Moderatorin Charlotte Würdig steht offen zu kleinen Beauty-Eingriffen und macht kein Geheimnis aus ihrem frischen Aussehen. Als Markenbotschafterin von M1 Med Beauty haben wir sie während der Berlin Fashion Week zum desired-Interview getroffen. Mit uns hat sie offen über Beauty-Behandlungen gesprochen und uns ihre ehrliche Meinung zum Perfektions-Wahnsinn verraten.
desired: Es war ein Insta-Post (mittlerweile gelöscht), der dich dazu gebracht hat, zu deinen Beauty-Eingriffen zu stehen. Wie hat sich das Feedback durch deine Ehrlichkeit verändert?
Charlotte Würdig: Man hat mich ja nie offen gefragt, ob ich etwas habe machen lassen, sondern drauf los geschrieben als wäre es DAS Geheimnis überhaupt (lacht). Als mich dann endlich jemand offen gefragt hat, habe ich natürlich dazu gestanden. Warum auch nicht? Plötzlich bekam das Ganze einen anderen Drive. Das war sehr spannend.
Ich habe so viele Zuschriften von Frauen bekommen, die sagten: Endlich mal eine, die zugibt, dass diese drei Liter Wasser am Tag dich nicht so frisch aussehen lassen, wie manches andere. Optimierungen ja, ich habe aber noch nie operativ nachhelfen lassen. Aber es ist ganz wichtig, dass das Fundament stimmt. Es bringt nichts, eine tolle Villa zu haben und der Keller ist nass.
Gibt es einen Beauty-Hype, der dir zu weit geht?
Ich finde es manchmal schwierig, wenn sich junge Mädels komplett verändern. Damit meine ich nicht die Haarfarbe oder Make-up und vielleicht ein bisschen hier und da. Sondern eine Komplettrestaurierung vom Körper! Wenn jemand sich die Brüste machen lässt, weil er es schon immer wollte und sich damit schöner fühlt – super! Aber sehr junge Mädels, die eine coole Sängerin im Fernsehen sehen und sich, weil sie einen tollen Po hat, auch direkt unters Messer legen wollen... das finde ich schwierig.
Meinst du, das ist mehr geworden mittlerweile?
Ich glaube, unsere Möglichkeiten haben sich einfach verändert. War früher die Gucci-Sonnenbrille das Accessoire, das man mit 18 in den Haaren getragen hat, so ist es heute die neue Lippe oder die neue Nasenspitze oder es sind die neuen Wangenknochen oder was auch immer. Natürlich verändert sich die Gesellschaft und das ist gut so, das soll auch so sein. Aber ich glaube, es bedarf sehr, sehr viel Aufklärung. Und das fehlt mir hier und da.
Siehst du dich da auch in der Verantwortung, aufzuklären?
Ja, das ist auch ein Grund, warum ich damit so offen umgehe! Der offene Umgang führt zu Aufklärung. „Viel Wasser und Brokkoli“ ist zwar gesund, wird meine Falten aber nicht auf magische Weise glatt streichen. Die Frauen die diese „Empfehlung“ für bare Münze nehmen sind dann enttäuscht, dass sie nicht plötzlich 10 Jahre jünger aussehen. Das ist unfair. Ich stehe ganz offen dazu, sage aber auch, dass es nicht alles ist, sondern nur das i-Tüpfelchen. Und das muss es auch bleiben.
Social Media löst bei vielen Selbstzweifel aus. Kennst du das auch?
Du musst ja überlegen, wen du dir anguckst. Es bringt dir ja nichts, wenn du dir jetzt eine dralle Blondine anschaust. Du bist aber eine zierliche Brünette – du wirst niemals wie eine dralle Blondine aussehen. Das wäre das falsche Ziel. Davon würde ich mich nicht fertigmachen lassen. Wenn du aber denkst, irgendwie könnten meine Haare anders sein oder meine Kleidung – und du eine Veränderung brauchst – dann finde ich es sogar ganz gut, dass man sich Inspiration holen kann. Am besten, man vergleicht sich mit sich selbst von vor so und so vielen Wochen, Monaten, Jahren. Ich meine mal ehrlich: Ashley Graham ist eine wunderschöne Frau, aber damit brauche ich mich nicht mit zu vergleichen. Das wird nicht funktionieren.
Gibt es trotzdem etwas, was du an dir erst lieben lernen musstest?
Wenn ich etwas nicht mag, dann mag ich es nicht. Fertig. Man kann mich dann auch nicht mehr vom Gegenteil überzeugen. Schönheit ist eben eine sehr persönliche Empfindung. Wenn ich etwas nicht mag, dann versuche ich, es einfach zu akzeptieren oder mich auf die Sachen zu konzentrieren, die mir vielleicht etwas besser gefallen (lacht).
Mal fern ab von Fältchen – was ist das Schöne am Älterwerden?
Die Lebenserfahrung ist so toll. Man weiß so viel, was man nicht will. Also mit 20 weiß man eigentlich gar nicht so richtig, wo man steht. Mit 30 weiß man, was man nicht will. Und mit 40 weiß man, wie man das auch zum Ausdruck bringt. Und das genieße ich sehr.
Vielen Dank für das tolle Interview, liebe Charlotte!
Bildquelle: Matthias Nareyek/Getty Images