Wie war das doch gleich: Wer schön sein will, muss leiden? Diesen Satz haben so einige in der Geschichte der Schönheit ein wenig zu ernst genommen. Während wir heutzutage bei Beauty-Trends meist über Make-up, Wellness oder neue Routinen der Hautpflege sprechen, haben sich Menschen in der Vergangenheit für ein bisschen mehr Schönheit nicht nur selbst verletzt oder verstümmelt, sondern sogar den (nicht so schönen) Tod riskiert. Von giftiger Blässe über das Highlighten von Venen bis hin zu tödlichen Diäten: Wir zeigen dir die verrücktesten und unglaublichsten 16 Beauty-Trends der Geschichte.
Tödliche Blei-Blässe
Kaum zu glauben, doch damals galt es als besonders schön und vornehm, blass zu sein. Aber warum? Schließlich ist doch gebräunte Haut so wunderschön. Heute ja, damals jedoch nicht. Gebräunte Haut war ein Zeichen dafür, dass du harter Arbeit nachgehen musst. Wer hingegen blass war, hatte genug Geld und musste nicht Arbeiten. Blasse Haut wurde zum Privileg. Ein Schönheitsideal, dass sich so sehr steigerte, dass man immer blasser werden wollte. Dies führte vom 15.-18 Jahrhundert vor allem in Europa dazu, dass sowohl schönheitsverliebte Frauen als auch Männer sich eine Mischung aus weißem Blei und Essig ins Gesicht rieben, um blasser auszusehen. Das Ergebnis war nicht nur helle, sondern oftmals auch geschälte Haut. Viele Menschen erlitten eine Bleivergiftung und starben schließlich.
Gefährlicher Nachtschatten
In der italienischen Renaissance und im viktorianischen Zeitalter galt es bei Frauen als schön, sehr zerbrechlich und schwach auszusehen. Besonders beliebt waren hierbei puppenartige große und wässrige Augen. Um das zu erzielen, tröpfelten sich Frauen vor dem Schlafengehen hochgiftigen Nachtschatten auf die Augen. Die Pflanze, die auch Belladonna („schöne Frau“) genannt wird, sorgte zwar für den angesagten Look, hatte jedoch auch einen hohen Preis. Nicht nur, dass sie für verschwommenes Sehen, Schwindel und Kopfschmerzen sorgte, führte sie auch in vielen Fällen bei längerem Gebrauch zur kompletten Blindheit. Ein Fakt, der den meisten Frauen bekannt war, sie jedoch nicht davon abgehalten hat.
Hochgiftiges Augen-Make-up
Keiner ist bekannter für sein dunkles Augen-Make-up als die alten Ägypter. Die machten den schwarzen Lidstrich zu ihrem Schönheitsideal, doch wurde dieser damals nicht einfach mit einem flüssigen Eye-Liner gezogen. Das Make-up war eine Mischung aus Malachit (grünes Kupfererz), Bleiglanz (Bleisulfid) und Kohl auf Bleibasis. Was für die damalige Zeit fortschrittlich klang, entpuppte sich jedoch schnell als hochgiftig.
Baden in Arsen
Nicht nur das einreiben mit der gefährlichen Blei-Mischung stand ganz weit oben auf der Trend-Skala. Im viktorianischen Zeitalter taten Frauen anscheinend so einiges, um möglichst blass auszusehen. Deshalb wurde die Blei-Blässe mit einem neuen Trend gesteigert: Das Baden in Arsen. Frauen tauchten in das hochgiftige Badewasser ein, um eine möglichst milchig weiße Haut zu erhalten. Der Nachteil an diesem Trend: Sie wurden tödlich vergiftet, so dass niemand ihre noble Blässe jemals zu Gesicht bekommen hat.
