So aktuell wie nie! Ein Film, der erschreckend passend ein wichtiges Thema in der gesellschaftlichen Situation Deutschlands beleuchtet.
Die Stimmung in Deutschland ist gereizt. Eine Verbesserung des Klimaschutzes ist kaum zu erwarten, Diversität hat gegen Ablehnung zu kämpfen und die Europawahl hat gezeigt, dass in der Politik ein Wandel zu erwarten ist. Zudem wirken sich die brodelnden Konflikte im Ausland auch immer stärker auf das gesellschaftliche Miteinander bei uns aus. Normale Diskussionen scheinen aus der Mode gefallen. Gemessen an diesem Rahmen scheint die Romanverfilmung „Ein nasser Hund“, die ab dem 10. Juni bei Netflix im Stream zu sehen ist, wie eine erschreckende Fügung des Schicksals und wirkt aktueller denn je. Regisseur Damir Lukačević zeichnet für die Inszenierung verantwortlich und bewies schon mit seinem Sci-Fi-Thriller „Transfer“, dass er ein Gespür für wichtige Themen hat.
Der Trailer zum Film gibt dir einen Einblick in die Umsetzung des autobiografischen Romans, der ursprünglich von Autor Arye Sharuz Shalicar geschrieben wurde.
Darum geht es in „Ein nasser Hund“
Nachdem seine Familie aus dem Iran nach Berlin geflohen ist, findet sich Soheil (Doguhan Kabadayi) im Problemkiez Wedding wieder. Auf dem harten Pflaster, das keine Fehler verzeiht und das Recht des Stärkeren als einziges Gesetz sieht, versucht Soheil Anschluss zu finden. Neue Freunde sind schnell gefunden, doch Anführer Husseyn (Mohammad Eliraqui) macht deutlich, dass in seiner Crew ausschließlich Araber, Türken und Kurden ein Wörtchen mitzureden haben. Juden haben in seiner Gang nichts verloren. Soheil, der dem jüdischen Glauben angehört, muss eine Entscheidung treffen: Distanziert er sich von seinen neuen Freunden oder baut er seinen Neuanfang in Deutschland auf einer Lüge auf? Die sich anbahnende Beziehung zu einem Mädchen erschwert die Situation zusätzlich.
„Ein nasser Hund“: Grüße aus dem „4 Blocks“-Universum
Bandenkriminalität, interkulturelle Differenzen und ein Blick in die Parallelgesellschaften: „Ein nasser Hund“ begibt sich in das Milieu, welches schon die TV-Serie „4 Blocks“ gekonnt auf die Bildschirme brachte. Mit Darsteller Kida Khodr Ramadan ergibt sich sogar eine offensichtliche Schnittstelle zu beiden Produktionen: Übernahm der gebürtige Beiruter in der preisgekrönten Serie die Hauptrolle, ist er in der Buchverfilmung als Vater von Soheil zu sehen. Authentizität schwebt in beiden Fällen über den Geschichten. Dank dem Einsatz eines überwiegend unbekannten Casts und spannenden Talenten fängt Regisseur Damir Lukačević die Problematik und das Gefühl des Kiezes realistisch ein.
Deutsches Kino, das sich sehen lässt: „Ein nasser Hund“ ist kein Wohlfühlkino, doch trifft mit seiner Inszenierung und bewegenden Geschichte einen gesellschaftspolitischen Nerv. Wichtig und relevant!
