Gesundheitsgurus bei Instagram werben für Apfelessig, wie George Clooney für Kaffee. Die Flüssigkeit soll dir helfen, dein Traumgewicht zu erreichen. Ich persönlich habe Apfelessig während meiner Diät gelegentlich genutzt, was aber mehr an den positiven Benefits lag, die dem Wundertrunk nachgesagt werden. Schauen wir doch mal gemeinsam, was Studien zu diesem Thema sagen.
Apfelessig Studie: Das Wundermittel zum Abnehmen?
Vielleicht hast du den Hype in den sozialen Medien mitbekommen, vielleicht bist du aber auch auf verschiedene Berichte in Magazinen gestoßen. Apfelessig soll das Wundermittel schlechthin sein, wenn du Pfunde verlieren willst.
Eine der oft zitierten Studien (englischsprachige Quelle) untersuchte, ob Apfelessig die Kontrolle des Gewichts positiv beeinflussen kann und ob sich das Stoffwechselprofil ändert. Es standen sich zwei Personengruppen gegenüber, bei denen eine pro Tag 30 ml Apfelessig und ein Kaloriendefizit von 250 kcal/Tag verordnet bekam. Die Kontrollgruppe reduzierte nur ihre Kalorien, nahm aber keinen Apfelessig zu sich.
Das Ergebnis erstaunt. In der Gruppe mit Apfelessig sanken BMI, Hüftumfang und viszerales Bauchfett, die Proband*innen nahmen deutlich ab. Auch das gute Cholesterin (HDL) war nach Studie höher, wohingegen die Blutfette und das Allgemeincholesterin sanken. Heißt das also, dass Apfelessig ein Wundermittel ist? Das werden weitere Studien zeigen müssen. Diese Untersuchung wurde mit 44 Probanden durchgeführt, die Aussagekraft ist daher begrenzt.
In unserem Video stellen wir dir Tipps vor, mit denen du es schaffst abzunehmen:
Apfelessig Wirkung: Wieso soll er beim Abnehmen helfen?
Es ist schön zu wissen, dass Apfelessig beim Abnehmen helfen soll. Wenn du aber, so wie ich, gern die Gründe verstehst warum, kommt hier eine Erklärung. Es wird davon ausgegangen, dass die Wirkung auf der Regulierung des Blutzuckerspiegels basiert. Apfelessig soll dabei helfen, ihn nach den Mahlzeiten stabil zu halten. Außerdem wird Apfelessig nachgesagt, die Aufnahme der Kohlenhydrate einer Mahlzeit im Darm zu verlangsamen. Das wiederum führt dazu, dass es keine Blutzuckerspitzen gibt. Diese sind es, die den altbekannten Feind einer jeden Diät herausfordern – den guten, alten Heißhunger.
Vermutet wird auch, dass die Essigsäure den Fettabbau direkt unterstützen kann. Das soll passieren, weil Enzyme aktiviert werden, die deine Fettverbrennung fördern. Hier fehlt noch der wissenschaftliche Beweis. Bisher scheinen wir nur zu wissen, dass Apfelessig die Gewichtsreduktion fördert. Das belegt auch eine weitere Studie (englischsprachig), die im Libanon durchgeführt wurde.
Vermutungen deuten also darauf hin, dass einerseits der Blutzuckerspiegel stabilisiert wird, andererseits aber auch die Wirkung von Insulin im Körper verbessert wird. Zudem wird davon ausgegangen, dass Apfelessig den Stoffwechsel ankurbelt und damit zu einem höheren Energieverbrauch führen könnte. Da es in der obigen Studie bei keinem der Proband*innen Nebenwirkungen gab, schadet es nichts, das Selbstexperiment zu starten.
Ist Apfelessig gesund? Das wird ihm nachgesagt
Es gibt viele vermeintliche Superfoods und auch Apfelessig wird als solches vermarktet. Essigsäure gilt als antibakteriell, das hat beim Abnehmen aber keinen Einfluss. Überhaupt gibt es nur wenige Behauptungen zu Apfelessig, für die es einen Beleg gibt. Nachgesagt wird ihm aber vieles.
So soll er, wie schon erwähnt, Blutzuckerspitzen regulieren und zudem die Blutfettwerte senken. Das zeigte sich zumindest bei den Studienteilnehmer*innen der beiden oben verlinkten Forschungsarbeiten. Bei Halsentzündungen nutzen viele Menschen verdünnten Essig aufgrund der antibakteriellen Wirkung, einen Beleg zur Wirksamkeit gibt es aber auch hier nicht. Manche Menschen waschen sich sogar die Haare mit Apfelessig, weil er gegen fettige Haare helfen soll. Ganz schön viele Einsatzbereiche also für eine Flüssigkeit, die seit Jahrhunderten bekannt ist.
Ich persönlich habe Apfelessig genutzt, weil er mir als gesund beschrieben wurde und ich manchmal dem Hype-Train nicht standhalten kann. Ich weiß nicht, ob er mich bei meiner Abnehm-Reise positiv unterstützt hat, geschadet hat er aber auch nicht. Grundsätzlich scheint es wenige Nebenwirkungen für Apfelessig zu geben, auch die Studienteilnehmer*innen berichteten nichts davon. Es macht aber immer Sinn, zuerst mit einer Ärztin oder einem Arzt zu sprechen, insbesondere wegen des Einflusses auf den Insulinspiegel. Gibt dir die Arztpraxis das okay, kannst du das vermeintliche Wundermittel einfach mal ausprobieren.
Apfelessig Diät: Wie gehe ich vor?
Entscheidest du dich, die Apfelessig Diät auszuprobieren, sprich das vorher mit einer Ärztin oder einem Arzt ab. Die Pharmazeutische Zeitung hat eine Reihe von Studien zusammengesucht und auch darauf hingewiesen, dass nicht jeder Mensch Apfelessig problemlos verträgt. Da die Flüssigkeit den Zahnschmelz angreifen kann, solltest du ein Glas Wasser hinterher trinken.
Die Empfehlungen zur Menge sind variabel. Im Schnitt wird dazu geraten, vor jeder Hauptmahlzeit ein Glas Wasser mit ca. zwei Esslöffel Apfelessig zu trinken. Es scheint wichtig zu sein, dass der Apfelessig nicht einfach nur morgens, sondern gezielt vor den Mahlzeiten konsumiert wird. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Wirkung auf den Blutzuckerspiegel aktiviert wird.
Es scheint übrigens auch eine Rolle zu spielen, was du isst. Bestehen deine Mahlzeiten überwiegend aus Proteinen und Kohlenhydraten mit einem niedrigen glykämischen Index, ist der Effekt vermindert. Relevant wirkt Apfelessig wohl immer dann, wenn Blutzuckerspitzen durch schnell verarbeitete Kohlenhydrate drohen. Das geht aus dieser Studie hervor, die den Effekt nur bei Mahlzeiten mit hohen glykämischen Index bestätigen konnte. Aßen die Proband*innen hingegen Mahlzeiten mit einem niedrigen Index, war der Effekt nicht feststellbar.
Apfelessig ist zumindest laut bisheriger Erkenntnisse nicht ungesund, aber ganz sicher auch kein Wundermittel. Um abzunehmen ist es weiterhin erforderlich, dass du weniger Kalorien aufnimmst als du verbrennst.