Rasierte Augenbraunen & hohe Stirn
Das 15. Jahrhundert hatte so einige skurrile Schönheitsideale auf Lager. Nicht nur, dass blasse Haut total im Trend war, auch das Rasieren der Augenbraunen war ein regelrechter Hype. Und wie heute hat auch damals ein Promi für diesen Trend gesorgt: Eine Königin. Elizabeth I. um genauer zu sein. Jede Frau wollte aussehen wie sie und da die Monarchin sehr dünne, fast nicht vorhandene Augenbrauen – und auch Wimpern – hatte, wurde es zum Schönheitsideal dieser Zeit, dass man ganz auf sie verzichtete. Damit nicht genug, denn die Königin hatte auch eine große Stirn. Ja, richtig vermutet: Man entfernte die vorderen Stirnhaare. Als Haarentfernungsmittel verwendete man Walnussöl oder in Ammoniak und Essig getränkte Bandagen. Später sprach man auch immer wieder davon, dass eine hohe Stirn ein Zeichen für hohe Intelligenz sein soll. Ein Symbol, dass sich bis heute gehalten hat.
Schmalzige Perücken
Nicht tödlich aber ekelig: Während Frauen damals körperlich zerbrechlich wirken wollten, sollten die Haare umso größer und voluminöser sein. Prominenteste Trendsetterin war Marie Antoinette, die damals berühmt war für ihre außergewöhnlichen Frisuren, die gerne in übernatürliche Breiten und Höhen gingen. Das wollten alle anderen auch und bastelten sich also Gestelle aus Holz und Draht, füllten diese mit Stroh oder Wolle und legten das Perückenhaar darüber. Jetzt musste das ganze nur noch darauf halten. Dafür sorgten sowohl Bärenfett als auch Rinderschmalz. Als wäre das nicht schon genug, kam zum Schluss noch eine dicke Schicht Puder über alles. Vom üblen Geruch ganz zu schweigen, sorgten diese Perücken nicht nur für juckende Kopfhaut und Läuse, sondern auch für Wunden und Narben auf der Kopfhaut. Und nicht nur das Haar war leicht entflammbar, auch das Tierfett konnte sich schnell entzünden.
Blutegel für noch mehr Blässe
Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Auch, wenn es um den Trend blasser Haut geht. Man könnte sagen, die Menschen hätten damals wirklich alles versucht, um nobel zu wirken. Je blasser, desto höher das Ansehen in der Gesellschaft. Deshalb griff man nicht nur zu Blei und Arsen, sondern auch zu Blutegeln und ließ sich von den Insekten das Blut aussaugen. Der Schmerz hat sich gelohnt, denn der Blutverlust machte sie blasser.
Lotus-Füße in China
Im 10. Jahrhundert breitete sich ein Trend im damaligen China aus, der zur Tradition wurde: winzig kleine und zudem gebogene Füße wurden zum größten Schönheitsideal für Frauen. Hierbei wurden die Knochen in beiden Füßen gebrochen und mit den nach innen eingeklemmten Zehen festgebunden. In den darauffolgenden zwei Jahren trugen sie sogenannte „Lotusschuhe“, die nicht nur dafür sorgten, dass die Füße nicht mehr wachsen und maximal 3 Zoll groß werden (ca. 8 cm), sondern auch eine komplett neue Form erhalten. Die Form der goldenen Lotusblume. Ein Trend, der nicht nur schmerzhaft ist, sondern zu medizinischen Problemen und auch Todesfällen führte. Unglaublich, dass dieser Trend sich bis in das späte 20. Jahrhundert halten konnte.
Die Bandwurm-Diät
Nicht nur blasse Haut und puppenartige Augen wurden zum Beauty-Trend, auch ein schlanker Körper wurde zum Schönheitsideal. Hierfür wurde nicht auf eine gesunde Ernährung oder Sport gesetzt, sondern zu Bandwürmern gegriffen. Einmal geschluckt, breitete sich der Parasit im Körper aus und sorgte innerhalb von kürzester Zeit für großen Gewichtsverlust. Wie man ihn wieder loswurde? Alleine wollte dieser natürlich nicht gehen, so dass entweder Tabletten geschluckt oder aber auch ein spezielles Gerät gegriffen werden musste. Der Arzt Dr. Meyers aus Sheffield erfand für das Entfernen des Bandwurmes ein zylinder-förmiges Werkzeug, dass mit Lebensmitteln gefüllt war. Dieses musste durch den Verdauungstrakt eingeführt werden, was nicht nur unangenehm ist, sondern dazu führte, dass Patienten erstickten.
