgproduktion.
Mythos #15: Naturkosmetik ist besser für die Haut als „diese ganze Chemie“.
Ein riesiger Mythos. Naturkosmetik muss sich auf Alkohol als Konservierung (über 10 Prozent kann austrocknen und reizen) verlassen, dazu kommen oft Unmengen ätherischer Öle, welche die Haut nur reizen, keine besondere Wirkung haben und mehr Schein als Sein sind. Die Formulierung eines Produkts ist am Ende immer entscheidend.
Danke für die vielen informativen und aufschlussreichen Antworten, Leon!
Bildquelle: Unsplash/Fleur Kaan, xskincare