Für Links auf dieser Seite erhält desired ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder lila Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.
  1. desired
  2. Stars & Entertainment
  3. TV & Streaming
  4. Bewegende und aufwühlende Verfilmung eines preisgekrönten Romans kommt bald ins deutsche TV

Emotionales Drama

Bewegende und aufwühlende Verfilmung eines preisgekrönten Romans kommt bald ins deutsche TV

© WDR/Gaumont/Thomas Kost

2018 sorgte der Debütroman von Bettina Wilpert für viel Wirbel. Jetzt ist das Startdatum für die Verfilmung des viel gerühmten Buches bekannt!

+++ Achtung Triggerwarnung: Dieser Artikel thematisiert sexualisierte Gewalt gegen Frauen.+++

Nachdem der Debütroman „Nichts, was uns passiert“ in der Literaturwelt 2018 für viel Aufsehen sorgte, bringen ARD und WDR die gleichnamige Verfilmung bald ins Fernsehen. Am 1. März 2023 läuft der Film mit einer hochkarätigen Besetzung im Ersten um 20: 15 Uhr zum ersten Mal im deutschen TV. Triggerwarnung: Es folgen Erwähnungen von sexualisierte Gewalt: Die Romanverfilmung von „Nichts, was uns passiert“ stellt eine entweder stattgefundene oder eben doch nicht stattgefundene Vergewaltigung in den Mittelpunkt der Handlung. Sie zeigt die verschiedenen Positionen auf, die sich in der Verwandtschaft und im Freund*innenkreis bilden, sobald der Vorwurf der Tat an die Öffentlichkeit gelangt. Außerdem wirft die Handlung einen Blick darauf, wie die deutsche Justiz mit dem Vorwurf der Vergewaltigung umgeht.

Anzeige

Die Romanveröffentlichung von „Nichts, was uns passiert“ fiel mitten in die #MeeToo-Debatte. Um dieses Thema an die Öffentlichkeit zu bringen, mussten die Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor eine Mauer des Schweigens brechen. Ihren Roman „She Said“ hat Regisseurin Maria Schrader verfilmt. Unsere Kolleg*innen von kino.de haben mit ihr gesprochen. Mehr dazu erfährst du im Interview:

She Said: Maria Schrader im Interview

„Nichts, was uns passiert“: Wovon handelt der Film genau?

Über einen gemeinsamen Freund in der Uni-Clique lernen Anna (Emma Drogunova) und Jonas (Gustav Schmidt) sich kennen. Es folgt nach weiteren Begegnungen ein für Anna unbedeutender One-Night-Stand. Danach ist die Beziehung der beiden Protagonist*innen geprägt von Reibung und Provokation. Auf einer Geburtstagsparty treffen sie erneut aufeinander und während Anna stark alkoholisiert ist, kommt es im Anschluss der Feier zum nicht einvernehmlichen Sex. So empfindet es zumindest Anna, die nach der Vergewaltigung traumatisiert ist. Während sie sich sicher ist, dass sie „Nein“ gesagt hat, scheint Jonas von dem Vorwurf überrascht zu sein. Er ist angeblich davon ausgegangen, dass es einvernehmlicher Sex war. Anna zieht sich zunächst in sich selbst zurück. Einzig ihrer Schwester Daria (Katja Hutko) vertraut Anna sich an. Diese rät ihrer Schwester dazu, Jonas anzuzeigen. Der Vergewaltigungsvorwurf dringt an die Öffentlichkeit und das Umfeld sowie die Freund*innen der beiden fühlen sich dazu genötigt, Position zu beziehen. Während der Vorwurf und die Anzeige zu einer Spaltung führen, versucht die Podcasterin Kelly (Shari Asha Crosson) den vermeintlichen Tathergang zu recherchieren und setzt sich mit den unterschiedlichen Haltungen aus dem Umfeld des angeblichen Täters und der Überlebenden auseinander.

Feminismus im Roman „Nichts, was uns passiert“

Der Roman von Bettina Wilpert sahnte nach seiner Veröffentlichung einige Preise ab. Unter anderem wurde der Debütroman mit dem Förderpreis zum Lessing-Preis ausgezeichnet. Er trifft den Ton des Zeitgeists perfekt, denn der Roman „Nichts, was uns passiert“ wurde mitten während der #MeToo-Debatte veröffentlicht. Der Feminismus findet Einzug über die Mutter des angeblichen Täters, die sich als Feministin bezeichnet, aber Anna sofort der Lüge bezichtigt. Ihr Sohn sei selbst Feminist und damit einer von den Guten, der so etwas nie tun würde. Man darf gespannt bleiben, ob und wie der Film diesen Aspekt mit ins von Regisseurin Julia C. Kaiser geschriebene Drehbuch eingebaut hat.

Die Problematik hinter den verschiedenen Perspektiven

Es ist sicherlich wichtig, die verschiedenen Perspektiven aufzuzeigen, wie Buch und Film es tun. Doch auch hier schwingt in der Geschichte noch ein Hauch von Täter-Opfer-Umkehr mit. In der deutschen Medienlandschaft liegt der Fokus nach wie vor auf der Frage, ob jetzt eine Vergewaltigung stattgefunden hat oder ob die*der Überlebende lügt. Dazu wird Stellung bezogen. Nicht zu der Tatsache, dass sich hier eine Frau genötigt gefühlt hat und sich kaum traut, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Wie die Zahlen des Bundesverbands „Frauen gegen Gewalt“ besagen, ist eine Verlagerung der Debatte von Nöten. Und zwar auf die Frage, warum so viele Täter*innen mit Vergewaltigung davonkommen. Denn Studien aus den Jahren 2004 bis 2014 besagen, dass es pro Jahr zu etwa 8.000 Anzeigen wegen Vergewaltigung kommt. Im Jahr 2012 wurden nur 8,4 Prozent der Täter verurteilt. Die Vergewaltigungen, die nicht angezeigt wurden, lagen zwischen 84,5 und 95 Prozent. Den Grund dafür zeigt „Nichts, was uns passiert“ auf: die Reaktionen der Öffentlichkeit. Überlebende haben bereits mit einem Trauma zu leben und müssen sich dann noch öffentlich als Lügner*innen darstellen lassen. Doch tatsächlich stellten sich nur circa 3 Prozent der angezeigten Vergewaltigungen als Falschbeschuldigung heraus.

Anzeige

Du bist selbst von sexualisierter Gewalt betroffen oder kennst jemanden in deinem Umfeld, der davon betroffen ist? Hilfe und Unterstützung findest du beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben unter der Nummer 08000 116 016 sowie beim Hilfetelefon Sexueller Missbrauch unter der Nummer 0800 22 55 530.

Obwohl die #MeeToo-Debatte in letzter Zeit etwas abgeflaut ist, hat sie es möglich gemacht, neue Perspektiven in die Öffentlichkeit zu bringen. Die Verfilmung des Buches einer Frau von und mit anderen Frauen ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Gerade bei dem Thema Vergewaltigung ist es wichtig, dass mehr Frauen zu Wort kommen und ihre Geschichten oder jene ihrer Schwester erzählen. Auch wenn der Fokus in der Debatte noch verschoben werden muss, kann es nie schaden, sich möglichst viele verschiedene Referenzen zu dem Thema zu einzuholen. Es heißt also nicht nur wegen der Topbesetzung im Film: Einschalten!