Betonte Venen
Während heute Wangenknochen hervorgehoben werden, setzte man damals auf etwas ganz anderes: Venen. Da diese durch den Trend der blassen Haut bei vielen Frauen stark zum Vorschein kamen, hob man sie einfach noch mehr hervor. Vorreiterin war selbstverständlich wieder einmal ein Mitglied vom Königshof: Erneut Marie Antoinette. Einige Frauen färbten ihre Venen dafür mit einem blauen Stift ein, andere verwendeten Blutegel, um ihre Venen hervorzuheben. Äußerst beliebt war übrigens das Highlighten der Venen auf ihrer Brust, um besonders „blaublütig“ zu wirken.
Zähne bleachen im Mittelalter
Weiße Zähne sind nicht erst im 21. Jahrhundert zu einem Beauty-Trend geworden. Während wir unsere Zähne heute bei einem Arzt oder im Bleaching-Studio innerhalb kürzester Zeit ganz ohne Bedenken aufhellen können, mussten Menschen in der Vergangenheit zu härteren Mitteln greifen: Mit Hilfe einer selbstgemachten Säure sorgte man für ein weißeres Lächeln. Eine Mischung Tintenfisch und Soda-Bicarbonat – heute als Schwefelsäure bekannt – hellte jedoch nicht nur die Zähne auf. Es zerstörte vollständig den Zahnschmelz, was nicht nur zu höllischen Schmerzen führte, sondern auch zu tödlichen Infektionen.
Ohaguro: Zahnschwärzung
Nicht immer sind strahlend weiße Zähne das Schönheitsideal. „Ohaguro“, was so viel wie „Zahnschwärzen“ bedeutet, gilt als heute gültige Bezeichnung für den japanischen Beauty-Trend, sich die Zähne schwarz zu färben. Der Farbe Schwarz wird in der japanischen Kultur die Bedeutung der Treue zugeschrieben. Und genau diese soll mit dem Bemalen der eigenen Zähne symbolisiert werden. Während einst sowohl Frauen als auch Männer des Hofadels oder auch Samurai ihre Zähne geschwärzt haben, wurde es seit dem 18. Jahrhundert überwiegend nur noch von verheirateten Frauen praktiziert, um der Treue in ihrer Ehe sichtbaren Ausdruck zu verleihen oder von Prostituierten, vor ihrem ersten Kunden. Die aufwendige Herstellung des lackartigen Färbemittels aus Eisenacetat und Gerbsäure sowie die Anwendung lernten die Frauen bereits im Alter ihrer Geschlechtsreife, denn damit war damals bereits die Heirat verbunden. So skurril der Beauty-Trend klingt, haben heutige Forschungen ergeben, dass das Färbemittel mit fauligem Geruch einen Schutz gegen Karies bot.
Haarentfernung mit Röntgenstrahlen
Röntgenstrahlen brachten der Menschheit nicht nur ungeahnte Blicke in das Innenleben unseres Körpers. Bereits wenige Jahre nach ihrer Entdeckung stellte man fest, dass die Strahlen auch Haare entfernen. Und das überall, egal ob an den Beinen, am Rücken oder im Gesicht. So dauerte es also nicht lang und mit dem sogenantnen Tricho-System zur Haar-Entfernung mittels Röntgenstrahlen kam es zu einem neuen Beauty-Boom in den US-amerikanischen Schönheitssalons. Zwischen 1910 und den 40er-Jahren wurden die Strahlen als absolut schmerzlose Methode angeboten. Die Haare fielen aus und die Freude war groß. Doch nicht immer, denn wenn die auserwählten Körperstellen zu intensiv bestrahlt wurden, zeigten sich immer wieder Verbrennungen oder sogar Gewebeschwund. Die Behandlung führte dazu, dass Monate oder sogar erst Jahre später Geschwüre anfingen zu wuchern, die schlussendlich zu Krebs führen konnten. Bereits in den 1920er-Jahren ließ sich bei Hautärzten und Dermatologinnen in den USA eine steigende Anzahl von Patientinnen und Patienten mit Hautgeschwüren und Hautkrebs feststellen. Erst in den 70er-Jahren kam es zu einer Studie, die herausstellte, dass mehr als 35 Prozent aller Krebsfälle bei Frauen, die aufgrund von Strahlung entstanden sind, mit der dauerhaften Haarentfernung durch Röntgenstrahlung zusammenhängen.
Das Korsett: Tod durch schmale Taillen
Heute als neu interpretiertes Oberteil wieder im Trend, gehörte es im viktorianischen Zeitalter zur Unterwäsche jeder Frau: das Korsett. Obwohl es den Körper deformierte, gehörte es zum guten Ton, ein Korsett zu tragen. Wer als Frau keines trug, löste damit förmlich einen Skandal aus und galt als zu „locker“ – was in diesem Fall nicht nur ein schönes Wortspiel darstellt. Einst ein ärmelloses Mieder, entwickelte sich das Korsett mit den Jahren zu einem ausgeklügelten Kleidungsstück mit Hilfe von Stegen, die zu Beginn aus Fischgrätens und päter aus Stahl waren, den Körper der Frau formen sollte. Die durch das Tragen entstandene Wespentaille forderte allerdings so einige wahre Fashion-Victims. Nicht nur, dass eng geschnürte Korsetts zu Verdauungsstörungen und Ohnmacht führten, sie konnten sogar innere Blutungen durch den Druck auf die Lunge verursachen. Im schlimmsten Fall fielen die Frauen dem extremen Modetrend zum Opfer und starben an den Komplikationen, die durch das Tragen eines Korsetts entstanden. Was viele nicht wissen: Auch Männer trugen Korsetts!
Wimpernverlängerung mit der Nadel
Wusstest du, dass Wimpernverlängerungen kein Trend aus dem 21. Jahrhundert sind? Bereits 1882 berichtete der britische Schriftsteller Henry Labouchère in einer seiner Publikationen erstmals von einer Methode, falsche Wimpern anzubringen. Im Gegensatz zu der heute bekannten Methode, war diese allerdings äußerst bizarr. Während heute mit einem Spezialkleber künstliche Wimpern auf dem Augenlidrand angebracht werden, griff man damals zu einer feinen Nadel, mit der einzelne Haare durch die Haut des Augenlids gestochen und lange Schleifen gebildet wurden. Durchgeführt wurde diese Technik ohne jegliches Betäubungsmittel – einige Frauen griffen zur Schmerzlinderung zu Kokain. Ja, richtig gelesen. Denn Kokain galt damals noch nicht als illegale Droge.
Doch nicht nur die Technik war grausam, auch der Grund, warum Frauen sich die Wimpern überhaupt verlängert haben, ist aus heutiger Sicht etwas seltsam: Man nahm an, dass Frauen die Wimpern durch häufigen Sex ausfallen. Um ihre Jungfräulichkeit oder auch Keuschheit zu symbolisieren und so von der Gesellschaft nicht ausgestoßen zu werden, nahmen die Frauen die großen Schmerzen in Kauf. Fatal, denn nicht immer verlief dieser Eingriff ohne Komplikationen. Oftmals kam es zu Infektionen, die zum Tod führten.
Der Dauerwellen-Apparat
Wer glaubt, dass ein Haarstyling mit dem Glätteisen oder Lockenstab lange dauert, kannte bisher die gute alte Haarwellenmaschine nicht. Eine Maschine, die das Ergebnis einer der wohl größten Haartrends um 1900 war. Während der Jahrhundertwende waren Frauen verrückt nach welligen Frisuren. So sehr, dass sie dafür sogar bis zu 10 Stunden unter der ganz schön gruselig anmutenden Haarwellenmaschine saßen. Der elektrisch betriebene Dauerwellen-Apparat sorgte zwar für langanhaltende Wellen, durch technische Probleme wie Überhitzung aber auch immer wieder zu starken Verbrennungen auf der Kopfhaut der Kundinnen, die neben kahlen Stellen auf dem Kopf auch zum Tode führen konnten. Fakten, die die Beliebtheit dieses Trends jedoch kaum minderten. Ende der 1940er-Jahre verdrängte die sogenannte Kaltwelle, bei der keine Wärmezufuhr nötig ist, die bisherige Wellenmaschine.
Zum Sterben schön: Die gefährlichsten Modetrends der Geschichte
Nicht nur das Verlangen nach mehr Schönheit sorgte in der Vergangenheit für gefährliche Trends, auch die Mode. Wir zeigen dir die acht gefährlichsten Modetrends, die im Laufe der Geschichte für Tod, Krankheit und Wahnsinn sorgten – durch Zufall oder Absicht.
Zum Sterben schön: Die 8 gefährlichsten Modetrends der Geschichte